Bochum. Nach der Schließung der Viktoriaklinik ist die Verunsicherung bei Mitarbeitern und Patienten groß. Es gibt Kritik – und die ersten Kündigungen.

Nach der Schließung der Viktoriaklinik in der Bochumer Innenstadt haben die ersten Beschäftigten ihre Kündigung erhalten. Dabei wird massive Kritik am Noch-Eigentümer laut. Der Betrieb in den angegliederten Arztpraxen läuft weiter.

In dieser Woche war bekannt geworden, dass die Atos-Gruppe mit Sitz in München Insolvenz für ihre orthopädische Klinik an der Viktoriastraße angemeldet hat. Auch das gleichfalls seit 2022 zu Atos gehörende Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Dr. Rosenthal & Kollegen ist betroffen. Für beide Gesellschaften wurde im März das Insolvenzverfahren eröffnet.

Viktoriaklinik in Bochum: Arztpraxen bleiben geöffnet

Der Klinikbetrieb für privat und gesetzlich Versicherte wurde vor wenigen Tagen eingestellt. In den Arztpraxen und im OP hingegen werden weiterhin sämtliche ambulanten Behandlungen und Eingriffe vorgenommen. „Termine werden regulär vergeben und wahrgenommen“, hieß es am Freitag.

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Das bestätigen Patientinnen und Patienten gegenüber unserer Zeitung. Von einer drohenden Pleite hätten sie niemals etwas mitbekommen. Seit der WAZ-Berichterstattung sei die Verunsicherung groß. „Unsere Telefone stehen nicht still“, hieß es am Freitag in einer Praxis.

Klinik-Mitarbeiter haben ihre Kündigung erhalten

Ihren Job verloren haben bereits sechs Mitarbeiter der Viktoriaklinik. „Stationäre Operationen finden nicht mehr statt, obwohl noch einige Termine ausstanden. Wir wurden zum 1. April freigestellt“, berichtet ein Krankenpfleger.

Zwar würden die Kündigungsfristen gewahrt. „Unsere Überstunden, Wochenendzuschläge und anteiligen Urlaubstage für Februar und März wurden uns aber nicht vergütet. Es heißt nur, wir sollen uns an den Insolvenzverwalter wenden. Von Atos gibt es gar keine Rückmeldung mehr. Die wollen das alles nur noch los werden. So geht man mit meist langjährigen Kolleginnen und Kollegen doch nicht um!“, zürnt der Krankenpfleger.

Regelmäßig wurden auch Spitzensportler in der Viktoriaklinik operiert und wieder fit gemacht: auf diesem Archivfoto Patrick Fabian, damals VfL-Spieler, heute Sport-Geschäftsführer beim Bochumer Bundesligisten.
Regelmäßig wurden auch Spitzensportler in der Viktoriaklinik operiert und wieder fit gemacht: auf diesem Archivfoto Patrick Fabian, damals VfL-Spieler, heute Sport-Geschäftsführer beim Bochumer Bundesligisten. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Atos-Gruppe hüllt sich weiter in Schweigen

Auch gegenüber der WAZ äußert sich Atos trotz wiederholter Anfragen seit Mittwoch nicht. Der Internet-Auftritt der Viktoriaklinik ist abgeschaltet. Klinik-Patienten werden mit Hinweis auf die Schließung gebeten, ihre Krankenakten bei Bedarf per Mail anzufordern. Kritik am Gebaren der Atos-Gruppe (elf Standorte in Deutschland) wird auch in den sozialen Medien laut. Der Profit gehe über alles, heißt es.

Vergleiche mit Helios werden gezogen. Die private Klinikkette hatte 2020 das St.-Josefs-Hospital in Linden mit 160 Mitarbeitern geschlossen: gleichfalls aus wirtschaftlichen Gründen.

Insolvenzverwalter führt die Aufsicht

Die Hoffnung in der Viktoriaklinik ruht auf Dr. Yassin Dimassi. Der Rechtsanwalt (Dortmund, Münster) ist vom Amtsgericht zum „Sachwalter“ ernannt worden. Der wird aktiv, wenn ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung angeordnet wird. Heißt in diesem Fall: Atos ist formell noch handlungsfähig, wird dabei aber vom Insolvenzanwalt beaufsichtigt. „So ist es auch hier“, bestätigt ein Mitarbeiter. „Im Prinzip läuft schon alles über den Anwalt.“

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Gibt es aussichtsreiche Kandidaten für eine Übernahme der Klinik und des MVZ? Yassin Dimassi bittet um Verständnis. Aktuell sei es ihm „nicht möglich, Einzelheiten zu diesen Insolvenzverfahren zu schildern“. Die Leitungen beider Gesellschaften hätten aber angekündigt, in den kommenden Tagen eine Pressemitteilung zu veröffentlichen.

Wegweisend für den Fortgang des Verfahrens könnte der 23. Mai sein. Dann beginnt um 8.30 Uhr im Bochumer Amtsgericht die Gläubigerversammlung.

Dr. Alexander Rosenthal (hier ein Archivbild) gilt als „Knie-Papst“. Er gründete die Viktoriaklinik in Bochum.
Dr. Alexander Rosenthal (hier ein Archivbild) gilt als „Knie-Papst“. Er gründete die Viktoriaklinik in Bochum. © WAZ

WAZ-Aufruf dokumentiert ausgezeichneten Ruf der Klinik

Nicht nur die Beschäftigten, sondern auch viele Patienten hoffen, dass die Viktoriaklinik mit einem neuen Eigentümer fortbesteht. Ein WAZ-Aufruf auf Facebook dokumentiert: Die Qualität der orthopädischen Behandlungen und Operationen war „absolut top“, so User „Mark Us“. „Weltklasse!“, bekräftigt Michael Clemens.

Gewürdigt wird insbesondere Dr. Alexander Rosenthal (70), der als „Knie-Papst“ gilt und wegen einer schweren Erkrankung seit 2023 nicht mehr praktiziert. Nach Einschätzung von Insidern ist das der Hauptgrund für die wirtschaftlichen Probleme, die zur Insolvenz der Klinik und des Versorgungszentrums führten.

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