Bochum. In der Bochumer Innenstadt hat eine Traditionsbäckerei geschlossen. Viele Kunden sind traurig. Doch lange wird das Ladenlokal nicht leer stehen.
Die Bäckerei und Konditorei Brechtmann ist vielen Bochumern noch ein Begriff. Doch nun verschwindet dieser Name von der kulinarischen Landkarte. Der Traditionsbetrieb, seit 1982 an der Brückstraße 21 in der Innenstadt beheimatet, wurde inzwischen geschlossen. Doch im Ladenlokal herrscht weiter Betrieb, denn ein Nachfolger steht schon bereit.
Bochumer Traditionsbäckerei schließt: Nachfolge ist schon geklärt
Im sozialen Netzwerk Facebook wurde mit Bestürzung auf das Bäckerei-Aus reagiert. „Sehr schade, ich vermisse Brechtmann wirklich“, schreibt ein User. „Die Wurstbrötchen waren super-lecker. Und die herrlichen Torten waren immer ein Genuss.“ Andere heben den Baumkuchen, die Pralinen, Mandelprinten und den Streuselkuchen ihrer „Lieblingskonditorei“ hervor – und die „sooooo geniale Buttercreme-Torte“.
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Ja, die Torten seien ein Markenzeichen gewesen, sagt Sigrid Brechtmann, die mit ihrem Mann Bernd die Bäckerei an der Brückstraße seit 1982 betrieb. Auch kleine Törtchen seien immer gut gegangen. „Und natürlich unsere Stollen und Spekulatius. In der Vorweihnachtszeit war bei uns immer richtig was los.“
Der 77-Jährigen kommen die Tränen, während sie über das Aus spricht. Ihr habe das Arbeiten großen Spaß gemacht, sagt Sigrid Brechtmann. „Ich habe immer gerne Menschen um mich gehabt.“ Vor 13 Jahren hätten sie und ihr Mann, heute 84, die Bäckerei an ihren Sohn Carsten und dessen Frau übergeben.
Der 54-Jährige habe nun entschieden, zu schließen. Die Mama kann das verstehen. „Haben Sie sich die Gegend mal angesehen?“, fragt sie. „Das Umfeld der Hans-Böckler-Straße und Brückstraße hat sich in den vergangenen acht Jahren sehr zum Nachteil entwickelt.“ Die Kaufkraft habe deutlich nachgelassen. Viele Händler hätten bereits die Segel gestrichen, weitere würden folgen, prognostiziert Sigrid Brechtmann. Von daher sei es sicher richtig gewesen, dieses Kapitel nun abzuschließen. „Das ist leider so.“
Immerhin konnte die Nachfolge schnell geklärt werden. Während außen nach wie vor in großen pinkfarbenen Buchstaben auf „Konditorei – Steh-Café Brechtmann“ hingewiesen wird, herrscht innen reger Betrieb. „Coming soon Café Cremino“ steht auf der Kreidetafel im Eingang und verrät schon ein wenig, in welche Richtung es gehen wird.
Mahmoud Ismailat hat das Ladenlokal übernommen. „Ich komme aus dem Libanon und bin Konditormeister“, sagt der 42-jährige Familienvater. Seit acht Jahren lebe er mit seiner Frau und den beiden Kindern in Bochum. Zuvor habe er in Schleswig-Holstein schon eine Konditorei gehabt, danach aber im Feinkosthandel und zuletzt sogar auf dem Bau gearbeitet. Nun wolle er aber zurück zu seinen beruflichen Wurzeln.
Als er das Inserat im Internet gesehen habe, habe er sofort zugeschlagen, sagt Ismailat. Er weiß um die Tradition des Vorgängers, dass „hier jedermann Brechtmann kannte“. Daran wolle er mit seinem Angebot auch anknüpfen. Er habe immer von dem berühmten Käsekuchen gehört. „Deshalb möchte ich einige alte Rezepte von den Brechtmanns übernehmen.“ Er stehe diesbezüglich schon in Kontakt und teste bereits die alten Maschinen, die er übernommen hat.
Doch in seinem Café Cremino will Mahmoud Ismailat auch eigene Ideen und Kreationen einbringen. „Brot und Brötchen wird es nicht geben, der Schwerpunkt liegt schon auf Konditorei. Wir bieten aber Croissants und Baguettes an, auch in ganz speziellen Variationen wie Rote Beete und Kichererbsen.“ Das Steh-Café soll bleiben.
Wenn es alles gut laufe, möchte Ismailat Ende November eröffnen.