Bochum. Dieter Nuhr ist als Kabarettist umstritten. Sein Auftritt in Bochum wurde mit Spannung erwartet. So lief der Abend im ausverkauften Ruhrcongress.
Das linke Lager hat ihn zum Feindbild erkoren. Kollege Volker Pispers rammte ihn einst als „humoristischen Arm der Pegida“ in den Boden. Na und?, scheint sich Dieter Nuhr im Bochumer Ruhrcongress zu denken. Der war am Samstagabend mit 3500 Besuchern ausverkauft, anders als vor einem Jahr mit damals 1200 Zuschauern. Scheint so, als ob Deutschlands umstrittenster Kabarettist nochmals an Zustimmung gewonnen hat.
Als Rechtspopulist muss sich der 63-Jährige beschimpfen lassen, als komödiantischer Statthalter der AfD, als Verräter an einer Gesellschaftsordnung, die er als Gründungsmitglied der Grünen einst selbst propagiert habe.
Dieter Nuhr in Bochum: „Bräunungskontrolle“ für AfD-Parteitag
Alles: Quatsch. Nuhr verweigert sich als lange Zeit „links“ eingestufter Kabarettist der in Jahrzehnten geübten Erwartungshaltung, seinem Publikum gefälligst nach dem Mund zu reden. „Rechts“, gar extrem oder radikal, ist jedoch nichts von dem, was der Rheinländer in seinem aktuellen Programm sagt.
Vorwürfe ob seiner vermeintlichen Nähe zur AfD begräbt er ohne Hintertür. „Entsetzlich“ finde er die jüngsten Wahlerfolge von Höcke & Co. Grinsend berichtet er über seinen neuen High-Tech-Toaster mit „variabler Bräunungskontrolle“: „Die könnte man auch bei einem AfD-Parteitag einsetzen.“ Und, jetzt ganz ernst: „Ich bin das Gegenteil von einem Nazi.“
Fachkräftemangel zeigt sich auch in der Bundesregierung
Die Ampel kriegt ihr Fett weg. Der Fachkräftemangel zeige sich auch und gerade in der Bundesregierung. Die Infrastruktur in Deutschland sei derart heruntergekommen, dass Migranten sich umschauen und grübeln: „Da kann ich auch wieder nach Hause gehen.“
Nuhr zeigt klare Kante gegen antisemitische Palästinenser-Demos („Wer Morde an Juden bejubelt, hat hier nichts zu suchen!“), gegen pöbelnde Jugendbanden in Freibädern, wo Bademeister „Waffenstillstandsverhandlungen“ führen müssen, und nimmt sich aus neuen Gründen seine alte Freundin Greta Thunberg zur Brust: „Ich hab‘ schon immer gesagt, dass ihr für einen echten Messias der heilige Geist fehlt.“ Apropos: Er warte auf den Tag, an dem die erste Aktivistin der „Letzten Generation“ schwanger wird. „Dann haben die echt ein Problem.“
Keine Bange: KI wird uns Menschen die Arbeit überlassen
Auf die marode Deutsche Bahn werde zu Unrecht eingeprügelt, rechnet Nuhr vor: „Der Zug kommt nicht zu spät. Ich bin schneller gealtert!“ Vor der Künstlichen Intelligenz müsse niemandem bange sein: „Wenn die KI so viel intelligenter ist als wir, wird sie doch uns die Arbeit überlassen – und Bürgergeld beantragen.“ Tipp für SUV-Kutscher, die vegane Lastenradfahrer auf die Palme bringen wollen: „Parken Sie Ihren Wagen auf dem Radweg und legen einen Zettel aus: ,Bin kurz beim Metzger‘.“
Dieter Nuhr geißelt den Irr- und Wahnsinn unserer Zeit, eckt an, provoziert, verlässt den Pfad der Political Correctness. Doch sein Ziel ist stets erkennbar: unsere Demokratie, die Meinungsfreiheit zu bewahren – und nicht abzuschaffen.
3500 Besucher bedanken sich mit brausendem Beifall
Die 3500 Besucher im Ruhrcongress haben genau diese Botschaft verstanden und verabschieden Dieter Nuhr nach gut 100 Minuten mit brausendem Beifall. Der Künstler verlässt zufrieden die Bühne. Nach links.