Bochum. Die Leukämie-Diagnose eines Bochumers (5) bewegt viele. Eine Typisierungsaktion soll ein „Schubs“ für Unentschlossene sein. So war die Resonanz.
„DKMS“ steht auf dem Hinweisschild an der Einfahrt, rote und weiße Luftballons mit dem Schriftzug der Deutschen Knochenmarkspenderdatei wackeln am Zaun von „Gut Havkenscheid“ hin und her. Stetig strömen am späten Samstagnachmittag Menschen auf das Gelände des Reiterhofs in Bochum-Laer, hin zum roten Pavillon. Sie sind dem Aufruf gefolgt, der sich in den vergangenen Tagen rasant verbreitet hat, bei Instagram und Facebook, in ungezählten Whatsapp-Gruppen und Statusanzeigen: „Bitte helft Jonas.“
Der Fünfjährige aus Bochum hat am 19. Februar akute Leukämie diagnostiziert bekommen. Aktuell wird er mit einer Chemotherapie behandelt, aber um den Blutkrebs zu besiegen, ist er auf eine Stammzelltransplantation angewiesen. In der Familie gibt es keinen passenden Spender, deshalb sucht die Familie mit der DKMS. Neben Online-Aufrufen zur Registrierung gibt es gleich mehrere Typisierungsaktionen.
Auf der Suche nach dem genetischen Zwilling
Eine davon hat Lisa Kotte mit ihrem Mann Mario organisiert. Die 31-Jährige hat ihr Pferd auf „Gut Havkenscheid“ stehen, konnte Hofchefin Christina Kost schnell überzeugen, hier um potenzielle Stammzellspender zu werben. „Das ist hier eine große Anlage“, sagt sie, man habe schon so manche Veranstaltung auf die Beine gestellt.
„Natürlich machen wir‘s für Jonas“, sagt Lisa Kotte – wohl wissend, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der genetische Zwilling des fünfjährigen Bochumers ausgerechnet hier registriert wird, sehr gering ist. „Aber selbst wenn hier für jemand anderen ein Spender dabei ist, und sei es, er wird in zehn Jahren gebraucht... dann hat es sich doch gelohnt!“
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Registrierungsaktion für DKMS in Bochum: „Man braucht einen Schubs“
Auch die Eltern des erkrankten Fünfjährigen appellieren im Aufruf mit der DKMS: „Nur wer sich registrieren lässt, kann auch als Stammzellspender gefunden werden. Bitte helft Jonas und allen Patientinnen und Patienten, denen es im Moment nicht gut geht und die um ihr Leben bangen. Lasst euch noch heute registrieren!“
„Man braucht einen Schubs“, glaubt Lisa Kotte; deshalb war es ihr auch ein Anliegen, hier eine einfache Möglichkeit zur Registrierung zu schaffen. Am vergangenen Dienstag sei die Idee zur Typisierungsaktion aufgekommen, seitdem sei sie nahezu „24/7“ damit beschäftigt gewesen. Jonas‘ Eltern kenne sie aus dem Bekanntenkreis, engeren Kontakt hätten sie nicht. Aber sie sei selbst Mama, könne sich vorstellen, dass die Familie sich gerade auf Jonas konzentrieren will. Die Aktion sei der Versuch, ihnen den Rücken freizuhalten – und Hoffnung zu geben.
Ihr falle, sagt Lisa Kotte, kein Grund ein, warum man sich nicht als potenzieller Stammzellspender registrieren lasse. Jens Böttcher hat einen: „Ich bin Rheumatiker“, sagt er, „ich darf nicht.“ Aber seine Frau Tanja hat kurz zuvor die drei Wangenabstriche vorgenommen und tütet gerade ihr Registrierungsset ein. Auch das Ehepaar hat ein Pferd auf dem Gut stehen, kam deshalb zur Typisierung. „Man braucht Bezug und eine Gelegenheit“, sagt Böttcher – und erzählt, dass sein Vater auch Leukämie hatte. „Er hat nur überlebt, weil ein Stammzellspender in Großbritannien gefunden wurde.“
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Anne Marieke Ziel hat auf dem Reiterhof erst ihrer Nichte beim Voltigieren zugesehen – und sich dann bei der DKMS registriert. „Ich steh‘ ja sowieso hier“, sagt die 38-Jährige und dass sie sich vorher einfach nicht die Zeit genommen habe, sich mit dem Thema Stammzellspende auseinanderzusetzen. Stephan und Kim Märker sind über Social Media auf die Aktion aufmerksam geworden. „Das ist ja so rundgegangen“, sagt der 33-Jährige. Mehrfach sei ihnen der Aufruf begegnet. „Wenn‘s der eigene Angehörige wäre, würde man ja auch auf Hilfe hoffen.“
Mit der Resonanz zeigen sich die Organisatoren am Sonntagnachmittag zufrieden: „Richtig gut“ sei der Zulauf gewesen, sagt Mario Kotte, „wir hatten richtig viel zu tun.“ Rund 200 Neuregistrierungen für die DKMS seien an den zwei Tagen am Gut Havkenscheid eingesammelt worden. 200-mal Hoffnung für Jonas und andere Blutkrebs-Patienten.
Hier kann man sich registrieren
Auch am Sonntag, 10. März, läuft die DKMS-Typisierungsaktion am Gut Havkenscheid noch: Von 11 bis 15 Uhr können Interessierte sich dort registrieren lassen. Der Vorgang dauert nur ein paar Minuten. Adresse: Havkenscheider Straße 243, 44803 Bochum.
Wer es an diesem Wochenende nicht schafft, bekommt am nächsten eine weitere Gelegenheit: Am Sonntag, 17. März, läuft von 15 bis 18 Uhr eine Typisierungsaktion im Kolpinghaus Höntrop, Wattenscheider Hellweg 76.
Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich ein Registrierungsset nach Hause zu bestellen. Das geht mit einigen Klicks online, alle Infos hat die DKMS auf ihrer Homepage zusammengefasst: dkms.de/registrieren.