Bochum. .
Im Kemnader See zwischen Bochum und Witten schwimmt ein kleines Krokodil. Vermutlich wurde es ausgesetzt. Ein Experte sagt, dass es im kalten Wasser nicht lange überleben kann. Es könne nur Tieren – allenfalls kleinen Hunden – gefährlich werden.
Auf den ersten Blick ist es kaum von den toten Baumstämmen im Wasser zu unterscheiden. Nur zwei Augen und die Nasenlöcher schauen aus dem Wasser. Wenn es sich dreht, dann sieht man kurz die spitzen Zähne und den hellen Bauch. Dann taucht es wieder unter. Ein kleines Krokodil genießt in der Ruhr zwischen Lakebrücke und Autobahn die Sonnenstrahlen.
Über die Herkunft des etwa einen Meter langen Reptils können auch Experten nur rätseln: „Wahrscheinlich ist es ausgesetzt worden“, sagt Dr. Wilfried Werner vom Tierpark Bochum. Es sei nahezu ausgeschlossen, dass das Raubtier schon lange in Freiheit lebe oder irgendwo ausgerissen sei. „Das sind wechselwarme Tiere.“ Deren Körpertemperatur sei immer genauso warm wie die Umgebung. Deshalb sei auch das Lebensende in Kürze absehbar. Normalerweise leben die Tiere in heißen Regionen der Erde.
Geht Gefahr von dem Krokodil aus? „Um Menschen muss man sich keine Sorgen machen“, sagt Werner. Zum Beuteschema der kleinen Krokodile gehörten Vögel oder kleinere Wassertiere. Für Hunde sei die Frage nicht generell zu beantworten. „Das kommt ganz auf den Hund an.“
Es mache keinen Sinn, das Tier einzufangen, sagt Werner. „Wo will man mit dem Suchen anfangen?“ Das Krokodil halte sich die meiste Zeit des Tages unter Wasser auf. Es könne längst an einer anderen Stelle sein. Werner spricht von einem „Glückstreffer“, das Mini-Krokodil überhaupt zu sehen zu bekommen.
Völlig überrascht ist auch die Pressesprecherin des Freizeitzentrums Kemnade, der Betreibergesellschaft des Kemnader Sees. „Wir haben noch nie von einem Krokodil im See gehört“, sagt Claudia Spoo, die gleich nach der Größe des geschuppten Räubers fragt. Auch aktuell gebe es keine Hinweise. Das Freizeitzentrum wolle aber bei Gelegenheit einen Mitarbeiter rausschicken, um die Sache zu überprüfen.
Auch bei der Polizei ist das Telefon noch ruhig geblieben. Zuletzt habe man häufiger etwas von wildlebenden Papageien gehört. Ein Krokodil sei aber am Notruf noch nie untergekommen.
Fraglich, ob es sich bei dem Krokodil um ein artengeschütztes Exemplar handelt. „Wenn es ein Kaiman ist (so sieht es nach der Beschreibung aus), dann wäre er artengeschützt“, sagt Werner. Häufig seien aber die Halter mit nichtartengeschützten Exemplaren überfordert. Er erinnert an die Mülheimer Gift-Cobra. „Leider gibt es keine Beschränkungen wie bei Hunden.“
Gestern sind in dem Bereich viele Hundebesitzer unterwegs. Kathleen Mainzer lässt ihre Bearded-Collie-Hündin Elli bedenkenlos in der Ruhr plantschen. „Ich gehe nicht davon aus, dass das Krokodil auf der Lauer liegt, um unsere Hunde zu fressen.“