Bochum. „Der will nur spielen“, hieß es im Ruhrcongress. „Hundeprofi“ Martin Rütter brachte nicht nur Lustiges nach Bochum, sondern auch eine Warnung.
Als „Dogfather“ wird er wie ein Rockstar angekündigt. Der Titel „Hausmeister der Hundehütten“ scheint ihm lieber zu sein: Martin Rütter gilt den Deutschen als kundigster Experte in Sachen Vierbeiner. Seine Shows haben den Wau-Effekt: So auch am Mittwochabend im mit 3000 Besuchern gefüllten Bochumer Ruhrcongress.
„Der Hundeprofi“, „Helden auf vier Pfoten“, „Die Unvermittelbaren“, „Die Welpen kommen“: Seit den 90er Jahren ist Martin Rütter mit diversen TV-Formaten Dauergast in den deutschen Wohnstuben. Dort leben mehr als zehn Millionen Hunde. Eine riesige Zielgruppe für den Tierpsychologen und Hundetrainer aus Duisburg, die er seit 2010 auch auf der Bühne trefflich bedient.
Martin Rütter in Bochum: Abrechnung mit Zucht-Profiteuren
Mit „Der will nur spielen“ ist Rütter seit 2021 auf Tour. Corona habe seinerzeit dazu geführt, „dass plötzlich jeder einen Hund haben wollte, und zwar sofort“, beklagt der 53-Jährige. Folge: Der Handel mit Welpen erreichte Rekordhöhen. Per Ebay wurden Wauwaus nach Wunsch offeriert, mutmaßlich hunderttausendfach geordert und alsbald als lästige Störenfriede abgegeben – aktuell zu besichtigen in den Tierheimen, die aus allen Nähten platzen.
Knallhart rechnet Rütter mit Profiteuren der internationalen, „mafiös strukturierten“ Züchter-Szene mit Ungarn als Keimzelle ab. Wer im Publikum allein lustige Schmankerl aus der Tierwelt erwartet hat, schaudert ob der eingeblendeten Fotos von Stallungen und verdreckten Gehegen, die an schlimmste Massentierhaltung erinnern. Ausdrücklich prangert Rütter auch einen Betrieb in Dorsten an. Skandalöse Bedingungen erzeugten „verhaltensgestörte, ängstliche Hunde“: genau die bemitleidenswerten Wesen, „die bei Ebay-Kleinanzeigen landen, ohne dass die Politik etwas dagegen tut“.
„Der Papa kommt!“: Das geht für den Hundeprofi gar nicht
Welpen ausschließlich bei seriösen Züchtern kaufen und dabei mitunter lange Wartezeiten in Kauf nehmen, sich immer auch in den Tierheimen vor Ort umschauen: Das sind die wichtigsten Ratschläge, die Martin Rütter für alle bereithält, die über eine Fellnase als neues Familienmitglied nachdenken. Hier sind einige weitere Profi-Tipps:
- Bei aller Liebe: Der Hund sollte nicht vermenschlicht werden. Draußen parkt ein Auto. Frauchen ruft: „Der Papa kommt von der Arbeit!“ Rütter schmunzelt: „Das ist schon rein biologisch unmöglich, auch wenn‘s in Bayern versucht wird.“
- Herz vs. Rationalität: Wenn eine Frau ihren Vierbeiner mehr liebt als ihren Partner, sollte das beiden zu denken geben. „Der schnarchende Hund bereitet ihr Herzklopfen. Ihren schnarchenden Mann könnte sie umbringen.“
- Hunde brauchen Spiele zum Glücklichsein. Empfehlenswert sei ein Kautschuk-Stab namens Funstix. Achtung: Das Spielen mit Holzstöcken kann furchtbare Verletzungen hervorrufen, etwa im Auge oder im Rachen. „Das weiß jede Tierarztpraxis.“
- Immer mehr Haushalte schaffen sich einen zweiten Hund an. Das kann für alle Seiten eine Bereicherung sein. Wichtig ist nur, vorher zu prüfen: Wer passt zu wem? Zumeist vertragen sich eine Hündin und ein Rüde am besten. Denn am Ende zeigt sie ihm eh, wo‘s langgeht. Halt wie im richtigen Leben.
Mit stehendem Applaus wird Martin Rütter nach drei Stunden verabschiedet. Einmal mehr hat der „Hundeprofi“ seine Botschaften ebenso eindringlich wie unterhaltsam unters Volk gebracht. „Alles, was ich erzähle, ist einfach und für jeden verständlich“, betont er. „Deshalb laufen meine Sendungen bei RTL und nicht bei Arte.“