Bochum.

Das LWL-Universitätsklinikum richtet eine Sprechstunde für geistig Behinderte mit seelischen Erkrankungen ein. Auch eine eigene Station wird angestrebt.

Drei bis fünf Prozent der Bevölkerung gelten als geistig eingeschränkt - und sind besonders häufig von psychischen Erkrankungen betroffen. Diagnose und Behandlung sind bei diesen Patienten wenig ausgeprägt. Das LWL-Universitätsklinikum will diese Versorgungslücke schließen.

Ab Oktober richtet die Klinik für Psychosomatische Medizin an der Alexandrinenstraße eine Sprechstunde eigens für geistig Behinderte mit seelischen Störungen ein. „Für diese Gruppe gibt es im gesamten Ruhrgebiet nur eine Spezialstation mit rund 20 Plätzen in Dortmund-Aplerbeck. Dabei gehen wir allein in Bochum von 15 000 Menschen mit Intelligenzminderung aus. Dieser Personenkreis leidet viermal häufiger an Depressionen, Psychosen oder Schizophrenie als die Allgemeinbevölkerung, ohne dass es hinreichende Hilfsangebote gibt. Denn allzu lange wurden die psychischen Auffälligkeiten und Symptome der Behinderung zugeschrieben“, konstatiert Prof. Dr. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik.

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Von DerWesten

Dass die Seele erkrankt ist, ist bei geistig Behinderten oft schwer zu erkennen. Beispiel: Depressionen. Die äußern sich hier meist nicht in Worten, sondern allein im Verhalten; die berühmt-berüchtigte Couch bleibt in der Regel unberührt.

Nicht nur die Diagnose, auch die psychotherapeutische Behandlung eines geistig Behinderten bedarf eines fundierten Fachwissens und Erfahrungsschatzes. Dafür steht Dr. Knut Hoffmann. Der Experte auf dem Gebiet der „Psychischen Störung und Intelligenzminderung“ war zuletzt in einer Fachklinik in Göttingen tätig. Im Mai wechselte er nach Bochum. Als stellvertretender Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik widmet er sich verstärkt der Gruppe der geistig Behinderten. Auftakt seiner intensiven wissenschaftlichen Aufbereitung ist ein Einführungs-Symposium am 2. Oktober. Der Fachkongress ist zugleich Start der Sprechstunden in der LWL-Klinik.

Neben dem neuen Beratungs- wird ein dauerhaftes Behandlungsangebot an der Alexandrinenstraße angestrebt. „Wir planen die Schaffung einer Spezialstation mit anfangs zehn Behandlungsplätzen. Der Bedarf in der Region ist riesig. Während Dortmund-Aplerbeck hauptsächlich das östliche Ruhrgebiet bedient, könnte unsere Einrichtung den erkrankten geistig behinderten Menschen im mittleren und westlichen Revier zugute kommen“, erklärt Prof. Dr. Juckel. Das allerdings ist noch Zukunftsmusik. Während für die Sprechstunden bereits zusätzliches Personal eingestellt wurde, haben die Gespräche mit den Krankenkassen über die stationären Behandlungsplätze gerade erst begonnen.