Bochum. Um mehrere Punkte haben sich manche Schulen in Bochum im Schulsozialindex verschlechtert. Die Berechnung scheint nicht immer transparent.

„Es hat mich überraschend, dass wir auf einmal bei sieben sind“, sagt Claudia Högemann, Leiterin der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum, auf Anfrage unserer Redaktion zum Schulsozialindex. Vor zwei Jahren noch lag die Schule in Werne bei drei. Generell: Viele Schulen in Bochum haben sich verschlechert.

Högemann betont: „Mit der Leistung der Schule hat es gar nichts zutun.“ Und auch vom Schulministerium heißt es: „Dies bedeutet nicht, dass sich die tatsächlichen Verhältnisse (...) auch entsprechend verschlechtert haben.“

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Mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit durch Schulsozialindex

Der Schulsozialindex soll die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft einer einzelnen Schule mit einem Wert abzubilden. Er sei ein wichtiger Schritt „auf dem Weg zu mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit und ausdrücklich kein Instrument, um die an Schulen geleistete pädagogische Arbeit zu bewerten“, so das Schulministerium.

Woran es liegt, dass sich der Sozialindex der Willy-Brandt-Gesamtschule deutlich erhöht hat? Leiterin Högemann kann nur mutmaßen, so ganz erschließe sich ihr die Transparenz nicht. „Wir haben zum Beispiel viele Kinder mit einer anderen Herkunftssprache, ich glaube, dass das viel damit macht“, sagt sie. Generell: Im Stadtteil gebe es viele Familien, die nicht viel Geld hätten. Eine andere Ursache kann aber auch die neue Berechnungsweise sein.

Mehr Lehrer für sozial schwächere Schulen

Als Konsequenz aus dem Schulsozialindex darf Högemann eine Stelle für die Schulverwaltungsassistenz ausschreiben. Im Alltag helfen würden ihrer, aber auch den anderen Schulen des längeren gemeinsamen Lernens aber vor allem mehr Lehrkräfte und kleinere Klassen. Auch den sozialen Unterschieden in den Schulen im Stadtgebiet müsste Rechnung getragen werden.

In NRW wurden bis zum laufenden Schuljahr 6315 Stellen unter Berücksichtigung des Schulsozialindexes vergeben, rund 3500 Stellen davon gegen Unterrichtsausfall, für Vertretungsaufgaben und für besondere Förderaufgaben. „Davon werden rund 360 Stellen den besonders belasteten Schulen in den Sozialindexstufen sechs bis neun schulscharf zugewiesen“, so das Schulministerium.

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Diese Schulen schneiden in Bochum am schlechtesten ab

Etwa ein Viertel der Schulen in Bochum hat einen Indexwert zwischen sechs und neun bekommen. Am schlechtesten schneidet in Bochum die Arnoldschule (9) ab. Den Wert acht haben folgende Schulen bekommen: die Feldsieper Grundschule, die Hufelandschule, die Grundschule Westenfeld, die Glückaufschule, die Gertrudisschule, die Liselotte-Rauner-Schule und die Gesamtschule Bochum-Mitte.

Den schlechtesten Schulsozialindex in Bochum hat die Arnoldschule.
Den schlechtesten Schulsozialindex in Bochum hat die Arnoldschule. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Auf Anfrage der WAZ hat sich keine der oben genannten Schulen konkret geäußert. Oftmals fehlt die Zeit aufgrund von akutem Personalmangel, andere Schulleitungen verweisen an die Stadt oder Bezirksregierung. 2022 hieß es aus einer der Grundschulen: „Dadurch dass wir diesen Sozialindex haben, gibt es viele Unterstützungsprogramme“, bewertet die Schulleitung positiv. Generell wünsche man sich natürlich, den Sozialindex der Schule zu verbessern. Noch wichtiger aber sei ein anderer Aspekt: „Unser Anspruch ist es, dass die Kinder eine gute Schulbildung bekommen.“

Hoffnung: Keine Auswirkungen auf Schulanmeldungen

Claudia Högemann von der Willy-Brandt-Gesamtschule hat den Index zur Kenntnis genommen und hofft, dass er keine Auswirkungen auf die Schulanmeldungen hat, die bald starten. An ihrer Schule passiere viel, sie sei als Mint-Schule qualifiziert, bewerbe sich gerade außerdem als Europa-Schule.