Bochum. In Bochum gastiert ein Sternekoch. Doch der Guide Michelin lässt die Stadt links liegen. Warum? Zwei Branchenkenner haben da einen Verdacht.

In Bochum steht ein Sternekoch am Herd – wenn auch nur für einen Abend. Als Gast im „Activ Campus“ wird Michael Dyllong am 7. Juni ein Vier-Gang-Menü zubereiten. Für Freunde gehobener Kulinarik in Bochum ist es eine rare Stern-Stunde. Anders als andere Ruhrgebietsstädte gibt es hier kein einziges Sterne-Restaurant.

Michelin-Sterne: Bochum geht regelmäßig leer aus

Es ist die wohl begehrteste Auszeichnung für Gastronomen: der Michelin-Stern. Jährlich kürt der Restaurantführer Guide Michelin die besten Feinschmeckertempel in Deutschland. 52 Lokale in Nordrhein-Westfalen wurden 2024 ausgezeichnet. Ein Drei-Sterne-Restaurant hat NRW nicht. Zwei Sterne schmücken das „Coeur D‘Artichaut“ in Münster, „Ox & Klee“ in Köln und „Vendôme“ in Bergisch Gladbach. An 49 Türen prangt ein Stern, darunter dreimal in Essen, jeweils zweimal in Dortmund und Dorsten sowie jeweils einmal in Duisburg und Velbert.

Sternekoch Michael Dyllong ist am 7. Juni beim „Supper Club“ im Bochumer „Activ Campus“ zu Gast.
Sternekoch Michael Dyllong ist am 7. Juni beim „Supper Club“ im Bochumer „Activ Campus“ zu Gast. © WAZ Bochum | Andrews

Branchenkenner hält das „Five“ für den ersten Anwärter in Bochum

Warum geht Bochum regelmäßig leer aus? „Weil man uns übersieht. Das gilt auch für Herne“, sagt Tom Thelen, Chefredakteur des Restaurantführers „Bochum geht aus“. Das „Five“ am Hellweg hätte längst einen Stern verdient, meint Thelen, ebenso wie die „Gute Stube“ im Parkhotel Herne. „Aber Michelin hat beide Städte bisher nicht auf dem Radar.“

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Das, so Thelen, könnte auch finanzielle Gründe haben. Für ein profundes Urteil besuchen die Tester („Inspektoren“ genannt) ein Lokal in der Regel mehrfach inkognito. Das geht ins Geld. Die Auswahl gerade bei neuen Anwärtern sei entsprechend eingeschränkt.

„Livingroom“-Chef hat die Michelin-Redaktion angeschrieben

Lukas Rüger ist aktiv geworden. Im vergangenen Jahr hat der Chef der „Livingroom“-Restaurantgruppe einen Brief an die Michelin-Redaktion geschrieben und gebeten, sich doch bitte auch einmal mit Bochum zu beschäftigen. „Tatsächlich wurde mir zugesichert, dass die Inspektoren informiert werden.“ Zumindest für die Ausgabe 2024 allerdings noch ohne Ergebnis.

Auch für Rüger käme – „neben Diergardts Kühler Grund“ in Hattingen – als einziges Restaurant in Bochum das „Five“ infrage. Das gehört zur „Livingroom“-Gruppe und hat an anderer Stelle bereits überzeugt. Im Restaurantführer Gault & Millau wurde das regelmäßig zwei Monate im Voraus ausgebuchte 20-Plätze-Menürestaurant 2023 mit einer roten Haube gelistet: was laut Gault & Millau als „herausragendes Merkmal innerhalb ihrer Kategorie“ zu deuten ist. Der „Grüne Gaul“ im Ehrenfeld wurde gleichfalls auf Rot höhergestuft. Jetzt gelte es, auch die Aufmerksamkeit des Guide Michelin zu gewinnen, so Lukas Rüger. „Wer einmal drin ist, steht immer unter Beobachtung.“

Hereinspaziert: Patricia Andrew lädt zum exklusiven kulinarischen Abend in ihrem „Activ Campus“ an der Vierhausstraße ein.
Hereinspaziert: Patricia Andrew lädt zum exklusiven kulinarischen Abend in ihrem „Activ Campus“ an der Vierhausstraße ein. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Michael Dyllong ist am 7. Juni im „Activ Campus“ zu Gast

Bereits in der Sterne-Riege etabliert ist Michael Dyllong. „Er ist bekannt für seine kreative und innovative Küche in verschiedenen Dortmunder Restaurants, darunter das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant ,Stage‘“, sagt Patricia Andrew, Betreiberin des „Activ Campus“ an der Vierhausstraße 92.

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In ihrem Lifestyle- und Seminarzentrum wird regelmäßig zum „Supper Club“ eingeladen. Bis zu 30 Gästen wird ein hochklassiges Menü inklusive Aperitif-Empfang und Wasser serviert. Am Freitag, 7. Juni, um 18 Uhr werden die Besucher von Michael Dyllong bekocht. Die Speisekarte umfasst unter anderem Fjordforelle, Angus Beef, Jakobsmuschel und Salzwiesenlamm.

Patricia Andrew freut sich auf den Besuch des Sternekochs. Die Bochumer Gastronomie hofft weiter, dass es nicht allein bei Gastspielen bleibt.

Kosten pro Person: 129 Euro. Infos und Buchungen auf activ-campus.de/supper-club-chefs-table