Bochum. Das Planetarium Bochum verrät, warum sich der Januar besonders gut zum Sterne gucken eignet. Einen großen Planeten sieht man in der Zeit gut.

Im Januar werden die Tage sehr langsam wieder länger. Kurz nach Neujahr ist davon noch nicht viel zu bemerken. Aber bis zum Monatsende ist die Nacht immerhin um eine Stunde kürzer geworden und die Sonne steht gut neun Stunden über dem Horizont. Zeit zum Blick zum Nachthimmel bleibt genug – und sollte es im Januar kalt und klar statt grau und regnerisch werden, könnten das die perfekte Bedingungen für das Kennenlernen der prächtigen Sternbilder des Winters sein.

Der Sternenhimmel über Bochum im Januar.
Der Sternenhimmel über Bochum im Januar. © Planetarium Bochum | Planetarium Bochum

Am frühen Abend, gegen 19 Uhr, stehen die Sternbilder, die im Herbst die gesamte Nacht sichtbar sind, noch hoch im Südwesten und Westen. Besonders prominent ist unter ihnen das Pegasus-Quadrat, an das sich die Sternenkette der Andromeda anschließt. Das leicht zu findende Himmels-W, das Sternbild Kassiopeia, steht beinahe im Zenit.

Sternbilder des Winters sind schon früh am Abend zu sehen

Im Osten sind die Wintersternbilder bereits aufgegangen. Von etwa 21 Uhr bis Mitternacht ziehen sie über den südlichen Himmel und erreichen ihre größte Höhe. In der zweiten Nachthälfte bewegen sie sich langsam auf den westlichen Horizont zu. Die hellsten Sterne der sechs auffälligsten Sternbilder fasst man zum einprägsamen Wintersechseck zusammen.

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Rigel, der bläuliche Stern im Fuß des Himmeljägers Orion, gehört ebenso dazu wie der rötliche Aldebaran, das Auge des Sternbilds Stier. Capella im Fuhrmann ist der nördliche Eckpunkt des Sechsecks, das sich über Pollux in den Zwillingen und Procyon im Kleinen Hund fortsetzt und mit Sirius im Großen Hund schließt. Der Sirius ist sowohl der südlichste als auch der deutlich hellste Stern der Wintersternbilder – und sogar des ganzen Himmels.

Sternenhimmel Januar 2024 Bochum
Sternenhimmel Januar 2024 Bochum © Planetarium Bochum | Planetarium Bochum

Noch heller und auffälliger ist aber der Planet Jupiter, der westlich der Wintersternbilder im Widder steht. Seine größte Höhe im Süden erreicht der Riesenplanet schon kurz nach 19 Uhr. Aber auch um 22 Uhr ist er im Südwesten noch sehr leicht zu finden. Erst gegen 2 Uhr verschwindet er unter dem Horizont.

Der weit lichtschwächere Ringplanet Saturn verabschiedet sich dagegen schon um kurz nach 20 Uhr von der Himmelsbühne – seine Sichtbarkeitsperiode geht langsam zu Ende.

Sternenhimmel Januar 2024 Bochum
Sternenhimmel Januar 2024 Bochum © Bochum | Planetarium Bochum

Gegen 6.30 Uhr, zwei Stunden vor Sonnenaufgang, hat sich der Himmelsanblick komplett geändert. Die Große Bärin steht zusammen mit den Sternbildern Löwe, Bärenhüter und Jungfrau hoch am Himmel. Im Frühjahr sind diese Sternbilder dann die gesamte Nacht sichtbar.

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Auch die helle Venus ist um kurz nach 6 Uhr über den Horizont geklettert. Sie beginnt das Jahr als Morgenstern. Eine Stunde vor Sonnenaufgang steht sie etwa 8 Grad hoch im Südosten. Der sonnennähere Nachbarplanet der Erde nähert sich am Himmel der Sonne an. Dadurch nimmt ihre Sichtbarkeitsdauer ab. Mitte März wird die Venus bereits einen so geringen Abstand von der Sonne haben, dass man sie in der Morgendämmerung nicht mehr sehen kann.

Highlight des Monats: das Sternbild Fuhrmann und sein hellster Stern

Der Fuhrmann, auch unter seinem lateinischem Namen Auriga bekannt, ist der nördlichste Teil des Wintersechsecks. Sein hellster Stern Capella steht im Januar gegen 22 Uhr beinahe im Zenit. Das Sternbild ist also zu Jahresanfang besonders gut zu sehen.

Um die Sternbildfigur des Fuhrmanns ranken sich zahlreiche antike Sagen, die seinen Namen erklären. Oft brachten die alten Griechen die Figur mit Erichthonius von Athen in Zusammenhang, der von der Göttin Athene aufgezogen wurde. Erichthonius soll der Erfinder der Quadriga, des von vier Pferden gezogenen Streitwagens, gewesen sein.

Um die Sternbildfigur des Fuhrmanns ranken sich zahlreiche antike Sagen.
Um die Sternbildfigur des Fuhrmanns ranken sich zahlreiche antike Sagen. © Planetarium Bochum | Planetarium Bochum

Es gibt aber auch Geschichten, die den Fuhrmann mit anderen Wagenlenkern identifizieren, etwa mit Phaethon, dem Sohn des Sonnengottes Helios. Phaethon brachte den Sonnenwagen seines Vaters in seinen Besitz, konnte ihn aber nicht beherrschen, kam der Sonne zu nah und stürzte ab.

In historischen Darstellungen ist der Wagen meist nicht abgebildet. Man findet nur den Fuhrmann selbst, der in einer Hand die Zügel hält. Etwas überraschend wird der Fuhrmann aber immer mit drei Ziegen, einer großen und zwei kleinen, gezeigt. Dies hängt mit der Bedeutung des Namens von Capella, dem mit Abstand hellsten Stern des Sternbilds, zusammen, denn er kann mit „kleine Ziege“ übersetzt werden. Diese Ziege steht für Amalthea, die mit ihrer Milch den Göttervater Zeus aufzog.

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Der Stern Capella ist auch für Astromomen ein sehr interessantes Objekt. Mit einer Entfernung von 43 Lichtjahren ist er – astronomisch gesehen – nicht allzu weit entfernt. Er gehört zu den hellsten Sternen am Himmel: Unter den aus Bochum sichtbaren Sternen belegt er den Platz vier. Damit ist Capella ein sehr auffälliges und auch bei aufgehelltem Stadthimmel leicht sichtbares Objekt.

Schon seit etwa hundert Jahren weiß man, dass sich hinter dem Lichtpunkt, den wir am Himmel sehen, ein System aus nicht weniger als vier Sternen verbirgt. Für die große Helligkeit sorgen nur zwei davon. Beide Sterne sind etwa 2,5-mal schwerer als unsere Sonne und mehr als 70-mal heller. Die etwas größere Komponente hat den zwölffachen Sonnendurchmesser, bei der ein wenig Kleineren ist es immer noch der Neunfache. Die beiden Sterne umkreisen einander etwa im Abstand der Venus von der Sonne. Für einen Umlauf brauchen sie 104 Tage.

Die beiden anderen Sterne sind viel kleiner und lichtschwächer. Jeder von ihnen ist nur gut halb so schwer wie die Sonne und hat gerade einmal fünf Prozent ihrer Leuchtkraft. Diese „Roten Zwergsterne“ sind von dem hellen Paar mehr als zehntausendmal weiter entfernt als die Erde von der Sonne.

Capella ist damit ein schönes Beispiel für die Vielfalt, die uns unter den Sternen begegnet – und mit diesem Wissen macht es vielleicht noch mehr Freude, diesen Stern am Himmel zu finden.