Bochum. Erstmals sind die Medizinischen Fachangestellten am Donnerstag in den Warnstreik getreten. Das sind die Reaktionen bei Ärzten und Patienten.

Der Warnstreik der Medizinischen Fachangestellten (MFA) hatte am Donnerstag nur geringe Auswirkungen auf die ärztliche Versorgung in Bochum. „Von Praxisschließungen ist uns nichts bekannt“, berichteten übereinstimmend der kommissarische Vorsitzende des Ärztenetzwerkes MedQN, Dr. Christian Möcklinghoff, und der Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung, Dr. Eckhard Kampe. Sehr wohl könne es in einzelnen Praxen aber zu Verzögerungen und Einschränkungen bei Untersuchungen und Behandlungen gekommen sein.

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Erstmals in seiner 60-jährigen Geschichte hatte der Verband Medizinischer Fachberufe (VMF) mit Sitz auf dem Bochumer Gesundheitscampus die bundesweit mehr als 300.000 MFA (früher: Arzthelferinnen) zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. In der laufenden Tarifrunde fordert der VMF unter anderem ein verbessertes Einstiegsgehalt und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung. Von einem durchschnittlichen Vollzeit-Bruttogehalt von 2778 Euro sei „ein eigenständiges Leben nicht möglich“, hatte die Gewerkschaft im Vorfeld kritisiert.

Praxis-Mitarbeiter im Warnstreik: Verband spricht von 2000 Teilnehmern

Laut VMF beteiligten sich mindestens 2000 Beschäftigte an dem Ausstand. Die zentrale Kundgebung fand in Berlin statt. Weitere Demonstrationen gab es unter anderem vor der Kassenärztlichen Vereinigung in Dortmund. Nach Angaben des Verbandes wollten sich allein an den Kundgebungen insgesamt 1000 Menschen beteiligen. Ebenso viele hätten angegeben, dem ganztägigen Streikaufruf auch ohne Demoteilnahme folgen zu wollen.

Eine exakte Zahl für Bochum könne nicht erfasst werden, so Christian Möcklinghoff vom MedQN mit 150 angeschlossenen Haus- und Fachärzten. Schließungen habe es offenbar nicht gegeben. Zahlreiche besorgte Patientinnen und Patienten hätten aber in den Praxen angerufen. „Die Unsicherheit war groß“, so Möcklinghoff, der den Warnstreik zuvor ausdrücklich unterstützt hatte. Die MFA hätten mit deutlich wachsenden Aufgaben auch entsprechend mehr Geld verdient. Das sei in der Ärzteschaft anerkannt, auch wenn dies zu nochmaligen Mehrbelastungen der Praxen führe. „Es gibt keinen Ausgleich. Viele der mehr als 400 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Bochum sind darüber komplett frustriert.“

Kassenärzte warnen vor Abwanderung in Kliniken und zu Versicherungen

Auch Kassenärzte-Bezirksleiter Eckhard Kampe mahnt eine „faire Bezahlung“ an. Es gebe bereits erhebliche Abwanderungen von MFA aus den Arztpraxen in die Kliniken, wo höhere Löhne lockten. Auch Krankenkassen seien ein zunehmend attraktiverer Arbeitgeber für die Berufsgruppe. Folge: „Die Personaldecke in unseren Praxen wird immer dünner.“

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Am Nachmittag wurde bekannt: Der Bochumer Verband und die Arbeitgeber haben sich auf einen Tarifabschluss geeinigt. Das Ergebnis soll am 18. Februar veröffentlicht werden.