Bochum. Früher liefen in Bochum Autos vom Band, heute Pakete. Vor allem zur Weihnachtszeit werden täglich schwindelerregend viele bearbeitet.
Thomas Riedl kann nichts schocken. 450.000 Pakete passieren jeden Tag „sein“ Haus. Allerdings: Wenn Weihnachten vor der Tür steht, dürfte auch der Puls beim Leiter des DHL-Megapaketzentrums in Bochum leicht bis mittelstark steigen. Denn dann herrscht Hochbetrieb – und zwar rund um die Uhr.
Vor Weihnachten werden in Bochum täglich 850.000 Pakete bearbeitet
„Weihnachten bedeutet für unsere Mitarbeiter immer jede Menge Arbeit. An den Spitzentagen vor dem Fest erwarten wir eine erhebliche Steigerung der üblichen Paketmenge“, sagt der Chef der 2019 auf dem Gelände des ehemaligen Opel-Werks im Stadtteil Laer eröffneten Logistik-Drehscheibe. Das sind dann etwa 850.000 Pakete, die täglich über die mehr als drei Kilometer lange Sortieranlagen befördert werden.
Und das ist mit der üblichen Belegschaft nicht mehr zu stemmen. An einem durchschnittlichen Tag bearbeiten etwa 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in drei Schichten mehr als 450.000 Pakete. Ein paar Wochen vor und auch noch nach Weihnachten reicht diese Mannschaft nicht mehr aus, um den erhöhten Sendungsmengen Herr zu werden. „Wir setzen dann 150 bis 170 zusätzliche Kräfte ein“, sagt DHL-Pressesprecher Rainer Ernzer. Vor allem Studentinnen und Studenten packen dann mit an.
Herzstück der Paketlogistik im Ruhrgebiet
Die können, so der Sprecher, nur kurz dabei sein, dürfen aber auch länger bleiben. „Wir haben ständig Bedarf an Kräften“, so Ernzer. Denn: Trotz der riesigen automatischen Sortieranlagen ist der Bedarf an zupackenden Händen immer noch groß. Schließlich wächst auch die Menge an Paketen ständig, die tagein, tagaus über die Anlage bugsiert wird. Hunderte von Sattelschleppern befördern täglich die riesigen Mengen.
Längst ist Bochum ein Dreh- und Angelpunkt für einen der weltweit größten Logistikkonzerne und nach eigenen Angaben Marktführer beim Pakettransport in Deutschland. Die Rede ist vom „Herzstück der Paketlogistik im Ruhrgebiet“. „Es ist für alle regionalen Pakete das postalische Tor zur DHL“, sagt Thomas Riedl. „Alle Pakete aus unserer Region werden hier sowohl in eingehender als auch in abgehender Richtung bearbeitet.“
Sein Tipp: Wer möchte, dass sein Paket innerhalb von Deutschland pünktlich zum Weihnachtsfest ankommt, sollte es spätestens bis zum 20. Dezember auf die Reise schicken.
Seit 2019 wurden mehr als 500 Millionen Pakete durch das Zentrum geschleust
Vor allem eine Zahl aus Bochum ist imposant und schier unglaublich: Seit der Eröffnung des Paketzentrums wurden in Laer bereits mehr als eine halbe Milliarde Pakete bearbeitet. In Zahlen liest sich das so: 500.000.000.
In diesen Tagen kommen einige Millionen hinzu. Auch nach Weihnachten. „Bis vor zehn Jahren war es, dass nach dem Fest die Zahl der Paketsendungen abrupt nach unten und wieder auf das normale Maß gesunken ist“, sagt DHL-Sprecher Ernzer. Das habe sich geändert. Retouren, aber auch Geldgeschenke und Gutscheine, die gleich wieder für Bestellungen sorgen, führen dazu, dass erst wieder Ende Januar die normalen Zahlen erreicht werden.
DHL produziert bald auf dem Megapaketzentrum Strom
Derweil hat DHL sein riesiges gelbes Funktionsgebäude um eine technische Neuerung erweitert. In den vergangenen Wochen wurden Photovoltaikmodule auf dem Dach des 280 Meter langen Paketzentrums installiert. Sie werden derzeit noch verkabelt. Vom ersten Quartal 2024 an sollen sie dann etwa 890.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren.
„Wir werden davon rund 85 Prozent für unseren Stromverbrauch nutzen und rund 15 Prozent ins öffentliche Stromnetz einspeisen“, sagt Kaan Mertens, der die Installation der PV-Anlage betreut. Auf dem Kopfbau der U-förmigen Anlage wurden 2438 Module über eine Fläche von etwa 5000 Quadratmeter angebracht. Und das soll noch nicht das Ende sein, weitere PV-Module sollen noch folgen. „Dann können wir noch mehr als 15 Prozent ins Stromnetz einspeisen“, so Standortleiter Thomas Riedl.