Bochum. Dieter Nuhr ist als Kabarettist umstritten. In Bochum teilte er nach allen Seiten aus. Vereinzelte Querdenker wurden ganz schnell ruhig.

„Was ich sage ist das Normalste von der Welt“, sagt Dieter Nuhr. Das sehen nicht alle so. Sehr wohl aber die 1200 Besucher beim Gastspiel des Kabarettisten am Freitagabend im Ruhrcongress.

Leben und leben lassen: Diese ur-rheinische Maxime prägt die Sicht des Düsseldorfers auf all den Wahn- und Irrsinn, der uns auch und gerade in Kriegs- und Krisenzeiten begegnet. Als Rechtspopulist wird der 62-Jährige dafür in Teilen des linken Lagers beschimpft. Vermisst wird die klare Kante, mit denen Kabarettisten ihrem beifällig nickenden Stammpublikum gefälligst gefällig sein sollen.

Dieter Nuhr in Bochum: Toleranz ist das allumfassende Credo

Dieser Erwartungshaltung verweigert sich Nuhr – ohne sich politisch in eine Ecke stellen, gar instrumentalisieren zu lassen. Toleranz lautet sein allumfassendes Credo.

Ja, jeder habe das Recht, sich nicht gegen Corona impfen zu lassen. Karl Lauterbach („Auf der Hinfahrt habe ich einen Autofahrer allein im Wagen mit Maske gesehen und dachte: Der Lauterbach kommt auch“) bezieht reichlich Prügel. Aber die vereinzelten Querdenker im Publikum hören schnell auf zu klatschen, wenn Nuhr über seine eigene Impfung redet, die er – grundsätzlich und für sich – für richtig hält. Wobei er ja ein gewisses Verständnis für rechtslastige Impfgegner habe: „Man bekommt drei Tage den rechten Arm nicht hoch. Für manche ist das eine Katastrophe.“

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Ja, der Klimawandel sei die größte Herausforderung der nächsten Jahrzehnte. Aber nein, Klimaaktivisten leisteten keinen konstruktiven Beitrag, indem sie sich neuerdings überall festklebten.

Hallen werden bald wieder voll – denn hier wird geheizt

Über den „real existierenden Dilettantismus“ spottet Nuhr, beklagt Symbolpolitik, ideologische Borniertheiten, den Niedergang der deutschen Spitzentechnologien und setzt nur vage Hoffnungen in die nachwachsenden Generationen, für die „draußen dort ist, wo der Pizzabote herkommt“.

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Zuversicht hat er indes für die notleidende Veranstaltungsbranche. Im Januar und Februar werden die Hallen wieder rappelvoll sein – weil es draußen heißt: „Hier wird geheizt!“

WAZ-Wertung: 4 Sterne