Bochum. .

Die Siegfried-Heimer-Stiftung finanziert im Bochumer Bergmannsheil ein 160.000 Euro-Mikroskop zu Erforschung von Muskelschwund. Das High-End-Mikroskop kann Partikel im Bereich von Tausendsteln Millimetern präparieren.

Erich Riethmüller war begeisterter Segler als er mit Anfang 40 immer atemloser wurde und das Treppensteigen ihm immer schwerer fiel. Es dauerte ein wenig, doch irgendwann stand die Diagnose fest. Er hat eine Form des Muskelschwunds. Muskelschwunderkrankungen sind bisher nicht heilbar.

In der Neurologischen Klinik des Bergmannsheil sitzt eine Arbeitsgruppe zu dieser Krankheit, die das Haus zu einem der international führenden auf dem Gebiet der Erforschung und Behandlung von Muskelschwunderkrankungen gemacht hat.

Forschung auf Champions-League-Niveau

Oberarzt Prof. Dr. Matthias Vorgerd ist froh, dass er seit kurzem auf eine neue Spitzentechnologie zugreifen kann, die es ihm ermöglicht, weiter „auf Champions-League-Niveau“ zu forschen. Für 160.000 Euro konnte das derzeit beste Laserdissektionsmikroskop angeschafft werden. Ermöglicht wurde der Erwerb des High-End-Geräts durch die Heimer-Stiftung, die sich eine nachhaltige Erforschung der Krankheit zum Stiftungsziel erkoren hat. Der 78-jährige Bielefelder Stifter Siegfried Heimer ist selbst von der Krankheit betroffen. Er kritisiert, dass diese Erkrankung aufgrund ihrer Unheilbarkeit über keine Lobby in der Pharmaindustrie verfügt.

Mit dem auf den ersten Blick unspektakulär aussehenden Gerät lassen sich winzigste Proben kranken Muskelgewebes exakt präparieren und analysieren. Mittels eines Lasers werden aus ohnehin schon kleinen Mengen Gewebes tausendstel Millimeter kleine Partikel herausgeschnitten. Aus diesen lassen sich womöglich Ansätze zum Verständnis der Krankheitsentwicklung herauslesen. Daraus, so Vorgerd, könnten eventuell therapeutische Ansätze entwickelt werden.

Viele Proben werden untersucht

Bis dahin ist es aber noch ein unabsehbarer Weg. Aktuell kann das Mikroskop aber auch dazu dienen, die oft schwierige Diagnose der Krankheit zu verbessern. Über 200 Proben pro Jahr werden hier untersucht, zugesandt aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland. Das Muskelzentrum im Bergmannsheil behandelt zurzeit zusätzlich gut 1200 Patienten ambulant, weitere 250-300 stationär.

Das Mikroskop ist eines von nur zweien, die es derzeit in Deutschland gibt. „Das Mikroskop schließt eine Lücke im Ruhrgebiet“, sagt Dr.Vorgerd, der sich nun auf Augenhöhe mit der internationalen Forschungskonkurrenz in Paris, London und Newcastle sieht.

Erich Riethmüller ist in dieser Hinsicht ein besonderer Patient. Er stammt aus einer für die Forschung hoch interessanten Großfamilie, deren Mitglieder fast durchgängig betroffen sind. Der Patient weiß, dass er nicht mehr von möglichen, weit zukünftigen Therapien profitieren können wird. Aber, so Riethmüllers Hoffnung:, „Vielleicht ja meine Neffen“.