Bochum. Der bundesweite Bahnstreik hat auch Bochum getroffen. Wir haben am Hauptbahnhof nach Meinungen gefragt - und bekommen: Haben Sie Verständnis?
Halb neun am Mittwochmorgen im Bochumer Hauptbahnhof: Es ist weniger los als normalerweise, aber leer gefegt ist es nicht. Viele Fahrgäste stehen im Eingangsbereich und starren auf die Anzeigetafel. Auf den ersten Blick ist darauf nicht ersichtlich, dass bundesweit gestreikt wird. Aufgelistet sind alle Züge, die von den unterschiedlichen Gleisen abfahren – wie jeden Tag.
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Nur ein fast unscheinbarer Satz macht darauf aufmerksam, der in Dauerschleife unten auf der Anzeige herläuft: „Aufgrund eines Streiks fallen vorübergehend alle nicht kommunizierten Züge im Fern- und Nahverkehr bis zum 16.11.23 um 18 Uhr aus.“
Bahnstreik: Eine Stunde früher zum Bahnhof gekommen – umsonst
Einer der Fahrgäste, der hier steht und sich fragt, ob sein Zug denn wie geplant fährt, ist Nikolaus Hopelt. Er möchte von Bochum nach Bonn zu seiner Bandprobe. Wegen des angekündigten Streiks ist er extra eine Stunde früher zum Hauptbahnhof gekommen. „Aber im Moment sieht es gut aus. Mein Zug fährt und ist nur fünf Minuten verspätet“, sagt der 70-Jährige. Ein kleines Lächeln huscht über sein Gesicht.
Ärgert er sich nicht darüber, dass er umsonst viel zu früh hergekommen ist? Er schüttelt den Kopf. „Ich habe Verständnis für den Streik. Die haben viel zu wenig Personal. Wenn es mehr Geld gibt, wird sich die Situation verbessern“, meint Hopelt. Als Fahrgast müsse man damit klarkommen. „Für mich kommt es nicht darauf an, ob ich eine halbe Stunde mehr oder weniger brauche. Aber ich bin auch nicht mehr berufstätig. Dann wäre das etwas anderes.“
Pendlerin aus Bochum genervt: „Streik trifft Menschen, die damit nichts zu tun haben“
Julia Berg hingegen ist berufstätig und deshalb mächtig genervt von dem Streik. Die 42-Jährige muss für ihren Job nach Berlin. Ihre geplante Verbindung am frühen Morgen ist ausgefallen. Ihrer Meinung nach gebe es auch andere Möglichkeiten, als bundesweit zu streiken.
„Das trifft nur Menschen, die damit nichts zu tun haben. Man könnte auch so protestieren, Schilder aufstellen oder mit Fahrgästen ins Gespräch kommen“, findet die Bochumerin. Sie muss über eine Stunde warten, bis der nächste ICE nach Berlin fährt.
Da hatte Stephan Meißner mehr Glück. Er wollte sowieso genau diese Zugverbindung nehmen. „Ich bin überrascht, dass ich einfach so nach Berlin fahren kann und alles wie geplant klappt“, sagt der 34-Jährige.
Zwischenstopp in Bochum: „Ich habe Verständnis für die Lokführer“
Auf Gleis 3B steht Anna Langenstein und wirkt entspannt. Sie hatte von ihrem Sohn von dem Streik erfahren und sich deshalb eine Alternativroute herausgesucht. Ursprünglich hätte sie eine Direktverbindung von Hattingen nach Oberhausen genommen. Doch die S 3 fällt aus. Deshalb macht sie nun einen kurzen Stopp in Bochum.
„Ich habe Verständnis für die Lokführer und ich brauche nur eine halbe Stunde länger. Das ist in Ordnung“, sagt die 49-Jährige. Ein paar Minuten später kommt auch schon ihr Zug. Aus dem RRX nach Stolberg steigen um neun Uhr ein paar Menschen aus, ein paar wieder ein – und schon rauscht die Bahn wieder weiter.