Berlin.
Rosemarie Trockel (57), die im November den mit 15.000 Euro dotierten Peter Weiss-Preis der Stadt Bochum erhalten wird, gilt als eine der wichtigsten zeitgenössischen Künstlerinnen.
Seit ihrer ersten Einzelausstellung 1982 in Köln und Bonn fanden ihre Werke vor allem in den USA große Beachtung. 1988 stellte sie im Museum of Modern Art in New York und 1991 im Museum of Contemporary Art in Chicago aus. Bilder und Zeichnungen, Plastiken, Skulpturen und Objekte sowie Videoarbeiten und Installationen umfasst das grenzüberschreitende Oeuvre dieser 1952 in Schwerte geborenen Künstlerin, die sich nie auf eine bestimmte „Linie“ hat festlegen lassen. Obwohl es gerade ihre unverkennbaren „Wollbilder“ waren, die sie anfangs bekannt machten.
In den unterschiedlichsten Gattungen und Medien zu Hause
Tatsächlich ist die in Köln beheimatete Trockel heute in den unterschiedlichsten Gattungen und Medien zu Hause. Ihre Strickbilder und Herdplattenarbeiten – die mancher fälschlicherweise für eine überfeinerte Handwerkskunst hielt – waren indes originäre Erfindungen, mit denen sie sich eine „Marke“ gab. Diese wie einigermaßen „bekannt“ daherkommenden, gleichwohl höchst seltsamen Kunst-Stücke waren auf unterschwellige Art eigenwillige Kommentare zur marktorientierten Kunstproduktion - und zugleich Auseinandersetzungen mit Phänomenen wie der Minimal Art oder der Pop Art. In jedem Fall erregten Trockels „Strickereien“ Aufsehen. Und das nicht nur wegen ihrer vorgeblichen Beiläufigkeit. Denn das Interesse der Künstlerin galt immer auch gesellschaftlich und kulturell geprägten Symbolen, Emblemen und Codierungen; ihnen wendet(e) sie sich aus einer spezifisch weiblicher Perspektiven zu.
Ein ungemütliches „Haus für Menschen und Schweine“
Seither hat Trockel, die trotz ihrer avantgardistischen Tendenzen in der künstlerischen Tradition, etwa der Pop Art oder Duchamps’ Readymades, verwurzelt ist, mit ihren Arbeiten eine konzeptionelle, medial grenzüberschreitende Strategie entwickelt. Jüngere Beispiele sind Skulptur-Projekte wie „Less Sauvage than Others“ („Weniger wild als andere“, die sie u.a. im Skulpturenpark Köln und in der Rohrmeisterei Schwerte realisierte - poesievoll-irritierende Ensembles, die mit dem Dasein auf der Schwelle zwischen Natur und Kunst zu spielen scheinen. Legendär ist Trockels 1997 mit Carsten Höller realisierter Beitrag für die Documenta X – in Kassel setzte sie ein ungemütliches „Haus für Menschen und Schweine“ in Szene.
Trockel engagiert sich für die Förderung junger Künstlerinnen und Künstler
Eine weitere auffällige Besonderheit Rosemarie Trockels ist der gesellschaftliche Impetus, der ihren mal sinnlichen, mal verstörenden Arbeiten inne ist, den sie aber auch als „Privatfrau“ vertritt. Trockel ist Mitbegründerinnen des Vereins „Kölner Loch“, der sich während der Diskussion über den Abriss der Kunsthalle in Köln für einen Nachfolge-Bau einsetzt. Des Weiteren engagiert sie sich für die Förderung junger Künstlerinnen und Künstler.