Bochum. Drei Monate, von Januar bis März 2010, bleibt das Planetarium geschlossen, aber danach wird von Bochum aus das Universum so „erobert”, wie man es vorher noch nie zu sehen bekam. Erstmals sind Blicke „von außen” auf unsere Milchstraße möglich.
Dank eines neuen Projektionssystems, das die Stadt für drei Millionen Euro bei Zeiss eingekauft hat, werden extrem ferne Sichtweisen Wirklichkeit: So sind erstmals Blicke „von außen” auf unsere Milchstraße möglich.
Das ist das Neue. Denn bisher wurde unter der Kuppel des Planetariums der „starre” Sternenhimmel dargestellt, so wie wir ihn von der Erde aus sehen können, vom Ruhrgebiet aus oder, wenn man das lieber mag, auch vom Nord- oder Südpol aus.
Bisher wurde "nur" der normale Sternenhimmel gezeigt
Über 9 000 leuchtende Sterne brachte der zentrale Projektor, der im Jahr 2000 ebenfalls von Zeiss eingekauft wurde, bisher auf die Kuppel. Damit sei Bochum schon Weltspitze. Nirgendwo gebe es einen brillanteren Sternenhimmel als in diesem einzigen Großplanetarium des Ruhrgebiets.
Doch jetzt wird ein Kosmos-Gang zusätzlich eingelegt: Der neun Jahre alte Sternenprojektor bleibt zwar im Planetarium, wird aber mit acht neuen Videoprojektoren der Marke „Velvet” verbunden. Damit sind, wie Prof. Susanne Hüttemeister erläutert, visuell atemberaubende Flüge durch unser Sonnensystem bis weit hinaus zu den Sternen möglich. Die Leiterin des Planetariums nennt auch naheliegendere Beispiele: „Wir fliegen zum Mars und landen drauf.” Das wurde gestern ansatzweise schon im Computerraum gezeigt. Olympus Mons, der mit 22 km höchste Vulkan des Sonnensystems, wurde dabei aufgespürt. Auch den durch ein Seebeben im Südpazifik ausgelösten Tsunami, der in Samoa wütet, konnte man dank aktueller NASA-Bilder erkennen.
Ferne Galaxien im Bild, aber auch den Mars
So werden etwa ab Ende März 2010 auch die Kulturhauptstadt-Besucher unter der Kuppel des Bochumer Planetariums die Ansichten fremder Welten erleben können. Millionen Lichtjahre entfernte Galaxien erscheinen im Bild, und animierte Sequenzen verdeutlichen kosmische Zusammenhänge, sichert das Planetarium-Team zu. Fünf verschiedene Astronomie-Programme werden dafür vor Ort entwickelt, schildert technischer Direktor Helmut Schüttemeier.
Diese „Reisen” werden übrigens auch im Sonderprogramm des Ruhr.2010-Projekts „Local Heroes” präsentiert.
Rettung des Planetariums
Das neue Zeiss-System, dass den Besuchern das Weltall so viel näher bringen soll, ist gleichzeitig die Rettung des Planetariums. Mit der bisherigen Technik, sagt Prof. Hüttemeister offen, wäre das Institut spätestens 2011 am Ende gewesen und hätte geschlossen werden müssen. Simpler Grund: Für die derzeitige Technik würden keine Teile mehr produziert, weil eben das neue System, Ganzkuppel-Videosystem oder FullDome-Videosystem genannt, den Markt erobere. Damit könne man die gesamte Planetariumskuppel mit einem digitalen, bewegten Bild füllen.
Im Bochumer Planetarium wird übrigens auch die Bestuhlung erneuert, um die 230 neue Sessel, angeordnet wie im Amphitheater. Hüttemeister rechnet mit einem weiteren Anstieg der Besucherzahlen. In den letzten Jahren wuchs deren Zahl schon auf 140 000.