Bochum. Die neue Woche startet für Pendler in und aus Bochum mit Problemen. Die Bahnstrecke ist gesperrt, auf der A40 hat es gekracht. Damit nicht genug.
Geduldsprobe Nummer eins in diesem Jahr für Pendler zwischen Bochum und Essen startet mit einer kleinen Unfallserie: Gleich dreimal kracht es am frühen Montagmorgen gegen 6.30 Uhr auf der A40 kurz vor der Anschlussstelle Gelsenkirchen-Süd. Verletzt wird niemand, aber wenig später reicht der Stau bereits bis Bochum – und beschert all jenen, die sich für ihren Weg Richtung Westen ins Auto gesetzt haben, bis in den Vormittag hinein Wartezeiten von bis zu einer Stunde. Dass die A40 im Berufsverkehr quasi dicht ist, ist nicht ungewöhnlich, aber dann doch unglücklich: ausgerechnet am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien, dem ersten Werktag 2024 für viele Arbeitnehmer.
Denn: Seit Freitagabend ist die Bahnstrecke zwischen Bochum und Essen gesperrt. Bis Ende Februar erneuert die Bahn Gleise und Oberleitungen. Fernverkehr und Regionalzüge werden deshalb über Gelsenkirchen umgeleitet, auf einigen Linien ist ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
S-Bahnen fahren aus Bochum im Viertelstundentakt
Wer den Bochumer Hauptbahnhof am Montagmorgen betritt, merkt nicht direkt, dass hier etwas anders ist. Im Durchgang zu den Treppen, die auf die Bahnsteige führen, herrscht ein stetes Hin und Her, in der Bahnhofshalle warten einige Menschen auf den Sitzbänken vor der großen Anzeigetafel. Und selbst die zeugt für den flüchten Betrachter kaum von den Einschränkungen, die hier sieben Wochen lang gelten. „Zug fällt aus“, steht an einzelnen ICE-Verbindungen, ansonsten aber sind nur die Linien angeschlagen, die auch fahren.
Das sind im Wesentlichen die S-Bahnen der Linie S1. Im Viertelstundentakt rollen an den Gleisen 7 und 8 die Züge Richtung Essen bzw. Dortmund ein, spucken jeweils einige Dutzend Passagiere aus und nehmen neue Fahrgäste mit. Überfüllt ist zwischen 8.30 und 10 Uhr keine Bahn, bei Abfahrt sieht man in den Waggons noch viele freie Sitzplätze.
Bahn-Kunden gehen bei Verbindungen auf Nummer sicher
Die Menschen, die am zugigen Bahnsteig warten, machen einen entspannten Eindruck. „Ich hab in der App geguckt, was kommt“, sagt eine 25-Jährige, die statt der Regionalbahn die S-Bahn nach Duisburg nimmt. Ihren Namen will sie nicht veröffentlicht wissen, ebenso wenig wie der Rentner, der mit seiner erwachsenen Tochter aus Duisburg nach Bochum gekommen ist und auf die Bahn wartet, die sie wieder heimwärts bringt. Die Frau arbeitet in Bochum, hat heute einen freien Tag, aber: „Wir sind hier, um zu gucken, ob die Verbindung klappt.“
Auch eine 30-Jährige, die ebenfalls anonym bleiben will, geht an diesem Montag auf Nummer sicher: Am Vormittag wartet sie auf die S-Bahn Richtung Essen, fährt von dort aus weiter nach Frankfurt. Sie müsse am Mittwoch am Flughafen sein, erzählt sie. Lieber Montag anreisen als den Abflug zu riskieren.
Schienenersatzverkehr in Bochum hinter dem Hauptbahnhof
Ortswechsel: Hinter dem Hauptbahnhof, am Buddenbergplatz, ist die Haltestelle für den Schienenersatzverkehr eingerichtet, der zwischen Witten, Bochum und Essen pendelt. Etwa ein Dutzend Pendler steigen um kurz nach 8.30 Uhr aus, nur ein einzelner Fahrgast ein.
Man merke schon, dass durch die Sperrung weniger los ist, sagt eine Verkäuferin an einem der Bäckerstände in der Passage, sie habe wesentlich weniger Brötchen vorbereitet. „Ab Mittwoch“, sagt sie schulterzuckend, „ist dann vermutlich gar nix mehr los.“
GDL hat ab Mittwoch zum Bahnstreik aufgerufen
Denn dann kommt obendrein zur Streckensperrung die nächste Stufe in Sachen „Geduldsprobe“ auf die Bahnkunden in und um Bochum zu. Die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) hat vom 10. bis 12. Januar zum Streik aufgerufen. Dann wird der Zugverkehr von und nach Bochum weiter ausgedünnt. Für die Linie S1 sei ein Notfahrplan im 60-Minuten-Takt vorgesehen, erklärt ein Bahnsprecher. Allein der Schienenersatzverkehr dürfte nicht betroffen sein.