Bochum. 1965 eröffnete in Bochum das „New Orleans“: Rekord. Die Seniorchefin wird jetzt 80. Den Spitznamen der Diskothek hört sie bis heute nicht gern.

„Zombiekeller“: Margret Hörmann mag die Bezeichnung bis heute nicht. Immerhin gebe es auch viele junge Leute unter den Gästen, betont die Senior-Chefin. Dabei ist es womöglich auch der wenig schmeichelhafte Spitzname, der das „New Orleans“ zum Rekordhalter unter den Diskotheken in Nordrhein-Westfalen gemacht hat: mit Margret Hörmann 30 Jahre lang an der Spitze. Zu ihrem 80. Geburtstag wird gefeiert – und zurückgeblickt.

„New Orleans“ in Bochum: Name entstand durch die Liebe zum Jazz

Mit dem Disko-Dino am Südring verhält es sich wie mit McDonald’s, unken viele Bochumer. Angeblich geht niemand hin. Aber der Laden ist immer voll. So ist es schon 1965. Ludwig Erhard ist Kanzler, „I feel fine“ von den Beatles führt die Hitlisten an und die Ruhr-Universität nimmt den Lehrbetrieb auf, als Familie Gehrmann den Tanztreff am Südring eröffnet. Der Titel „New Orleans“ ist der Jazz-Leidenschaft der Gründer geschuldet. Instrumente an den Wänden kündigen bis heute von der Passion.

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1986 steigt Margret Hörmann als Pächterin ein. Unter ihrer Leitung behauptet sich das „New Orleans“ im Bochumer Nachtleben. Während mit dem „Rathausmarkt“, der „Altstadtgasse“ oder später dem „Tauffenbach“ beliebte Tanz- und Flirttreffs in Bochum verschwinden, bleiben in Bochums bekanntestem Partykeller, unweit des Hauptbahnhofs, die Lichter an. Das „New Orleans“ avanciert mit bald 60 Jahren zur ältesten Diskothek in NRW, als letztes Refugium auch und gerade für das nicht mehr ganz junge, aber nicht minder feierfreudige Publikum.

„Die Angst ist weg“: Thomas „Tommy“ Behrendt ist mit seiner Diskothek „New Orleans“ wieder auf Erfolgskurs. An Weiberfastnacht und am Samstag (10.) wird Karneval gefeiert.
„Die Angst ist weg“: Thomas „Tommy“ Behrendt ist mit seiner Diskothek „New Orleans“ wieder auf Erfolgskurs. An Weiberfastnacht und am Samstag (10.) wird Karneval gefeiert. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

In knapp 60 Jahren hat sich in der Disko nur wenig verändert

2015 gibt Margret Hörmann den Staffelstab an ihren Sohn Thomas Behrendt (58) weiter. Ruhestand? Ach was! Bis heute sitzt die ebenso fidele wie freundliche Seniorin an jedem Freitag und Samstag von 21 bis 5 Uhr oben an der Kasse und verteilt Gratis-„Klopfer“. „Tommy“, wie ihr Stammhalter von allen genannt wird, ist treppab für die Musik und Getränke zuständig: auch er seit kaum weniger als 40 Jahren.

Verändert hat sich in all der Zeit erstaunlich wenig. Die Theke, das Mobiliar, Teile der Technik: Auf 180 Quadratmetern alles noch original 1965. Manche Stammgäste halten dem Laden seit vier Jahrzehnten die Treue. „Hier haben so einige Ehen ihren Anfang genommen“, schmunzelt Behrendt. Ihr Ende allerdings auch. Nicht weiter tragisch: Als Single findet sich an altbewährter Stelle vielleicht ja eine neue Liebe. So wie beim Chef. Der hat seine Frau Diana bei der Arbeit kennengelernt. Seit 25 Jahren sind die beiden ein Paar.

Das 1965 eröffnete „New Orleans“ mit Inhaber Thomas Behrendt gilt als die älteste Diskothek in Nordrhein-Westfalen.
Das 1965 eröffnete „New Orleans“ mit Inhaber Thomas Behrendt gilt als die älteste Diskothek in Nordrhein-Westfalen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Atemlos durch die Nacht“: Ans Aufhören denkt „Tommy“ noch lange nicht

Wie geht‘s weiter? Margret Hörmann wird hoffentlich auch in den nächsten Jahren „als Bochumer Institution“ (Behrendt) die Kasse betreuen. Auch Tommy denkt noch lange nicht ans Aufhören. Nicht vergessen, aber zum Glück vorbei seien die schweren Zeiten mit Öffnungs- und Tanzverbot inmitten der Corona-Lockdowns. „Da wurde ich richtig krank. Aber unsere Besucher sind zurückgekehrt. Die Angst ist weg.“

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300 Gäste sind‘s zu den Stoßzeiten nach Mitternacht. DJ Tommy hat musikalisch alles drauf. Und doch sind es drei Schlager, die in der ewigen Hitparade des „New Orleans“ ganz oben stehen: „Atemlos“ von Helene Fischer, „Du hast mich tausendmal belogen“ von Andrea Berg und ein Klassiker von Vicky Leandros, der die ungebrochene Lebensfreude im „Zombiekeller“ am treffendsten widerspiegelt: „Du weißt, ich liebe das Leben...“

Zu Ehren des 80. Geburtstags von Margret Hörmann am 10. Februar lädt das „New Orleans“ am Freitag, 9. Februar, zu einer Schlagerparty ein. Ab 21 Uhr tritt Holger Kraus als Michael-Wendler-Double auf. Karneval wird an Weiberfastnacht (19 Uhr) und am Samstag (20 Uhr) mit einem Kostümball gefeiert. Infos auf neworleans-bochum.de.