Bochum. Im Schauspielhaus Bochum steht sie auf der Bühne, nun ist Sandra Hüller für den Oscar nominiert. Ihre Kollegen in Bochum sind aus dem Häuschen.

Das gab es in der Geschichte des Schauspielhauses Bochum noch nie: Mit Sandra Hüller ist erstmals ein Mitglied aus dem Theaterensemble für einen Oscar nominiert. Wenn am 10. März in Los Angeles der wichtigste Filmpreis der Welt verliehen wird, kann sich die gefeierte Schauspielerin große Hoffnungen auf eine goldene Trophäe machen. Die Reaktionen am Schauspielhaus sind euphorisch: „Es ist total schön, fast ein Märchen“, sagt Intendant Johan Simons. „Ich habe Gänsehaut, weil ich mich so freue“, so Hüllers langjähriger Kollege Stefan Hunstein.

Die 45-jährige Hüller, die in Leipzig wohnt und für ihre Auftritte regelmäßig nach Bochum pendelt, ist für ihre Hauptrolle in dem Justizdrama „Anatomie eines Falls“ in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ nominiert. Neben ihr sind Stars wie Emma Stone und Annette Benning ebenfalls im Rennen um Hollywoods begehrtesten Goldjungen.

Kein Zufall: Johan Simons hat mit Sandra Hüllers Erfolg gerechnet

Für Johan Simons ist das kein Zufall: „Wenn man gesehen hat, wie sich Sandras Karriere in den letzten ein, zwei Jahren entwickelt hat, konnte man fast damit rechnen“, sagt er. Beide kennen und schätzen sich schon lange: Seit Simons im Jahr 2007 in München den „Prinz von Homburg“ mit Hüller in der Titelrolle inszenierte, verbindet sie eine fruchtbare Zusammenarbeit. „Wir inspirieren einander und sind gut befreundet“, sagt er.

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Auch der Schauspieler Stefan Hunstein kennt Hüller seit vielen Jahren, in Bochum standen beide zuletzt in „Hamlet“ auf der Bühne. „Sie ist so ein toller Mensch, und sie ist immer ganz bei sich geblieben“, sagt er. Von Star-Allüren fehle bei ihr jede Spur: „Mit ihr zusammen zu spielen ist ein großes Vergnügen“, sagt er. „Sie ist kein Star, sondern ein Mensch auf der Suche nach einem künstlerischen Ausdruck und dabei ungeheuer humorvoll.“

„Hamlet“ mit Sandra Hüller in der Titelrolle wurde am Schauspielhaus Bochum zu einem riesigen Erfolg. Die nächste Vorstellung ist am 26. März geplant.
„Hamlet“ mit Sandra Hüller in der Titelrolle wurde am Schauspielhaus Bochum zu einem riesigen Erfolg. Die nächste Vorstellung ist am 26. März geplant. © Schauspielhaus Bochum | JU Bochum

Sandra Hüller war auch für Golden Globe nominiert

Mit „Anatomie eines Falls“ und „The Zone of Interest“ drehte Sandra Hüller zuletzt zwei Filme, die ihr internationale Aufmerksamkeit einbrachten. Zahlreiche Auszeichnungen folgten, darunter der Europäische Filmpreis. Auch für einen Golden Globe war sie nominiert, den sie Anfang Januar aber nicht gewinnen konnte. „Ich bin mir sicher, dass sie bald auch in Hollywood drehen wird“, glaubt Johan Simons.

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Die logische Folge: Es könnte etwas schwerer für ihn werden, den gefragten Filmstar weiterhin für Engagements am Theater zu gewinnen. Doch Simons bleibt ganz entspannt: „Ich weiß, wie viel ihr die Bühne bedeutet“, sagt er. „Außerdem wählt sie die Drehbücher, die sie machen möchte, sehr genau aus und sagt auch vieles ab.“ Dies treffe umgekehrt allerdings auch auf manche Theaterstücke zu.

Nächstes Projekt mit Sandra Hüller in Bochum in Planung

Immerhin: Das nächste Projekt mit Sandra Hüller in Bochum nimmt langsam Gestalt an. In einem neuen Stück des Dramatikers Lukas Bärfuß, das noch keinen Titel hat, werden vier Schauspielerinnen auf der Bühne stehen, eine davon soll Sandra Hüller sein. Johan Simons wird die Uraufführung inszenieren, voraussichtlich Ende 2025 soll sie im Schauspielhaus Premiere feiern.

Hier kann man Sandra Hüller sehen

Eine Oscar-Nominierte live auf der Bühne? Die nächsten Auftritte von Sandra Hüller im Schauspielhaus Bochum wecken großes Interesse. So sind die Vorstellungen von „Der Würgeengel“ am 27. Januar und 29. Februar bereits ausverkauft.

Die Wiederaufnahme von „Hamlet“ ist am 26. März geplant. Der Vorverkauf beginnt am 1. Februar. Ein weiterer Termin ist der 20. April. Weitere Termine sind laut Schauspielhaus in Planung. Karten und Infos: 0234 3333 5555.

Den Film „Anatomie eines Falls“ zeigt das Casablanca, Kortumstraße 11, täglich um 15 Uhr, am Mittwoch, 24. Januar, auch um 20 Uhr. „The Zone of Interest“ startet am 29. Februar in den Kinos.

Daneben ist Hüller weiterhin in „Der Würgeengel“ und „Hamlet“ in Bochum auf der Bühne zu sehen. Die nächste Aufführung vom „Würgeengel“ am Samstag, 27. Januar, um 19.30 Uhr ist komplett ausverkauft, was bei früheren Vorstellungen übrigens nicht immer der Fall war. „Ich kann mir gut vorstellen, dass dann einige Autogrammjäger vor dem Bühneneingang warten werden“, glaubt Stefan Hunstein.

Doch werden sie sie überhaupt erkennen? Wer Sandra Hüller schon öfter begegnet ist, weiß genau: Sie wirkt recht zierlich und unscheinbar. „Ich bin schon oft mir ihr über die Straße gelaufen“, sagt Simons. „Die meisten Leute haben sich nicht erkannt.“