Bochum. Ein Preis für eine offen israelfeindliche Autorin? Das wäre starker Tobak – und zeigt, wie schluderig die Jury diesmal in Bochum gearbeitet hat.

Selbst wenn einige jetzt wieder schnell mit Vorverurteilungen zur Stelle sind: Auch für eine Preisträgerin gilt die Unschuldsvermutung. Doch wenn sich die Vorwürfe gegen Sharon Dodua Otoo erhärten sollten und sie tatsächlich der israelfeindlichen BDS-Bewegung zugeordnet werden kann, dann wäre das eine ziemlich peinliche Nummer für die Stadt.

15.000 Euro gibt das Rathaus alle zwei Jahre aus, um das kulturelle Renommee Bochums mit einem Preis zu krönen. Da kann man von einer fachkundigen Jury schon erwarten, dass sie etwas tiefer gräbt, als nur die Vita eines möglichen Kandidaten zu studieren und etwas in dessen Büchern zu lesen. Falls die Vermutungen stimmen, wäre die Recherche im Fall Otoo mehr als schluderig.

Erinnerungen an Peter Weiss wachhalten

Und sie gefährdet das Ansehen des Peter-Weiss-Preises, der immerhin nach einem Schriftsteller benannt wurde, der aufgrund seiner jüdischen Abstammung 1934 vor den Nazis aus Deutschland fliehen musste. Seine Filme und Theaterstücke erzählen viel von der „Ästhetik des Widerstandes“ und vom Kampf gegen den Faschismus. Weiss in Erinnerung zu behalten, ist ein wichtiges Anliegen dieses Preises – und sollte für jeden gelten, der ihn strahlend in Empfang nimmt.