Bochum. Das war der letzte Tanz: Der Bochumer Hochschulball kehrte im April zurück – und ist nun Geschichte. Die Gründe für das Ende und die neuen Pläne.
„Nach dem Ball ist vor dem Ball. Wir informieren Sie in Kürze über den Termin für 2024“, heißt es auf der Internetseite des Akademischen Förderungswerkes (Akafö). Doch der Bochumer Hochschulball steht nach 25 Jahren vor dem Aus. Das bestätigt Akafö-Geschäftsführer Frank Weeke auf WAZ-Anfrage. Stattdessen werde über ein neues Format nachgedacht.
Bochumer Hochschulball: Im April gab‘s das Comeback
Der Hochschulball in der Mensa der Ruhr-Universität gilt als das herausragende gesellschaftliche Ereignis in Bochum. Festliche Garderobe, opulentes Büfett, erlesene Getränke, Orchester-Sound und Schwofen bis zum frühen Morgen: Die 1400 Gäste bildeten alle Jahre wieder Bochums Who is Who ab. Die Karten waren meist binnen weniger Tage, mitunter Stunden vergriffen.
Nach der Corona-Zwangspause 2020 und 2021 hatte die Gala im vergangenen April ein Comeback gefeiert. Die 21. Auflage war zwar erneut ausverkauft. Moderator war Jörg Thadeusz (WDR); die 21-köpfige Westfalia Big Band spielte auf. Der sonst übliche Run war aber ausgeblieben. Bis zuletzt wurden noch Tickets online angeboten. Eine VIP-Karte gab‘s für 199 Euro (inklusive Shuttle-Service), Studierende fanden für 49 Euro Einlass. „Die Vorfreude auf den nächsten Hochschulball im kommenden Jahr hat bereits begonnen“, berichtete die WAZ.
Akafö-Chef: Ball hat die Studierenden kaum erreicht
Daraus wird nichts. Den Hochschulball in der bisherigen Ausgestaltung werde es nicht mehr geben, kündigt Frank Weeke, seit 2022 Chef des Akafö, im WAZ-Gespräch an. „Wir wollen uns neu erfinden.“ Er sehe ebenso wie der Rekor der Ruhr-Uni, Prof. Martin Paul, die Zeit für eine Neuorientierung gekommen. Grundsätzlich stelle sich die Frage, ob es zum Kerngeschäft eines Studierendenwerkes gehöre, einen Ball zu veranstalten, der zwar weite Teile der Stadtgesellschaft, aber kaum die Studierenden erreiche. Weeke: „.Diese Frage wird in Zeiten steigender Semestergebühren und Kostenexplosionen in allen Bereichen nochmals drängender.“
Trotz der deutlichen Erhöhung der Kartenpreise hätten die Ausgaben für den Ball auch 2023 bei Weitem nicht refinanziert werden können.
Heißt: Der Ball ist für das Akafö ein Zuschussgeschäft mit tiefroten Zahlen. „Ist das mit Blick auf unsere originären Aufgaben noch verantwortbar?“, zweifelt Weeke. Seine Antwort: nein.
Neues Format soll alle Bochumer Hochschulen einbinden
Intensiv wird derzeit über einen Nachfolger nachgedacht, der nicht nur gesellschaftliche, sondern auch und vor allem wissenschaftliche Akzente setzen soll. Eine Idee: ein „Tag der Wissenschaft“ ohne Pomp und Glamour, dafür mit der Chance für alle Bochumer Hochschulen und Institute, sich einem breiten Publikum vorzustellen. Das könne durchaus auch Party-Charakter haben, heißt es beim Akafö.
Als Schauplatz wird das Rathaus favorisiert, in dem 2022 mit dem „Rathaus-Clubbing“ eine Veranstaltungsreihe gestartet wurde, die auch den Rahmen für das Hochschul-Event bieten könnte. Ende 2024/Anfang 2025 könnte es soweit sein. „Mit dem Rathaus wäre auch die Brücke zwischen Innenstadt und Uni geschlagen“, sagt Frank Weeke.
Überlegungen für Ball im Ruhrcongress gibt‘s schon seit Jahren
Ob das Aus für den Hochschulball das Ende der legendären Bochumer Bälle bedeutet, ist offen. Schon seit Jahren gibt es Überlegungen, im Ruhrcongress an die Tradition der einstigen Presse- und Winterbälle in der Ruhrlandhalle anzuknüpfen. Die Pläne könnten jetzt neu befeuert werden. Denn Branchenkenner sind sich einig: Bochum hat das Potenzial für ein jährliches Gala-Highlight. Der Hochschulball war dafür viele Jahre das beste Beispiel.