Bochum. Das Einkaufen in einem Bochumer Stadtteil soll künftig mehr Spaß machen. Dafür werden nun Ideen gesammelt. Die Händler freuen sich – und warnen.
Einkaufen kann man entlang der Hattinger Straße in Bochum-Linden eigentlich schon ganz prima. Es gibt links und rechts viele Geschäfte, drumherum kostenlose Parkplätze und eine gute Verkehrsanbindung. Und doch ist die Situation im Stadtteilzentrum alles andere als optimal. Das soll sich ändern. Mit einer Verkehrsuntersuchung werden nun Ideen gesammelt, wie man die Einkaufsmeile attraktiver machen kann. Das freut die Kaufleute vor Ort. Allerdings warnen sie auch...
Bochumer Einkaufsmeile soll attraktiver werden – das ist der Plan
Eine erste Erkenntnis gibt es schon. Nachdem die Verwaltung den Verkehr auf der Lindener Meile gezählt hat, glaubt man das Hauptproblem bereits gefunden zu haben: die Autos. Vor allem die, die durchs Zentrum durchfahren und nicht gezielt zum Einkauf anhalten. 8000 Fahrzeuge pro Tag seien bei einer Messung auf Höhe der Christuskirche gezählt worden.
Aus Sicht der Stadt zu viel rollendes Blech für ein Geschäftszentrum, zudem sei die Infrastruktur veraltet. Fußgänger und Radfahrer kämen bei all dem zu kurz. Von daher stelle sich nun die Frage: Wie die Autodominanz verringern und gleichzeitig die Aufenthaltsqualität erhöhen?
Das will man als Stadtverwaltung nicht alleine stemmen. Deshalb wird für eine Verkehrsuntersuchung eine Kooperation mit Bezirksvertretung, Industrie- und Handelskammer, Werbegemeinschaft Linden, Hochschule und Ruhr-Universität angestrebt. Auch ein externes Gutachterbüro soll helfen. 85.000 Euro kostet der ganze Spaß, an dessen Ende ein Praxistest stehen soll.
In der Folge sollen jetzt diverse Maßnahmen besprochen werden, um das Stadtteilzentrum attraktiver zu machen. Die Straßenbahn-Haltestellen niederflurgerecht umzubauen sei aus Sicht der Stadt schon mal eine Möglichkeit. Auch könne man überlegen, vorhandene Flächen anders zu nutzen, etwa für Parklets (Terrassen im Straßenraum), die auch schon auf der Alten Wittener Straße in Laer zum Einsatz kamen. Auch könne man darüber nachdenken, einen Teil des Verkehrs umzuleiten. Die Bürger sollen sich bei all den Überlegungen natürlich beteiligen. Wie auch die Kaufmannschaft vor Ort.
Stefan Rodemann, Vorsitzender der Lindener Werbegemeinschaft, begrüßt die Verkehrsuntersuchung. Das sei nicht verkehrt – je nachdem, wie man es angehe. „Was nicht passieren darf, ist, den Autoverkehr komplett aus Linden heraushalten zu wollen. Dann ist unsere Einkaufsmeile tot“, warnt er. Das etwas getan werden müsse, sei hingegen unstrittig „und schon lange ein Thema“.
Speziell die Situation für Fußgänger und Radfahrer müsse sich nach Meinung der Händler verbessern. „Das ist schon unglücklich, dass sich beide den Gehweg teilen müssen“, findet Rodemann. Dadurch komme es immer wieder zu brenzligen Situationen.
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Eine Lösung wäre für ihn, den Radverkehr auf die Straße zu verlegen. „Das müsste trotz der Straßenbahnschienen gehen. Das würde sicher auch den Autoverkehr bremsen.“ Denn obwohl auf der Lindener Meile schon lange Tempo 30 gilt, werde diese Geschwindigkeitsbegrenzung seinen Beobachten zufolge nur selten eingehalten. Rodemann wünscht sich auch schönere Übergänge für die Fußgänger über die Hattinger Straße.
Bis zum Jahreswechsel will die Stadt einen Gutachter gefunden haben und bis Sommer soweit sein, mit einem Praxistest starten zu können. Dieser soll etwa ein halbes Jahr dauern.
Die Bezirksvertretung Südwest beteiligt sich an den Kosten mit 30.000 Euro. Dafür wolle man aber auch was sehen. In der Verwaltungsvorlage sei von einem „möglichen Verkehrsversuch“ die Rede, sagt Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD). „Wir geben Geld nicht nur für ein nettes Gutachten“, hat er eine klare Erwartungshaltung.
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Nicolaus Schürholz (SPD) findet die Verkehrsuntersuchung „große klasse“. „Wir diskutieren ja schon lange darüber, dass in Linden etwas passieren muss“ Da sei es wichtig, präzise Grundlagen zu ermitteln und Schritt für Schritt Lösungen zu finden. Gräf bittet zudem darum, „im Blick zu haben, dass links und rechts Menschen wohnen, die den Lärm ertragen müssen. Die Hattinger Straße ist sehr laut.“
Auch soll das Untersuchungsgebiet auf Vorschlag von Fabian Schütz (CDU) um den Bereich Axstraße/Keilstraße erweitert werden, wo ja auf dem früheren Klinikgelände ein neues Quartier entwickelt wird.