Bochum. .

Es ist ein Déjà-vu, das hatten wir doch kürzlich erst: Krokodil-Alarm an der Ruhr. Dieses Mal ist das Tierchen nicht im Kemnader See gesichtet worden, dieses Mal soll es sich in Dahlhausen herumtreiben. Dieses Mal ist sogar von zwei Tieren die Rede, im April war es noch eins.

Wenn es so weitergeht, muss der nächste Teil der Kino-Komödie „Crocodile Dundee“ zwangsläufig in Bochum gedreht werden. Genug Filmteams waren am Montag schon vor Ort. Auf der Suche nach Zeugen, die Hinweise zur Ergreifung der Panzerechse(n) geben können, auf der Suche nach Spuren, auf der Suche der tierischen Story.

Sonntagnachmittag war der Krokodil-Notruf bei der Polizei eingegangen. Eine Jugend-Clique, fünf Leute zwischen 12 und 19 Jahren, hatte Alarm geschlagen. Die Freizeitschwimmer wollten gleich zwei Krokodile in Dahlhausen entdeckt haben. Eines habe auf einer Insel nahe der Lewackerstraße gelegen und sei 1,80 Meter groß, ein anderes sei auf sie zugeschwommen. „Sie hätten daraufhin panikartig die Ruhr verlassen, haben uns die Zeugen berichtet“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Die Polizei nehme die Hinweise ernst, verstärke ihre Streife am Ruhrufer, „aber wir wollen keine Hysterie erzeugen“, so Schütte. Bis gestern spätnachmittags hätten sich keine weiteren Zeugen gemeldet, die jungen Leute seien allerdings weiter bei ihren Angaben geblieben.

An der Ruhr sah die Stimmung am Tag nach Kollege Krokos angeblichem Erscheinen so aus: Es waren neben zahlreichen Reportern und Kamerateams auch einige Spaziergänger und Wassersportler unterwegs, die sich scheinbar nicht verrückt lassen machen wollten, die ihre Witzchen über das „Ungeheuer aus der Ruhr“ machten, die aber doch wachen Auges aufs Wasser blickten. Ein Pärchen saß unterhalb der DLRG-Station an der Ruhrmühle: „Wir sitzen oft hier, sind nicht wegen des Krokodils gekommen“, sagte der Mann. Eine Kamera hätten sie trotzdem mitgenommen, „man weiß ja nie“.

Im April hatten zwei junge Hattinger von einem Krokodil im Kemnader See berichtet, danach war das Tierchen allerdings nicht mehr in Erscheinung getreten. Dr. Wilfried Werner vom Bochumer Tierpark hält es für unwahrscheinlich, dass es sich bei dem jetzt diskutierten Tier um das Krokodil vom April handeln könnte: „So lange hätte das nicht in der Ruhr überlebt. Dazu war es im April zu kalt.“ Jetzt, mit den sommerlichen Temperaturen, steige eine Überlebenschance: „Den Sommer könnte es schaffen“, sagt Werner. Auch er war am Montag ein gefragter Mann: Etliche Reporterteams baten ihn um seine Einschätzung.

Der Experte vom Tierpark kann sich vorstellen, dass ein Privatbesitzer ein Tier in der Ruhr ausgesetzt haben könnte: „Solchen Menschen wird das Tier plötzlich zu groß, dann lassen sie es frei.“ Als eine große Gefahr für Spaziergänger oder Wassersportler sieht Werner ein Krokodil nicht: „Wenn das Tier die Chance hat auszuweichen, wird es eher nicht angreifen.“

Davon ging auch eine Polizistengruppe aus Essen aus, die sich gestern zu einem Dienstgruppenausflug an der Ruhrmühle getroffen hatte, um von hier mit Booten zum Baldeneysee zu fahren. „Wir passen bestimmt nicht ins Beuteschema eines Krokodils“, sagte einer. Sein Kollege Sven Lewandowitz zeigte ein Foto von einem Wels, fast zwei Meter groß. Aufgenommen vor einem Jahr an der Ruhr. „Den Fisch könnte man glatt für ein Krokodil halten“, sagte er. Vielleicht wird’s also doch nichts mit „Crocodile Dundee“, dafür gibt’s womöglich eine Fortsetzung von „Ein Fisch namens Wanda“.