Bochum. Es gibt Pläne, das Ruhrstadion zu erweitern. Aus Sicht des VfL Bochum sicher sinnvoll. Aber was sagen die Anwohner dazu? Wir haben uns umgehört.
Neben der ärgerlichen 1:2-Niederlage in Freiburg und den vieldiskutierten Schiedsrichter-Entscheidungen gab es am Wochenende unter den Fans des VfL Bochum vor allem ein Thema: den möglichen Ausbau des Ruhrstadions. Es gibt Pläne für eine Erweiterung, um mehr Platz für Anhänger und VIPs zu schaffen. Man will in der Bundesliga ja konkurrenzfähig bleiben. Von daher eine sicher sinnvolle Idee. Nur: Wie denken eigentlich die Anwohner darüber? Wir haben uns in der Nachbarschaft umgehört.
VfL Bochum plant Ausbau: So ist die Stimmung rund ums Ruhrstadion
Aktuell bietet das Ruhrstadion (gehört der Stadt; der VfL ist Mieter) 26.000 Zuschauern Platz, es gibt nur rund 1350 VIP-Plätze. Daher soll die Kapazität aufgestockt werden, entweder im kleinen oder großen Stil. Laut Bild wäre eine Aufstockung um bis zu 3500 Sitzplätze auf der Haupt- und Osttribüne denkbar. Oder aber man versetzt das Stadion in Richtung Tennisplätze und baut die Tribünen aus. Dafür müsste u.a. der Parkplatz hinter der Ostkurve weichen. Angestrebt werde ein Fassungsvermögen von maximal 40.000 Zuschauern. Die Kosten sollen, so ist aus der Politik zu hören, bei 150 Millionen Euro liegen.
Bei einer Versetzung des Stadions werden allerdings rechtliche Probleme bei der Baugenehmigung und in Form von Klagen befürchtet. Da kommen dann die Anwohner ins Spiel. „Ist doch gut, wenn was passiert“, sagt Marco Pfeiffer, der mit seinen Söhnen Phil und Ben eine kleine Runde ums Ruhrstadion dreht. Ohne Vergrößerung sei der VfL Bochum auf Dauer nicht konkurrenzfähig, glaubt auch er, der als Dauerkartenbesitzer regelmäßig live vor Ort die Spiele verfolgt. Auch als Anwohner störe das Stadion nicht. „Es steht ja schon länger, als die meisten hier wohnen...“
- Das Ruhrstadion soll erweitert werden, es gibt Ideen und Finanzierungsmodelle. Das ist der Stand, das sagen der VfL Bochum und die Stadt.
Das sieht auch Guido Fischer so. „Wenn man hier wohnt, muss man mit dem Thema Fußball leben“, sagt er. „Das gehört dazu, da habe ich kein Problem mit.“ Das Parken sei aber ein Thema, vor allem, wenn dann noch mehr Fans ins Stadion strömten. „Und das Wildpinkeln. Da wären mehr Toiletten im Außenbereich sicher sinnvoll.“
Findet auch eine Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte. Sie kann direkt aufs Stadion gucken. „Hier stehen an Spieltagen zwei Dixi-Klos. Die bringen nicht viel. Und das würde ja im Falle eines Ausbaus nicht besser.“ Dann bräuchte es auch mehr Bahnen, die das Stadion ansteuern. Der Lärm stört sie indes nicht. „Wer neben dem Bahnhof wohnt, darf sich ja auch nicht beschweren, wenn da Züge herfahren.“
Als „gar nicht verkehrt“ bezeichnet ein junger Mann die Stadion-Pläne, der mit dem Kinderwagen zurück zur Wohnung an der Küpperstraße unterwegs ist. Auch er möchte anonym bleiben, aber durchaus seine Meinung sagen. Weder als VfL-Fan noch als Anwohner habe er etwas gegen die Idee, das Ruhrstadion zu erweitern. „Wir hören hier relativ wenig, haben kaum Einschränkungen an Spieltagen.“ Und es sei ja wichtig, wettbewerbsfähig zu bleiben. Wenn rechtliche Probleme dies verhindern sollten, fände er das traurig und „typisch Deutschland eben“.
Lärm sieht Dagmar Gorges, die gerade mit ihrem Hund Gassi geht, überhaupt nicht als Problem an. „Unser Balkon liegt Richtung Stadion. Ich mache an Spieltagen sogar die Fenster auf, weil ich es liebe, wenn die Fans singen.“ Ein Stadion-Ausbau würde sie daher nicht stören.
Und er sei ja „notwendig, wenn man sich langfristig in der Bundesliga halten will“, sagt Sami Agdouche, der ebenfalls am Quellenweg wohnt. Er und seine Frau teilen sich eine Dauerkarte, sind also selbst oft im Stadion. „Zehn, 20 Meter weiter zu uns hin macht vom Lärmpegel bestimmt keinen großen Unterschied. Es ist ohnehin nicht mega-laut. Und wäre doch cool, wenn das Stadion an der Castroper Straße bliebe.“ Anstrengend sei das nur, wenn man kein VfL-Fan ist, sagt der 32-Jährige lachend. „Und das trifft hier auf die wenigsten zu.“
Auch Gerlinde Händchen ist Anhängerin des VfL Bochum, allerdings skeptisch, was einen möglichen Umbau des Ruhrstadions angeht. „Ich hab da schon so meine Befürchtungen, wenn das Stadion näher an uns heranrückt. Und es braucht dann ja auch mehr Parkplätze.“ Sie gehe jetzt schon an Spieltagen immer zu Fuß, um den Parkplatz zu behalten. Aus Händchens Sicht müsse dann auf dem Kirmesplatz ein Parkhaus gebaut werden.
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Ohnehin hält sie ein Stadion in der Innenstadt nicht mehr für zeitgemäß. Und im Falle einer Zukunft in der zweiten Liga sei die ganze Idee doch ohnehin hinfällig. „Da hatten wir doch in der Vergangenheit schon Probleme, es voll zu bekommen.“