Bochum-Hiltrop. Eltern an einer Bochumer Kita sind verzweifelt: Kinder müssen oft Zuhause bleiben, weil Erzieher fehlen. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.

Patricia Viertel ist gestresst: um 20.30 Uhr hat sie von der Kita die Nachricht bekommen, dass am kommenden Tag Notbetreuung sein wird. Das bedeutet: ihre beiden Kinder Ronja (5 Jahre) und Darion (1 Jahr) werden wieder nicht in den Kindergarten gehen. Sie muss ihren kommenden Tag umplanen, um Zuhause auf sie aufzupassen. Nichts Neues, denn seit Beginn des Kita-Jahres im August habe es an mehr als der Hälfte der Tage nur eine Notbetreuung gegeben.

Patricia Viertel ärgert sich darüber, dass so oft nur eine Notbetreuung in der Kita in Bochum-Hiltrop ist.
Patricia Viertel ärgert sich darüber, dass so oft nur eine Notbetreuung in der Kita in Bochum-Hiltrop ist. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Von 70 Kindern können laut Patricia Viertel nur 45 betreut werden. Die 39-Jährige hat Glück im Unglück: Sie kann an ihrer Weiterbildung zur Schulbegleiterin auch von Zuhause aus teilnehmen. Trotzdem: „Da kommt etwa nachmittags die Nachricht, morgen ist Notbetreuung. Ja, und dann stehs’te erstmal da.“

Die ständige Ungewissheit, ob das Kind am nächsten Tag betreut werden kann oder nicht, mache ihr und den anderen Eltern der Kita stark zu schaffen. So langsam „droht man die Kraft zu verlieren“, sagt sie.

Kita-Notbetreuung in Bochum: Erzieherinnen und Erzieher fehlen

Der Grund für die Misere: Personal fehlt. Stellen sind unbesetzt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter krank oder im Mutterschutz. Laut der Elternvertretung sind vier Stellen unbesetzt. Der Träger, der Evangelische Kirchenkreis Bochum, spricht von 55 unbesetzten Fachkraftstunden.

Aber nicht nur für die Eltern, auch für das Personal und die Kinder sei die Situation sehr belastend, so der Elternrat der Kita. Sie sorgen sich um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu denen sie nach eigenen Angaben ein gutes Verhältnis haben.

Die Erzieherinnen und Erzieher litten unter der hohen Arbeitsbelastung und könnten ihrem eigenen Anspruch nicht mehr gerecht werden. Für die Kinder sei vor allem die fehlende Stabilität und Alltagsstruktur ein großes Problem. Die Kita-Eltern befürchten, dass die Kinder schwerer stabile Beziehungen aufbauen könnten, da sie nicht wüssten, ob sie am nächsten Tag ihre Freunde in der Kita sehen.

Blick auf die Kita
Blick auf die Kita "Unter dem Regenbogen" in Bochum-Hiltrop: Eltern und Erzieherinnen leiden unter der aktuellen Situation. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Eltern beschweren sich beim Evangelischen Kirchenkreis

In einem Beschwerdebrief zeigt sich der Elternrat verärgert über den Träger der Kita „Unter dem Regenbogen“. Ihnen sei bewusst, dass der Träger nicht schuld sei an der grundsätzlichen Personalproblematik, er „helfe allerdings auch nicht“. So kritisieren sie verkrustete Strukturen und übermäßige Bürokratie aufseiten des Trägers. Als Beispiel nennen die Eltern hierfür den Umstand, dass eine Stellenanzeigenbewilligung durch mehrere Gremien gehen müsse, was sehr langwierig sei. Es gehe „zu langsam und zu schleppend, für die Notsituation, in der wir uns befinden“, sagt die zweifache Mutter.

Laut Hannah Praetorius, Sprecherin des Kirchenkreises, ist der Grund für die Personalproblematik vor allem eine „prekäre finanzielle Lage“ in der sich der Träger befinde. Die Finanzierung der städtischen Kitas sei durch das Kinderbildungsgesetz geregelt. Die dort drin festgelegten Regelungen zur Finanzierung, erlaubten es der Kita nicht, kurzfristig Personal aufzustocken.

Es stimme, dass seit Beginn des Kita-Jahres im August, die Einrichtung oft nicht im Normalbetrieb lief, sagt Praetorius. Denn wenn der gesetzliche Betreuungsschlüssel nicht eingehalten werden könne, müsse die Kita laut Gesetz in die Notbetreuung gehen. Ihnen sei bewusst, dass das für Eltern und Personal eine sehr große Belastung darstelle. Es liefen Bewerbungsgespräche, um „die offenen Stellen schnellstmöglich neu besetzen zu können“, so die Sprecherin.

Patricia Viertel wünscht sich, dass bald jemand eingestellt werden kann, damit ein Ende der Notlage in Sicht sei. Denn vor allem die ungewisse Zukunft belaste sie und die anderen Familien sehr.