Bochum.

In Bochum wurde im Josef-Carree jetzt die Interdisziplinäre Studienambulanz eröffnet. Kardiologie und Neurologie forschen im Katholischen Klinikum nun gemeinsam.

Was seit zwei Jahren auf dem Gelände des St. Josef-Hospitals verstreut war, ist jetzt zentral und vorzeigbar untergebracht: Im Josef-Carree wurde die Kardiologische Studienambulanz des Katholischen Klinikums eröffnet.

Hier werden neue Medikamente und Methoden vor ihrem Einsatz in klinischen Studien „einer sehr sorgsamen und verantwortungsvollen Prüfung unterzogen“, wie Privatdozent Dr. Christoph Hanefeld, Geschäftsführender Oberarzt der Medizinischen Klinik II und Leiter der Studienambulanz, am Donnerstag eingangs betonte. Ausgerichtet nach strengsten Kriterien und fachlich-ethischer Begleitung böten sich Patienten so schon modernste Therapien an, lange bevor sie von Ärzten und Kliniken als Standard eingesetzt würden.

Einige aktuelle Studien der Universitätsklinik St. Josef zählte Prof. Dr. Andreas Mügge, Direktor der Medizinischen Klinik II, auf: etwa zum Vorhofflimmern, zum Einsatz eines Ersatzstoffes für Marcumar, zur Herzinsuffizienz oder zur Anhebung des („guten“) HDL-Cholesterins. Die Forschung sei nicht nur für die Patienten wichtig, sondern auch für die Mediziner interessant und wichtig, führte Professor Mügge aus: „Es ist hochgradig spannend, nach dem Warum zu fragen.“ Neugier sei die Voraussetzung für Entwicklung, die Schlüsselfrage laute „Warum?“.

Im Herbst beginnt eine Studie zur Optimierung der Therapie bei Multipler Sklerose

Die jetzt eröffnete Studienambulanz, außer der Leitung ausgestattet mit dreieinhalb Stellen, forscht auch interdisziplinär - die Klinik für Neurologie des St. Josef-Hospitals ist mit im Boot. Für sie stellte Privatdozent Dr. Andrew Chan, Leitender Oberarzt, ein Beispiel vor, das zugleich verdeutlichen sollte, dass hier nicht nur für die Pharmaindustrie geforscht wird, sondern auch selbstinitiierte Studien bearbeitet werden. Bei dieser im Herbst beginnenden Studie geht es um die Optimierung der Therapie bei Multipler Sklerose. Bei dieser Erkrankung wird zur Verlangsamung der Krankheitsschübe Mitoxantron eingesetzt, das als eine Nebenwirkung Herzmuskelschädigungen auslösen kann. Genau hier soll die Studie „MSCardioPro“ ansetzen, die mit 50 Patienten durchgeführt werden soll.

Die erste klinische Studie wird übrigens in der Bibel im 1. Buch Daniel, Vers 12-15 beschrieben - es geht um die richtige Ernährung: Das erfuhren die Bochumer Eröffnungsgäste von Prof.Dr. Heike von der Leyen, Geschäftsführer der Hannover Clinical Trial Center GmbH und selbst Kardiologe. Sein Thema am Donnerstag: „Klinische Studien und der Nachweis der Wirksamkeit und Sicherheit einer neuer Therapie.“ Sein Fazit: Die klinische Forschung ermöglicht medizinischen Fortschritt unter Beachtung von Sicherheit und Wirksamkeit - im Fokus stehe das Medikament, über das man etwas erfahren wolle.

Ein Beispiel für den Nutzen einer klinischen Studie laut von der Leyen: das Projekt, das u.a. einen klaren Zusammenhang zwischen der Reduktion von Schlaganfällen und der medikamentösen Behandlung von Bluthochdruck ergeben habe. Auch der Einfluss der Lebensführung auf die Häufigkeit von Herz- und Gefäßsysteme betreffende Ereignissen sei durch Studien klar nachgewiesen - aber auch die vielfache Nichtbeachtung der Therapieempfehlungen.