Bochum. In der Asche eines Sportplatzes wurde ein stark erhöhter Dioxin-Gehalt nachgewiesen. Die Stadt Bochum gibt Entwarnung, sperrt die Anlage jedoch.
Nach dem Gift-Fund auf dem Sportplatz an der Gahlenschen Straße 111 in Bochum-Hamme ist nun klar: Diese Anlage bleibt bis zur ohnehin geplanten Sanierung im Frühjahr 2024 gesperrt. Im Aschebelag war ein stark erhöhter Dioxin-Wert nachgewiesen worden. Aufgrund dessen will die Stadt Bochum nun weitere Anlagen überprüfen.
Nach Gift-Fund auf Sportplatz: Stadt Bochum prüft weitere Anlagen
Bei Voruntersuchungen für den Umbau des Sportplatzes an der Gahlenschen Straße waren in der roten Asche Belastungen mit Kieselrot festgestellt worden. Der Gehalt an Dioxin überschreitet den zulässigen Schwellenwert von 1000 Nanogramm/kg der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung um mehr als das Sechsfache, hatte die Verwaltung der WAZ auf Anfrage mitgeteilt. Der Sportplatz war daraufhin umgehend gesperrt worden.
Ein Gutachterachterbüro hatte anschließend weitere Proben entnommen und analysiert. „Dabei hat sich der Verdacht auf Kieselrot und eine damit verbundene Dioxin-Belastung an der Sportanlage Gahlensche Straße bestätigt. Aus diesem Grund bleibt der Sportplatz bis zur ohnehin geplanten Sanierung weiter gesperrt“, heißt es am Montag, 6. November, aus dem Rathaus. Mit der Sanierung solle planmäßig im Frühjahr 2024 begonnen werden. Die beiden betroffenen Vereine – FC Bochum und Türkiyemspor – hätten Ersatzzeiten auf den Sportanlagen Hofsteder Straße, Dickebankstraße, Krümmede und Markstraße erhalten.
In Bochum gibt es derzeit noch 16 Plätze mit einem Aschenbelag. Auf 14 dieser Spielfelder könnte laut Stadt aufgrund des Baujahres möglicherweise ebenfalls das Material Kieselrot verbaut worden sein. Deshalb veranlasst die Stadt umgehend die Untersuchung der in Frage kommenden Spielfelder; das Ergebnis soll bis Ende des Jahres vorliegen. Geprüft werden die Sportplätze Brelohstraße, Freigrafendamm, Am Nordbad, Zur Burkuhle, Anemonenweg, Everstalstraße, Hörder Straße, Markstraße, Glücksburger Straße, An der Landwehr, Lewackerstraße, Martin-Lang-Straße in Günnigfeld und der Platz am Wattenscheider Hellweg/Auf dem Esch.
Stadt: Zwei Ascheplätze in Bochum sind frei von Kieselrot
Sicher kieselrot-frei sind laut Stadt die beiden Anlagen an der Nörenbergstraße in Werne und am Erbstollen in Weitmar-Mark. Diese seien erst 2020 und 2014 gebaut bzw. saniert worden, so Stadtsprecher Peter van Dyk. „Die Verwendung von Kieselrot im Tennenbelag kann hier ausgeschlossen werden.“
Eine Gesundheitsgefährdung für Nutzerinnen und Nutzer des Platzes an der Gahlenschen Straße könne die Stadt ausschließen, heißt es aus dem Rathaus. Zum einen sei das Dioxin in der Kieselrotschlacke gebunden; es sei also kein Kontaktgift. Es werde auch nicht bei Regen ausgeschwemmt, da es nicht wasserlöslich sei.
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1991 sei bekannt geworden, dass Kieselrot mit Dioxin belastet ist. Bei diesem handelt es sich um einen giftigen Stoff, der als krebserregend gilt. Damals hatte die Stadt Bochum nach eigenen Angaben verdächtige Flächen untersucht, auf dem Sportplatz an der Gahlenschen Straßen seien die Ergebnisse unauffällig gewesen.
Zum anderen hätten umfangreiche Untersuchungen 1991 gezeigt, dass auch bei intensivem und langjährigen Kontakt mit stark dioxinbelasteten Belägen keine nennenswerte Aufnahme von Dioxin aus Kieselrot stattfinde, so die Stadt. „Generell ist Dioxin im Wesentlichen nur dann für Menschen gefährlich, wenn es über die Nahrung aufgenommen wird.“
Stadt Bochum: Sperrung als „verantwortungsvolle und fürsorgeorientierte“ Entscheidung
Dass die Anlage trotzdem und nun auf Dauer gesperrt wurde, sei vorsorglich geschehen. „Begründet ist diese Entscheidung mit der Überschreitung des sogenannten Maßnahmenwertes – sprich des Wertes, ab dem gehandelt werden muss – für Dioxin der 1999 eingeführten Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung, der bei 1000 Nanogramm pro Kilogramm liegt“, erklärt Peter van Dyk. Auf dem Platz in Hamme seien 6620 Nanogramm/kg gemessen worden.
Für eine „verantwortungsvolle und fürsorgeorientierte Stadtverwaltung“ sei es „selbstredend, auf einer betroffenen Sportanlage den Spielbetrieb einzustellen, sofern dort Kieselrotasche ausgemacht wird, deren Dioxin-Gehalt oberhalb des Maßnahmenwertes der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung liegt“, so van Dyk weiter.
Informationen zu Kieselrot
Unter dem Begriff Kieselrot wurden laut Stadt etwa bis 1970 Produktionsrückstände aus der Kupfergewinnung eines Betriebes in Marsberg (NRW) vertrieben und insbesondere als Beläge für Sport- und Spielplätze und den Wegebau verwendet. Kieselrot sei aufgrund des besonderen Produktionsprozesses dadurch gekennzeichnet, dass es neben hohen Kupfergehalten auch Dioxinverbindungen in unterschiedlicher Konzentration enthalte.
Warum bei den Untersuchungen 1991 in Bochum kein Kieselrot und eine damit verbundene Dioxin-Belastung nachgewiesen werden konnte, lässt sich nach Aussage der Stadt „aufgrund der großen Zeitspanne nicht verifizieren“. „Mutmaßlich erfolgte die Probenahme seinerzeit an einer anderen, vermutlich tieferliegenden Stelle, wodurch nicht vergleichbares Material beprobt wurde“, so Stadtsprecher Peter van Dyk.