Bochum. In Bochum sind bedeutende Softwarefirmen zu Hause. Eine von ihnen, GBTEC, gehört mehrheitlich nun einem US-Investor. Der Preis: viele Millionen.

Der Mann kommt aus Bochum, ist überzeugter Bochumer und er hat eine Karriere hingelegt, die nicht wenig von der märchenhaften Geschichte hat, in der es ein Tellerwäscher zum Millionär bringt. Tellerwäscher ist Gregor Greinke zwar nicht gewesen. Aber wer konnte schon ahnen, dass er nach seiner Ausbildung bei Opel – natürlich in Bochum – und einem Studium an der Ruhr-Universität mal ein millionenschweres Unternehmen mitgründen und -aufbauen würde.

Investor Carlyle hält Wert von etwa 280 Milliarden Dollar

Jetzt hat ein Teil dieses Unternehmens, des Softwareentwicklers GBTEC, den Mehrheitsbesitzer gewechselt. Die börsennotierte US-amerikanische Investmentgesellschaft Carlyle, nach eigenen Angaben mit einem Volumen von etwa 280 Milliarden Dollar einer der weltweit größten privaten Beteiligungsgesellschaften, hat die Mehrheitsbeteiligung an der GBTEC Software AG und ihren Gesellschaften übernommen. Mehr als 100 Millionen Euro soll der bisherige Aktienbesitzer, der niederländische Investor Main Capital Partners, nach Angaben des Handelsblatts dafür erhalten haben.

Kommentieren möchte Gregor Greinke diese Summe zwar nicht. Aber der GBTEC-Chef bestätigt, dass die Firma „mit mehreren Hundert Millionen Euro gelistet ist“. Er selbst bleibt größter privater Einzelgesellschafter, auch Mitgründer Marc-Oliver Stromberg ist weiterhin Teilhaber.

US-Manager spricht von Entwicklung zum „globalen Marktführer“

Das Eigenkapital für die Investition wird von Carlyle Europe Technology Partners (“CETP“) V bereitgestellt, wie es heißt; einem drei Milliarden Euro schweren Fonds, der in Technologieunternehmen in Europa investiert.

„GBTEC ist in einem der wichtigsten Technologietrends unserer Zeit aktiv, der digitalen Transformation und vor allem der Automatisierung von Geschäftsprozessen. Wir freuen uns, dass Gregor Greinke und sein Team sich für eine Partnerschaft mit uns entschieden haben“, sagt CETP-Manager Michael Wand. „Wir sind überzeugt, dass wir GBTEC wesentlich bei der weiteren Entwicklung zu einem globalen Marktführer unterstützen können.“

Zu den Kunden gehören Weltfirmen wir Siemens, Rolls Royce und Intel

Die Bochumer sind nach eigenen Angaben ein führender Anbieter von Software, die das Prozessmanagement von Firmen unterstützt. Es hat derzeit etwa 1200 Kunden, „darunter viele namhafte im In- und Ausland. Auch Weltfirmen wie Rolls Royce, Siemens, Intel, Meta (Facebook, Instagram) und CBRE („die amerikanische Vonovia“) gehören dazu.

Mit dem Investorwechsel eröffnen sich für das 2005 in Bochum gegründete Unternehmen ganz neue Möglichkeiten. Es geht darum, ein in Deutschland sehr und in Europa gut bekanntes Unternehmen, das bislang Kunden in 60 Ländern hat, „zu einer weltweiten Marke auszubauen“, so Gregor Greinke. Das ist das Ziel des neuen Investors.

Das Ziel: Börsenwert im Milliardenbereich

Die Stärke des US-Partners? „Die Amerikaner sind nicht schlauer als wir. Aber in Sachen Marketing und Investitionsbereitschaft spielen sie in einer ganz anderen Liga.“ Worum es den neuen Miteignern geht, darüber macht sich der 55-Jährige nichts vor: Sie wollen die Bedeutung und vor allem den Wert von GBTEC nach oben in den zehnstelligen Dollar-Bereich schrauben: in die Milliarde. Eben „Champions League“, wie der Firmen-Chef sagt.

Bochum soll dabei auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. „Das Hauptquartier bleibt hier, die wesentlichen Entwicklungen werden weiter hier geschehen.“ Nicht zuletzt, weil in der Bochumer Hochschullandschaft die Fachkräfte dafür ausgebildet werden. Allerdings werde es dank des US-Investors auch möglich sein, Kompetenz und Firmen zu kaufen. Wichtig sei es, immer auf der Höhe der Zeit – und am besten sogar noch ein bisschen voraus – zu sein. Die jüngste Arbeitsgruppe beschäftigt sich – natürlich – mit d e m Thema von Gegenwart und Zukunft, mit Künstlicher Intelligenz.

Bochum soll für GBTEC weiter eine zentrale Rolle spielen

Der Verkauf an einen noch größeren Partner, als es Main Capital Partners ist, sei dabei geradezu zwangsläufig. Denn: „Wachstum und Größe spielen gerade in der Softwarebranche eine zentrale“ Rolle, so Greinke. Er selbst hätte allerdings „nie gedacht, dass wir mit der Firma einmal in diese Dimensionen vorstoßen. Darauf bin ich schon stolz.“ Sein Erfolgshunger ist damit aber nicht gestillt. „Jetzt geht es darum, die Firma auf das nächste Level zu heben.“

Und zwar von Bochum aus. „Ich bin Bochumer durch und durch“, sagt Gregor Greinke. Auch für den Fall, dass die beiden erst vor wenigen Jahren gebauten Firmengebäude auf dem Gesundheitscampus in Querenburg mit einer Kapazität von bis zu 600 Arbeitsplätzen mal nicht mehr groß genug sein sollten. Für eine mögliche Expansion sei vorgesorgt. Derzeit hat der Software-Spezialist etwa 300 Beschäftigte in Bochum, Österreich, Schweiz, Spanien und Australien.