Bochum. Sebastian Manz ist ein Meister auf der Klarinette. In Bochum sorgt er für Reaktionen von „absolut fantastisch“ bis „mir bluten die Ohren“.
Warum immer die Ohren schonen? Es gehört wohl zu den großen Missverständnissen beim Besuch eines Symphoniekonzerts, dass auf der Bühne über zwei Stunden lang der reine Wohlklang herrschen muss. Bei ihren „Meisterstücke“-Konzerten gehen die Bochumer Symphoniker hier schon seit einer Weile neue Wege und muten den Zuhörern auch ungewöhnliche, experimentelle Klänge zu, die fordern, statt nur gediegen zu unterhalten.
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Quietschende Töne beim Symphoniekonzert in Bochum
So eindrucksvoll geschehen beim Konzert im Musikforum Bochum. Zu Gast ist der mehrfach preisgekrönte Musiker Sebastian Manz (38), der das herausfordernde Spiel auf der Klarinette zu wahrer Meisterschaft erhoben hat. Doch wer immer dachte, das edle Holzblasinstrument könne nur warme Töne erzeugen, wird schnell eines quietschenden Besseren belehrt: Mit der Wucht eines Free-Jazzers bearbeitet Manz in knapp 30 wildbewegten Minuten sein Instrument zum Klarinettenkonzert des zeitgenössischen Komponisten Magnus Lindberg.
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Die Meinungen beim Publikum im Musikforum gehen auseinander
Das Ergebnis ist erstaunlich: Wie ein Bienenschwarm scheinen die Symphoniker mit ihren vielen Instrumenten den Solisten vorn an der Rampe zu umkreisen, eine feste Ordnung gibt es offenbar nicht. Doch all dies ist genau getaktet: Immer wieder schälen sich kleinere Melodien aus dem Wirrwarr heraus, während Manz seine Klarinette gegen Ende derart wild jaulen lässt, dass ein überraschtes Raunen durch den Saal geht. Die Meinungen zur Pause gehen weit auseinander: „Mir bluten die Ohren“, meint einer. „Absolut fantastisch! Ein Klangkunstwerk sondergleichen“, strahlt ein anderer.
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Weitaus melodiöser geht es nach der Pause weiter: „Die Seejungfrau“ von Alexander von Zemlinsky vereint große Melodiebögen, hymnische Streicher, eine mystisch klingende Harfe und harmonische Bläser zu einem großen, elegischen Werk, das von dem Österreicher Hans Graf, Chefdirigent des Symphonieorchesters in Singapur, elegant und zielstrebig angeführt wird. Viel Beifall.