Bochum. Küchenpapier, Chips und Müsli: Woran liegt es, dass in Bochums Supermärkten Regale leer bleiben? Ein Edeka-Filialleiter erklärt das Problem.
Auch wenn Corona und die Lockdowns vorbei sind – der Einkauf von Lebensmitteln wird mitunter wieder zu einer echten Herausforderung. In einigen Supermärkten und Discountern klaffen erneut Lücken in den Regalen. Auch in Bochum. Woran das liegt, ist für viele Kunden oft nicht klar ersichtlich. „Es hat auch mehrere Gründe“, sagt Daniel Driller, Inhaber von Edeka Driller an der Castroper Straße.
Lücken in Bochumer Supermarkt-Regalen: „Einkauf wird zur Lotterie“
Aktuell gebe es vor allem wegen des Tarifstreits im Groß- und Außenhandel Lieferengpässe. „Wenn die Lkw-Fahrer nicht fahren, kommt halt die Ware auch nicht an“, erklärt Driller. Und so passiere es, dass bestimmte Produkte in den Regalen fehlten. Welche, sei nicht immer absehbar. „Jetzt gerade haben wir bei Küchenrollen einen Engpass. Zuvor war auch mal wieder Toilettenpapier knapp. Und H-Milch.“
Er habe aber noch Glück, sagt Driller. „Weil Edeka Subunternehmen einsetzt, die für die streikenden Fahrer einspringen, sind bei uns nicht so viele Lücken in den Regalen zu finden.“ Er habe zudem vorgesorgt und mehr Waren als sonst bestellt. „Das Lager ist voll.“
Dass Produkte wie Pringles-Chips und Kellogg’s-Artikel bei Edeka derzeit nicht zu bekommen sind, hat hingegen nichts mit dem Kampf um mehr Lohn zu tun. „Hier geht es um unterschiedliche Preisvorstellungen zwischen Edeka und den Herstellern“, erklärt Driller. Einige würden sinkende Materialkosten nicht an die Kunden weiterreichen. „Wenn Verhandlungen dann scheitern, werden die entsprechenden Waren eben nicht mehr vertrieben.“
Es kann aber auch noch einen ganz anderen Grund geben, wenn zum Beispiel Tomatenmark einer bestimmten Marke dauerhaft aus ist. „Das liegt in diesem Fall daran, dass das Material für den Plastikschraubdeckel nicht zu bekommen ist“, weiß Driller zu berichten.
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Seine Kundschaft reagiere im Großen und Ganzen gelassen auf das etwas reduzierte Angebot. „Die meisten sind durch die Corona-Zeit scheinbar krisenerprobt.“
„Wir befinden uns ja noch lange nicht auf Corona-Niveau“, sagt dementsprechend auch eine Frau, die gerade Ausschau nach Konserven hält – und dabei anonym bleiben möchte. „Ich komme noch ganz gut zurecht. Aber beim Toilettenpapier könnte der Kampf bald wieder losgehen“, glaubt sie.
Dilek Tokul ärgert sich über den Zeitverlust. Um die Einkaufsliste vollständig abzuarbeiten, müsse sie aktuell einplanen, mehrere Supermärkte und Discounter abzufahren. „Ich habe drei Kinder, muss Essen kochen, da wird das zeitlich eng.“ Oft fehle ihr nur ein Teil.
Julia M. kennt das Problem. Auch sie hat ein Kind im Einkaufswagen sitzen und findet es „blöd, mit meiner Tochter dieses Einkaufs-Hopping machen zu müssen“. Sie gehört zu jenen, die dringend Tomatenmark benötigen, „das ist aber überall weg“. Auch an lactosefreie Produkte sei momentan schwierig zu kommen.
Gisela Koritke bleibt ruhig. Sie hält die Auswahl weiterhin für „groß genug“. Und was sie nicht finde, „werde ich schon woanders kriegen“. Zur Not greife sie einfach zu einer anderen Marke. Da aber oft auch die günstigen Eigenprodukte fehlen, werde der Einkauf dadurch teurer, bemängelt Dilek Tokul.
Viele Lücken tun sich auch in den Regalen von Rewe in Altenbochum auf. Hier fehlen beim „Redaktions-Check“ vor allem Zwieback, Müsli-Riegel, Haferflocken, Nudeln, Konserven, Fertigprodukte, Chips und Cracker bestimmter Sorten. Mit einem Aushang, der an den jeweiligen Regalböden klebt, bittet das Unternehmen die Kunden um Verständnis und verweist auf den „Streik in unseren Zentrallagern“. Es wird darum gebeten, „auf Alternativartikel in unserem Sortiment zurückzugreifen“.
Auch hier ist die Kundschaft weit vom Corona-Frust entfernt. Aber der Einkauf ähnele aktuell doch sehr einer Lotterie, stellt eine ältere Frau fest. Es sei halt Glückssache, ob man das, was man benötigt, am Ende auch bekommt. Jetzt auch noch in andere Läden rennen zu müssen, um alles zusammen zu kriegen, sei vor allem für Menschen mit Gehbehinderung sehr schwierig.
Oft fehlten Dosen, sagt eine andere Rewe-Kundin, die ihren Namen auch nicht nennen möchte. „Die Tage war alles weg.“ Dann sei sie zu Netto. „Doch dort dasselbe Problem. Keine Käsestangen. Ärgerlich. Die esse ich doch so gerne.“ Sie plane für den Einkauf inzwischen mehr Zeit ein.
Ulla List kritisiert wie andere, „dass gerade auch Produkte der Eigenmarken häufig nicht erhältlich sind, jüngst gab es keine Joghurts“. Das gehe ganz schön ins Geld, wenn man die teureren Artikel nehmen müsse. Dementsprechend versuche sie vorausschauend und größere Mengen einzukaufen.
Für den Streik zeigt sie Verständnis. „Die kommen ja anders nicht an ihr Ziel.“ Doch am Ende würden solche Streitigkeiten auf dem Rücken der Kunden ausgetragen. Ulla List graut schon vor einem möglichen nächsten Bahnstreik. „Ich will doch Weihnachten mit der Bahn zu meiner Tochter nach Stuttgart...“ Vielleicht ist bis dahin das Einkaufen wieder einfacher. Für 1. Dezember ist die nächste Verhandlungsrunde vorgesehen.