Bochum-Wattenscheid. Kein halbes Jahr hatte „Nadines Schokoladenmanufaktur“ in Wattenscheid geöffnet, dann kam die Großbaustelle. Die 28-Jährige will nicht aufgeben.
Der Schutthaufen direkt vor der Ladentür ist neu. Nadine Lindemann nimmt‘s gelassen. Was soll sie auch tun? Seit zweieinhalb Monaten schon arbeitet die Konditormeisterin am Rande einer Großbaustelle. Das kleine Ladenlokal von „Nadines Schokoladenmanufaktur“ liegt genau an dem Abschnitt der Ückendorfer Straße, der bis Ende des Jahres umfassend umgebaut wird.
Der Asphalt ist aufgerissen, Fußgänger müssen am Rand über unebenes Gelände den Absperrungen im Zickzack folgen. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs ist die Straße in beiden Fahrtrichtungen gesperrt, zuletzt konnte der Verkehr meist zumindest in Fahrtrichtung Gelsenkirchen rollen. Vor der Schokoladenmanufaktur herrscht an diesem Nachmittag, man kann das so sagen, tote Hose. Nur die Wagen der Straßenbahnlinie 302 bahnen sich in regelmäßigen Abständen ihren Weg durch die Baustelle.
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Wenige Monate nach der Eröffnung startete die Baustelle an der Ückendorfer Straße
Ende August 2023 hat die 28-Jährige ihr Geschäft in der ehemaligen Bäckerei Blankenhaus eröffnet, kein halbes Jahr später fand sie sich mitten in der Dauerbaustelle wieder, seitdem ist der Ausnahmezustand für sie Alltag. „Schwierig“ sei das, sagt Lindemann, die nicht aufgeben will. Den Schritt in die Selbstständigkeit, den habe sie nicht bereut, „auf gar keinen Fall. Es gibt für alles immer eine Lösung“, sagt sie.
Im Ladenlokal duftet es nach Schokolade, die Auslage ist üppig gefüllt mit dem, was die Konditorin kreiert. Pralinen unterschiedlichster Geschmacksrichtungen, kleine, bunte Schokofische, Schoko-Dinos und ihr Verkaufsrenner: „Nadines Pottkohle“, Happen aus Vanille-Masse mit Vollmilchschokolade und Kakaopulver ummantelt, ruhrgebietstypisch drapiert in einer kleinen Lore aus, klar: Schokolade.
„Schokolade geht immer“, weiß die Konditorin
Täglich steht Nadine Lindemann in ihrer Küche, schmilzt und gießt Formen, dekoriert („schminken“ heißt das bei den Figuren). Geöffnet hat sie ihr Ladenlokal nur an zwei Tagen: freitags von 12 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 15 Uhr. „Es würde nicht lohnen, häufiger aufzumachen“, sagt sie. Durch die Baustelle kämen aktuell eh kaum Kunden. An manchen Tagen seien es nur zwei, drei Leute gewesen.
Deshalb hat sich Lindemann bereits breiter aufgestellt. Ihre Schokoladen-Kreationen vertreibt sie auch über verschiedene kleine Läden, beispielsweise die „Manufaktruhr“ in Essen oder die Weinhandlung Vinaglobo in Bochum-Langendreer. Im März stellte sie bei „WAT kreativ“ aus, steht im Frühjahr auf weiteren Märkten in der Region, ist Teil der „Kulinarischen Schnitzeljagd“ Anfang Mai. „Die Leute sehen, dass es mich gibt“, das sei ein erster Schritt. Nach dem Probieren können sie Nachschub bei ihr im Laden kaufen. „Schokolade“, ist ihre Erfahrung, „geht immer.“
Neu in Nadines Schokoladenmanufaktur: sechs Sorten Eis
Tatsächlich ist das Geschäft mit der Schoki aber auch ein saisonales. Die Vorweihnachtszeit sei „wirklich sehr gut“ gelaufen, erzählt die 28-Jährige. Dann standen Anfang Februar die Baufahrzeuge vor der Tür, und sie blieb auf dem, was sie für den Valentinstag produziert hatte, sitzen.
Um nun für die warme Jahreszeit gewappnet zu sein, hat sie ihr Sortiment erweitert: Seit Freitag gibt es auch Eis in „Nadines Schokoladenmanufaktur“. Sechs Sorten bezieht sie von einem Eiskonditor aus Essen – der wiederum stellt drei davon exklusiv für sie mit ihrer Schokolade her. Lindemann ist optimistisch, auch damit „das Sommerloch zu stopfen“.
Hier ist der Laden zu finden
„Nadines Schokoladenmanufaktur“ ist an der Ückendorfer Straße 107, 44866 Bochum-Wattenscheid, zu finden. Wenn die Straße während des Umbaus zumindest in Richtung Gelsenkirchen befahrbar ist, können Kunden auf dem Hof des Gebäudes parken: Links vom Laden geht es in eine Einfahrt hinein, Nadine Lindemann weist darauf während der Ladenöffnungszeiten mit einem Schild hin.
Die 28-Jährige hat im Jahr 2022 ihren Meistertitel im Konditorhandwerk gemacht. Sie will „Schokolade mit gutem Gewissen“ bieten – fair und nachhaltig produziert, ohne Kinderarbeit und ohne Raubbau an Regenwäldern. Ihr Lieferant der Rohware, das Unternehmen „Original Beans“ arbeite direkt mit Bauern zusammen, die ihre Kakaobohnen in kultivierten Mischwäldern ernten. „Dadurch werden die sonst üblichen Plantagen vermieden“, erklärt Lindemann.
Die Konditorin ist auch auf Instagram zu finden: instagram.com/nadines_schokoladenmanufaktur