Berlin/Washington. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat eine Rakete auf dem Mond einschlagen lassen. Durch den Aufprall in einem Krater soll festgestellt werden, ob es auf dem Mond Eis gibt, außerdem soll der Mond noch genauer kartiert werden.
Mit dem spektakulärsten Experiment seit der Mondlandung vor 40 Jahren hat die US-Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa am Freitag international für Aufsehen gesorgt. Um 13.31 Uhr MESZ wurde die 2,3 Tonnen schwere ausgebrannte Oberstufe der Trägerrakete der Mondsonde LRO gezielt im Cabeus-Krater am Südpol des Erdtrabanten zum Absturz gebracht. Vier Minuten später zerschellte der Sonden-Einschlagskörper LCROSS auf der Mondoberfläche. Er hatte zuvor die bei dem gewaltigen Aufprall aufgewirbelte schätzungsweise zehn Kilometer hohe Wolke aus Mineralien mit Kameras und anderen Messinstrumenten untersucht.
Der Mond soll vermessen werden
Die Wissenschaftler wollen damit ihre Hypothese bestätigen, dass es auf dem Boden des Kraters, der nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, Wassereis gibt. Die Nasa geht davon aus, dass durch den Aufschlag der Raketenstufe bei 9010 Stundenkilometern ein Loch von etwa 20 Metern Durchmesser und fünf Metern Tiefe entstanden ist und etwa 400 Tonnen Mondmaterie aufgewirbelt wurden. Das Experiment wurde auch von der Erde und mit Satelliten, darunter das «Hubble»-Weltraumteleskop, beobachtet und im Bild festgehalten.
Die Mondsonde war am 18. Juni in Cape Canaveral (Florida) gestartet worden. Fünf Tage später schwenkte sie auf eine Mondlaufbahn ein. Ziel der rund 480 Millionen Euro teuren Mission ist unter anderem die Kartierung des Erdtrabanten mit bisher unerreichter Genauigkeit, die Erkundung von Landestellen für künftige bemannte Flüge und die Suche nach Wasser an den Polen. Dazu umkreist der Orbiter den Mond rund ein Jahr lang in 50 Kilometern Höhe und macht Aufnahmen mit einer Auflösung von etwa einem halben Meter.
Forscher aus Deutschland sind beteiligt
Deutschland ist mit zwei Forschergruppen an der Mission beteiligt. So hilft ein Team vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Technischen Universität Berlin bei der geophysikalischen und geodätischen Interpretation der Daten des Laser-Höhenmessers LOLA. Das Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster bringt zudem seine Expertise auf dem Gebiet der geologischen Bilddatenauswertung und Altersbestimmung für die Aufnahmen der Mondkamera LROC ein.
Die Berliner Wissenschaftler streben zudem die hochpräzise Vermessung der Landestellen der «Apollo»-Mondmissionen aus den Jahren 1969-72 an. Erste Aufnahmen hat die Sonde davon bereits Anfang Juli gemacht. (ddp)