Bochum. In Bochum wird ein Wertstoffhof digitalisiert. Künftig soll der Zugang über einen QR-Code erfolgen. Wie Bürger sich dafür anmelden können.

In Bochum-Bergen, an der Stadtgrenze zu Herne, liegt ein kleiner Wertstoffhof, der nun ins Rampenlicht rückt. Die Sammelstelle für Grünschnitt soll als „Pilotprojekt“ herhalten: Anstelle von Mitarbeitenden der städtischen Wertstoffhöfe wird an der Bergener Straße ein hydraulisches Tor installiert, das sich mithilfe eines QR-Codes öffnen lässt. Wie funktioniert die moderne Lösung und wie kommen Bürgerinnen und Bürger ohne Smartphone auf den Hof?

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Was ist geplant für den Wertstoffhof an der Bergener Straße in Bochum?

Um digitale Lösungen an Bochums Wertstoffhöfen zu testen, soll am Mittwoch, 13. März, ein QR-Code-Scanner an der Grünschnittsammelstelle Bergener Straße beschlossen werden. Bürger, die Laub oder Rasenschnitt entsorgen möchten, müssten dort künftig einen QR-Code vorzeigen. Nur so erhalten sie Zufahrt zum Gelände. Das Verfahren soll ohne Personal vor Ort funktionieren – und Bochumern vorbehalten sein.

Peter Harlinghausen, Bereichsleiter der Wertstoffhöfe, erklärt, direkt vor den Containern werde eine Toranlage installiert. Das Eingangstor bekomme einen QR-Code-Scanner, der an den hydraulischen Türöffner angeschlossen sei. Mit dessen Hilfe wird die Zufahrt zur Sammelstelle ermöglicht. Für das Tor direkt an dem Container habe man sich entschieden, um einen Rückstau zu vermeiden. Betrieben werden soll dieses über eine neue „Photovoltaik-Anlage mit Batterie“.

Unterstützung vor Ort: Vier Wochen lang hilft der USB beim Eingewöhnen

Die Online-Anmeldung auf dem Kundenportal der USB (www.usb-bochum.de/kundenportal/) ist erforderlich. Zudem wird die Bestätigung nicht per E-Mail, sondern postalisch versandt. Nur so könne autorisiert werden, ob die registrierte Person tatsächlich in Bochum wohne, sagt USB-Geschäftsführer Christian Kley. Gültig sei der QR-Code im Anschluss erstmal für ein Jahr – und müsse demnach verlängert werden.

In den ersten vier Wochen nach Einführung sei jemand vor Ort, der die Kunden unterstützt. Weiterhin wird eine Sprechanlage über dem Scanner installiert. Dort gibt es die Möglichkeit, Probleme mit den QR-Codes oder Notfälle zu melden. Überwacht wird der Eingangsbereich, um die Legitimität der Anfrage zu prüfen. Die Bilder würden nicht aufgezeichnet, heißt es.

Personalmangel und Herner Müll sind die Gründe für das Projekt

Es gibt zweierlei Gründe für die Modernisierung. „Wir haben ein extremes Problem, Mitarbeiter zu finden“, gesteht Harlinghausen. Die QR-Code-Lösung soll Personal einsparen. Der Einwand der Grünen-Fraktion lautet: „Eine Entlastung der Personalsituation beim USB ist nicht zu erwarten, da die Grünschnittannahmestelle bisher ohne Personal betrieben wurde“. Allerdings betont Geschäftsführer Kley, dass der Testlauf in Bergen perspektivisch auch auf andere Höfe mit Personal ausgeweitet werden könnte.

Der zweite Grund: In der Vergangenheit sei die Sammelstelle häufig von Bürgern aus Herne mitgenutzt worden. Der Hof liegt sehr nahe an der Stadtgrenze und die Entsorgung ist kostenlos – in Herne wird hingegen eine kleine Gebühr für die Leistung erhoben. „Es geht um Geld und Gebührengerechtigkeit“, hebt Kley hervor. Deswegen sollen nur noch Einwohner aus Bochum Zugang bekommen.

Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD) erzählt in diesem Zuge von einem Schrebergartenverein, der zwar im Bochumer Stadtgebiet liegt, wovon jedoch einige Mitglieder in Herne leben. Beim aktuellen Stand der Zutrittskontrolle könnten sie ihren Grünschnitt nicht mehr „um die Ecke“ abgeben. Die Modernisierung birgt also Konfliktpotenzial. Dafür müsse eine Lösung gefunden werden, sagt Donner.

Kritik an Projekt: Wie bekommen Senioren ohne Handy Zugang?

Kritik gibt es insbesondere wegen der älteren Kunden. „Es muss eine einfachere Lösung für Senioren geben“, betont Christian Schnaubelt (Bündnis 90/Die Grünen). Die Partei befürchte, der digitale QR-Code könne abschrecken. Zudem sei bei technischen Problemen mit dem Tor oder der Sprechanlage erstmal niemand vor Ort. Auch die CDU-Fraktion zweifelt an, ob der QR-Code die beste Lösung ist.

Der USB stellt in Aussicht, dass im Laufe des Pilotprojektes gedruckte Codes oder eine „USB-Karte“ in Form einer Bankkarte nach Hause gesendet werden könnten. Denn: Auch mit gedruckten QR-Codes lässt sich das Tor am Wertstoffhof öffnen. Das Projekt müsse aber erstmal starten, um aus den Erfahrungen lernen zu können, sagt Kley.

Für die Instandsetzung des Tores, den Einbau der Hydraulik und die Sprech- sowie Photovoltaik-Anlage sind Kosten von rund 70.000 Euro vorgesehen. Die laufenden Kosten für das Projekt sollen jährlich 2000 Euro betragen. Voraussichtlich werde der Hof am 25. März wieder eröffnet. Geplant seien Öffnungszeiten von 7.30 bis 17 Uhr.