Bochum. Bochumer Aktivisten sind von einem Hilfseinsatz für die Flüchtlinge in Calais zurückgekehrt. Sie warnen: Die Lage wird immer dramatischer.

Erneut hat der Bochumer Verein „Das Kollektiv“ eine Hilfsaktion für Flüchtlinge in Nordfrankreich gestartet. Die Not sei vor allem für Familien nochmals dramatisch gestiegen, warnen sie nach ihrer Rückkehr.

Mehrfach waren Judith Büthe und weitere Aktivisten des „Kollektivs“ in den vergangenen drei Jahren in Calais. Von hier wollen immer mehr Flüchtlinge nach Großbritannien gelangen, wo sie auf ein schnelles Asylverfahren hoffen. Doch viele Menschen hungern und frieren – und sterben bei der Überfahrt auf seeuntauglichen Booten.

493 Schlafsäcke für Hilfsorganisationen in Calais

Der Bochumer Verein versucht, das Elend in den Flüchtlingslagern zu lindern. Im Herbst wurde ein weiteres Mal zu Spenden aufgerufen. Benötigt werden vor allem Schlafsäcke, warme Kleidung und Hygieneartikel.

Mit einer Helferin des „Kollektivs“ reiste Judith Büthe kurz vor Weihnachten mit den Spenden erneut nach Calais. „Dieses Mal haben wir 493 Schlafsäcke, diverse Zelte und Winterkleidung an das Refugee Women’s Centre und die Hilfsorganisation Care4Calais geliefert“, berichtet die Bochumer Fotografin.

Aktivisten prangern rigoroses Vorgehen der Polizei an

Die Situation vor Ort habe sich weiter verschärft. „Die Anzahl der Schutzsuchenden ist erheblich gestiegen“, so Büthe. Die Rede sei von mehreren tausend Menschen: im Vergleich zu rund 800 Menschen im letzten Winter. Die Nachfrage nach Zelten, Schlafsäcken, regentauglicher Kleidung und anderen Hilfsgütern sei aufgrund von gewaltsamen Räumungen der Camps in Abständen von 24 bis 48 Stunden in und um Calais, den widrigen Wetterbedingungen und fehlender staatlicher Unterstützung hoch.

Bei den Einsätzen der Polizei würden die einzigen persönlichen Gegenstände der Geflüchteten beschlagnahmt. Körperliche Übergriffe und der Gebrauch von Tränengas seien an der Tagesordnung. „Diese Erlebnisse retraumatisieren Betroffene, die zuvor vor Folter, Krieg und Verfolgung geflohen sind“, schildert Judith Büthe. Es gebe weiterhin keine sicheren und legalen Wege für Geflüchtete, nach Großbritannien zu kommen.

Die Bochumerin Judith Büthe ist von einem weiteren Hilfseinsatz in Nordfrankreich zurückgekehrt.
Die Bochumerin Judith Büthe ist von einem weiteren Hilfseinsatz in Nordfrankreich zurückgekehrt. © WAZ Bochum | Judith Büthe

Kurz vor dem Hilfseinsatz ertrank eine Mutter mit ihrem Kind

Der Großteil der Flüchtlinge in Nordfrankreich kommt laut „Kollektiv“ aktuell aus Sudan, Afghanistan, Iran und Syrien. Vermehrt müssten auch Familien versorgt werden. Tote seien zu beklagen. „Am Tag unserer Ankunft ist unmittelbar ein Mensch bei dem Versuch gestorben, Frankreich und den Lebensumständen zu entkommen. Die Tage zuvor ist eine Mutter mit ihrem Kind ertrunken“, sagt Judith Büthe und weiß: Die Hilfe des Bochumer „Kollektivs“ wird auch künftig notwendig sein.

Alle Infos auf das-kollektiv.eu.