Bochum. Neue Akzente setzt Bochum bei der Betreuung von Flüchtlingen. Bei der Suche nach weiteren Unterkünften zeichnet sich eine Lösung ab.
Keine Zuweisung von Geflüchteten über Weihnachten und Neujahr: Mit dem „Weihnachtsfrieden“ will das zuständige NRW-Ministerium den Städten und Gemeinden eine kurze Atempause zwischen dem 23. Dezember und dem 7. Januar 2024 geben. Das hilft auch der Stadt Bochum. Sie ist weiterhin auf der Suche nach zusätzlichen Unterkünften.
Bochum will Gebäude der Augusta-Geriatrie in Linden mieten
Und hat dabei womöglich Erfolg. „Wir haben noch keine Verträge abgeschlossen. Aber wir sind gerade in Gesprächen“, sagt Sozialdezernentin Britta Anger. Dabei geht es um die Augusta-Klinik für Geriatrie im Stadtteil Linden. Nach Auskunft von Anger will das Augusta die Abteilung im ersten Quartal 2024 nach Bochum-Mitte verlegen. Dort wird bis Ende 2025 für die Geriatrie ein Neubau entstehen.
Im zweiten Quartal 2024 könnten in Linden dann Geflüchtete untergebracht werden, sollten sich Stadt und die Augusta-Stiftung als Trägerin des Krankenhauses über einen Mietvertrag einig werden. „Wir hatten erst über eine Etage mit 56 Plätzen verhandelt. Jetzt sieht es so aus, als wenn wir auch die zweite noch bekommen könnten“, so Anger. Sie rechnet mit etwa 100 Plätzen in dem Gebäude.
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Noch einmal um drei Monate bis Ende März 2024 verlängert hat die Verwaltung den Vertrag über die Unterbringung von Menschen in der früheren Helios-Klinik in Linden. Dort investiert das Frankfurter Immobilienunternehmen ICG 80 Millionen Euro in den Umbau des Krankenhauses sowie die Entwicklung des weiträumigen Geländes.
Auch die Anmietung von insgesamt 36 Wohnungen der VBW in der Vogelstraße in Wattenscheid und am Glockengarten (Altenbochum) ist im Gespräch. Die Sozialdezernentin: „Das ist gut. Wohnungen sind mit das Beste, auch um Menschen aus den Einrichtungen heraus zu bekommen.“
Bochum will mehr Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete schaffen
Etwa 2000 Plätze hat die Stadt momentan, um Flüchtlinge unterzubringen. Darunter sind etwa 300 Wohnungen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. Das geht aus dem Entwurf für das neue Betreuungs- und Unterbringungskonzept hervor. „Insgesamt ist eine Ausweitung der Kapazitäten erforderlich“, heißt es in dem Papier. Und: Es sei das Ziel, die Zahl der mobilen Wohnanlagen zu reduzieren und stattdessen in Modulbauten zu investieren.
Die Zuweisung weiterer Geflüchteter durch das Land ist derzeit zwar eher moderat. Im Dezember sind es 50 Menschen gewesen, im Januar werden weitere 50 erwartet. Dabei wird es nach Einschätzung von Experten dauerhaft aber nicht bleiben.
Weniger unbegleitete minderjährige Ausländer in der Stadt
Herausfordernder ist die Betreuung und Unterbringung von Geflüchteten aber nicht nur, weil ihre Zahl eher zu- als abgenommen hat. Auch die Qualität der Betreuung ändert sich. „Während früher besonders die Existenzsicherung, gesundheitliche Situation und Bildung im Vordergrund standen, haben sich die Themengebiete inzwischen vervielfältigt“, heißt es in dem städtischen Entwurf.
Bewährt hat sich nach Einschätzung von Britta Anger, ein eigenes Aufnahmezentrum am Harpener Feld zu eröffnen. Während in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) am Gersteinring alle Geflüchteten, die nach NRW kommen, erst in Bochum registriert und von dort auf alle NRW-Kommunen verteilt werden, wohnen am Harpener Feld jene Menschen für eine befristete Zeit, die das Land an Bochum verwiesen hat und die in einer der von der Stadt verantworteten Unterkünfte und Wohnungen vorerst ihr Zuhause finden. Es ist keine Landes-, sondern eine städtische Einrichtung. Dort wohnen derzeit 20 bis 30 Personen in einem Gebäude, das für einen längeren Aufenthalt ungeeignet ist.
Deutlich gesunken ist die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMA), die in Bochum registriert und dann auf die Städte verteilt werden. Waren im September noch 450 in der Stadt, sind es derzeit 213. Allerdings: „Wir vermuten, dass über Weihnachten auch Leute kommen und die Zahlen wieder etwas hochgehen, da wir zwischen Weihnachten und Neujahr nicht auf andere Kommunen zuweisen können“, so die Dezernentin.