Bochum. Die Bochumer Stadtwerke investieren schon heute Millionen in “grünen Strom“. Der größte Teil wird aber nicht in Bochum produziert. Ein Überblick.
Haushalte und Unternehmen mit Energie zu versorgen – mit Strom, Gas, Wärme und Wasser – das ist die Hauptaufgabe der Stadtwerke Bochum. Längst ist aus dem Versorger aber auch ein Produzent geworden.
200.000 Bochumer Haushalte könnte mit grüner Energie versorgt werden
Über ganz Deutschland verteilt – von Bad Arolsen (Hessen) bis nach Zellertal (Rheinland-Pfalz), von der Nordsee rund um Borkum bis zum unterfränkischen Theinfeld – stehen die Anlagen, die dem städtischen Tochterunternehmen entweder allein gehören, wie in Bremerhaven, oder an denen sie über eine der Gesellschaften des Trianel-Verbundes beteiligt ist. Dabei geht es ausschließlich um Erneuerbare Energien (EEG), in erster Linie um grünen Strom.
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Gewonnen wird dieser mit Windkrafträdern auf See und an Land, mit Photovoltaikanlagen – von denen einige auch auf Bochumer Stadtgebiet entstanden sind – mit Wasserkraft und Tiefenwärme (Geothermie). Und sie machen sich allmählich in der Klimabilanz bemerkbar. Von den knapp 200.000 Haushalten in Bochum könnten die Stadtwerke vor allem über ihre Windräder und PV-Anlagen etwa ein Viertel mit grüner Energie versorgen. Rein rechnerisch, versteht sich.
Kein einziges Windrad in Bochum
Die jüngste Investition steht im niedersächsischen Bad Gandersheim. Dort wurde der nächste Windpark der Trianel Erneuerbare Energien GmbH Co. KG (TEE) in Betrieb genommen. Mit 12,2 Prozent ist Bochum beteiligt an den vier Windenergieanlagen vom Typ Nordex N149 mit einem Rotordurchmesser von 149,1 Metern und einer Leistung von je 4,5 Megawatt (MW). An insgesamt 17 Windparks hält das stadteigene Unternehmen Anteile (Übersicht).
In Bochum selbst dagegen steht kein einziges Windrad. Zwar gibt es auf dem 145,66 Quadratmeter großen Stadtgebiet einige Freiflächen vor allem im Süden und Westen. Das Potenzial für einen effektiven Einsatz von Windrädern liegt nach Einschätzung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) Nordrhein-Westfalen aber bei Null.
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Anders sieht es mit der Sonnenenergie aus. Auf Bochumer Stadtgebiet betreiben die Stadtwerke neun große Photovoltaik-Anlagen. Das PV-Potenzial vor Ort ist immens. Es gibt nach Auskunft der Stadt gut geeignete PV-Anlagenflächen im Umfang von 4.516.665 Quadratmetern, geeignete PV-Anlagenflächen im Umfang von 3.638.916 Quadratmeter und immerhin 1.402.521 Quadratmeter noch bedingt geeignete Flächen. Alles in allem ließe sich auf diesen Flächen Energie für deutlich mehr als die knapp 200.000 Haushalte in Bochum produzieren. Genutzt werden die PV-fähigen Flächen bislang aber nur zu einem Bruchteil.
Der Plan: Weitere Millionen-Investitionen in Wind- und Sonnenenergie
„Der kontinuierliche Ausbau unseres Erneuerbaren-Portfolios beträgt bereits über 115 Megawatt (MW)“, sagt Stadtwerke-Chef Dietmar Spohn. Und es sollen noch deutlich mehr werden. Bochum und 35 weitere Stadtwerke innerhalb der TEE wollen etwa eine halbe Milliarde Euro in den weiteren Ausbau von Windkraftanlagen und PV-Freiflächenanlagen stecken.
Das Besondere am jüngsten Investment in Bad Gandersheim: Es ist der erste Trianel-Windpark mit Bürgerbeteiligung. Bürgerinnen und Bürger der Kurstadt konnten einen Windsparbrief kaufen. Es heißt, das Volumen wurde innerhalb kürzester Zeit vollständig ausgeschöpft.