Bochum. Trauer um Peter Spielmann (Kunstmuseum) und Gabriel Chmura (Bochumer Symphoniker). Warum beide für das Bochumer Kulturleben wichtig waren.

Bochum trauert um zwei Künstlerpersönlichkeiten, die das kulturelle Leben dieser Stadt entscheidend prägten. Peter Spielmann, langjähriger Direktor des Kunstmuseums, starb im Alter von 88 Jahren. Gabriel Chmura, ehemaliger Orchesterchef und Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker, wurde 74 Jahre alt.

Peter Spielmann, der zuletzt in seiner Heimatstadt Brno, Tschechien, lebte und auch dort verstorben ist, kam 1969 auf Einladung des damaligen Museumsleiters Peter Leo als wissenschaftlicher Assistent an die Städtische Kunstgalerie nach Bochum . Nach Leos Tod übernahm er 1972 die Leitung des Museums, dem er bis zur Pensionierung 1997 vorstand.

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Peter Spielmann: über 300 Ausstellungen in Bochum

Spielmann war durch seine Geburt und sein Studium sehr mit der Kunst Osteuropas verbunden, die damals im Westen ein „vergessenes Dasein“ hinter dem Eisernen Vorhang fristete. Immer wieder setzte er Ausstellungen in Bochum an, die unabhängige Kunst aus Ungarn, Jugoslawien, Polen, der Tschechoslowakei und aus der Sowjetunion zeigten. Er folgte damit einer Idee, die sein Vorgänger angestoßen hatte. „Peter Leo hat das Fenster nach Osteuropa geöffnet, Peter Spielmann hat die Türen dorthin weit aufgemacht“, so fasst es der heutige Museumsdirektor Hans Günter Golinsk i zusammen.

Personalwechsel stehen an

Sowohl im Kunstmuseum als auch bei den Bochumer Symphonikern stehen im nächsten Jahr Veränderungen an. Museumsdirektor Hans Günter Golinski tritt in den Ruhestand, auch Steven Sloane zieht sich vom Chefposten bei den BoSy zurück.

Während mit Tung-Chieh Chuang für Steven Sloane bereits ein Nachfolger als Orchesterchef gefunden ist, ist die Neubesetzung der Leitungsstelle als Museumsleiter noch offen. Eine Entscheidung soll bis Frühjahr fallen.

In seiner 25-jährigen Tätigkeit als Museumsdirektor präsentierte Spielmann mehr als 300 Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst. Der Erweiterungsbau des Museums mit seinem multifunktionalen Forumssaal, der 1983 eingeweiht wurde, ermöglichte Peter Spielmann die Realisierung einer Museumskonzeption, die Literatur, Theater, Tanz und Musik mit bildender Kunst verknüpfen konnte.

Das Festival der Ausländerkulturen „Kemnade International“, für dessen Gründung er maßgeblich verantwortlich war, entwickelte sich unter seiner Leitung zu einem prägenden Kulturfestival.

Peter Spielmann, der ehemalige Museumsleiter, bei einer Lesung im Kunstmuseum Bochum im Juni 2010.
Peter Spielmann, der ehemalige Museumsleiter, bei einer Lesung im Kunstmuseum Bochum im Juni 2010. © WAZ FotoPool | Karl Gatzmanga

Ähnlich prägend wie Spielmann für das Museum war Gabriel Chmura für die Bochumer Symphoniker, die er von 1982 bis 1988 als Generalmusikdirektor führte. Unter seinem Dirigat eröffnete das Orchester 1983 den Neubau des Kunstmuseums, es erklang W.A. Mozarts 38. Sinfonie D-Dur („Prager“).

Gabriel Chmura lud Steven Sloane nach Bochum ein

Als „General“ gelang es Chmura, das städtische Orchester aufzustocken und zu vergrößern, 1988 verabschiedete er sich, immer noch „ideenreich, aufgeschlossen und zielstrebig“, wie die WAZ im Dezember 1981 notierte, aus Bochum. GMD Steven Sloane zeigte sich betroffen: „Mit Gabriel Chmura verlieren wir einen geschätzten Kollegen und Mentor. Die Einladung zu meinem ersten Konzert hier in Bochum kam von ihm, dafür bin ich heute noch dankbar“, so Sloane.

Feste Spielstätte für die Symphoniker gefordert

Und noch etwas verbindet den ehemaligen und den aktuellen GMD. Unter Sloane konnte 2016 das Musikforum eröffnet werden, bereits in seiner Amtszeit während der 80er Jahre hatte Chmura vehement die unzulängliche Arbeitssituation des Orchesters bemängelt und eine feste Spielstätte eingefordert. 2019 stattete er anlässlich des 100. Geburtstags der Bosy Bochum einen Besuch ab und zeigte sich beeindruckt und froh über gleichermaßen Akustik und Architektur des Anneliese-Brost-Musikforum s.

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