Bochum. Flüchtlinge aus Syrien oder der Ukraine haben es oft schwer, einen Job zu finden. Eine neue Idee bietet ihnen eine Chance. Ein Erfolgsbeispiel.
In Bochum leben derzeit rund 5000 Flüchtlinge, die theoretisch arbeiten könnten, aber keinen Job haben. Die meisten davon kommen aus der Ukraine und Syrien, andere aus dem Irak und Iran, Afghanistan oder Eritrea. Ein neues Konzept soll das ändern.
- Bochumerin rechnet ab: Ist Integration wirklich gewollt?
Es nennt sich „Job-Turbo für geflüchtete Menschen“ und wurde im vergangenen Oktober von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) angekündigt. Ziel ist die frühzeitige Vermittlung in den Arbeitsmarkt unmittelbar nach Ende des Integrationskurses und dem Erreichen des Sprachniveaus A2.
Nicht selten scheitert das Finden eines Jobs an der Sprache. Doch: „Eventuell noch mangelnde Deutschkenntnisse können im Berufsalltag schneller und berufsspezifisch verbessert werden“, erklärt Jobcenter-Sprecher Johannes Rohleder. Eine Arbeitsmarktintegration bedeutet nicht zuletzt auch gesellschaftliche Integration und sichert die finanzielle Unabhängigkeit
So sollen Flüchtlinge in Bochum schneller einen neuen Job finden
Das Programm „Job-Turbo“ gliedert sich in drei Phasen. In der ersten vermittelt das Jobcenter die Menschen je nach Vorkenntnissen in Integrationskurse oder in berufsbezogene Deutschsprachförderungen. Es folgt zeitnah die Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. „In Phase drei ist es das Ziel, die Beschäftigung zu stabilisieren und Fachkräfte-Potenziale zu nutzen“, so Rohleder.
Ein Erfolgsbeispiel ist die Firma Fleischer in Wattenscheid, die Büromöbel fertigt. Sie hat in den vergangenen Monaten drei geflüchtete Menschen eingestellt: „Die drei sprechen gut Deutsch, arbeiten sehr akkurat und sind bereits nach kurzer Zeit in unserem langjährigen Mitarbeiterstamm bestens integriert. Wir sind froh, dass sie uns helfen, unsere Aufträge termingemäß zu liefern“, erklärt Chef Joachim Fleischer.
Syrischer Flüchtling findet nach neun Jahren einen Job
Einer der drei Mitarbeiter ist Khalil Abdulmuhssen. Der 43-jährige Syrer ist 2015 nach Deutschland geflohen. In Syrien hat er über 20 Jahre als Zimmermann und Bauarbeiter gearbeitet. In Deutschland aber hat er nach Abschluss seines Integrationskurses 2018 trotz vieler Bemühungen keine dauerhafte Anstellung gefunden. Das hat sich mit der Einstellung bei Fleischer Büromöbel zum 1. Februar geändert. „Die Arbeit macht Spaß und die Kollegen unterstützen mich super“, erzählt er.
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Georg Sondermann, Geschäftsführer des Jobcenters, sagt: „Die Zahl der Integrationen in den ersten zwei Monate sind sehr ermutigend.“ In Bochum gebe es viele geflüchtete Menschen, deren Sprachkenntnis die Aufnahme einer Arbeit ermöglicht. Nun brauche es noch mehr Arbeitgeber, die ihnen eine Chance geben. Interessierte können sich unter 0234 93 63 11 11 an den Vermittlungsservice des Jobcenters wenden.