Günnigfeld. Bei einer bekannten Schrottimmobilie in Wattenscheid tut sich was: Es gibt neue Eigentümer. Was haben sie mit dem Haus vor? Erste Antworten.
Noch steht es unverändert da, das Gebäude an der Günnigfelder Straße 126. Haustür und Fenster im Erdgeschoss sind mit Brettern zugenagelt, in den oberen Stockwerken geben fensterlose Löcher den Blick ins Innere frei. Doch es gibt Hoffnung für das Haus, das nicht nur im Stadtteil vielen Menschen als Schrottimmobilie ein Dorn im Auge ist: Kürzlich wurden Wohnungen darin zwangsversteigert. Neue Eigentümer, neue Hoffnung?
Die Ausgangslage war kompliziert. Seit Jahren hat die Stadt Bochum das Gebäude in ihrem Verdachtsimmobilien-Kataster erfasst. Kategorie: „höchste Eskalationsstufe“, dringender Handlungsbedarf. Haupteigentümerin des Mehrfamilienhauses war zuletzt eine Immobiliengesellschaft in Berlin. Die Firma allerdings existiert maximal noch auf dem Papier; die Geschäftsführung: nicht zu greifen. Deshalb veranlasste die Stadt jetzt die „Versteigerung im Wege der Zwangsvollstreckung“.
Sieben Wohnungen versteigert – zwei Bieter kamen zum Zuge
Am 22. September kamen sieben der acht Wohnungen im Haus vor dem Amtsgericht Bochum unter den Hammer – nicht als Paket, sondern jede für sich. Der Termin zog sich, mehrere Interessenten überboten sich immer wieder. Am Ende bekamen zwei Bieter Zuschläge: Eine Firma aus Oberhausen ersteigerte fünf Wohnungen und ist damit neue Mehrheitseigentümerin der Immobilie. Ein Betrieb aus Wattenscheid kam bei zwei Wohnungen zum Zuge.
Was nun passiert, ob aus dem Schrotthaus wieder ein Mietshaus wird, das dürfte auch die Stadt aufmerksam verfolgen. Batuhan Özbek, Geschäftsführer der „Bauperform“ aus Wattenscheid, hätte gerne alle sieben Wohnungen ersteigert, sagt er. In fünf Fällen seien ihm die Gebote aber irgendwann zu hoch gewesen, er deshalb ausgestiegen. So blieb es beim Kauf von zwei Wohnungen. Er habe vor, diese zu sanieren, sagt er auf WAZ-Anfrage. Perspektivisch wolle er die Wohnungen vermieten.
Haus an der Günnigfelder Straße: Warten auf die Eigentümerversammlung
Vor der Sanierung steht jetzt aber erst einmal die Abstimmung mit den anderen Eigentümern. Die achte Wohnung in dem Gebäude, so der Wattenscheider, gehöre einer Firma aus Lippstadt. „Wenn’s nur nach uns gegangen wäre, hätte ich sofort mit den Arbeiten angefangen“, sagt Özbek. Jetzt aber warte er darauf, dass der Mehrheitseigentümer eine Eigentümerversammlung einberufe.
Das habe er vor, sagt Saim Demirbilek, Geschäftsführer der Auron GmbH aus Oberhausen. Vor der Eigentümerversammlung müssten aber noch die Formalien wie Grundbucheinträge erledigt werden. So weit sei man noch nicht.
Gesprächsbedarf mit Eigentümern des Nachbarhauses in Wattenscheid
Was mit den Wohnungen und dem Haus gemacht werde, sei noch nicht entschieden, sagt Demirbilek. Er wolle auch noch Gespräche mit den Eigentümern des Nachbarhauses – Günnigfelder Straße 128 – führen. Fassade und Garten müsse man zum Beispiel zusammen betrachten.
Udo Appelhoff, engagierter Bürger aus Günnigfeld, hatte vor einigen Jahren Politik und Verwaltung auf die sich selbst überlassenen Häuser nahe der Erzbahntrasse aufmerksam gemacht, ein Eingreifen der Stadt gefordert. Während bei Nummer 128 einiges passiert sei („Das wurde vor etwa einem Jahr renoviert, hat neue Fenster, ist bewohnt.“), habe er den Eindruck, bei Nummer 126 tue sich nichts, sagte er noch im September im Gespräch mit der WAZ. Auch Bezirksbürgermeister Hans-Peter Herzog hatte da betont, dass das Haus an der Günnigfelder Straße 128 „mittlerweile – wenigstens von außen – wieder ganz ordentlich in Schuss“ sei. „Da sieht man, was man machen könnte.“
Im Sommer 2020 griff der Stadtbaurat ein
Im Sommer 2020 war das Haus an der Günnigfelder Straße 126 Thema im Hauptausschuss der Stadt. Damals hatte Bürger Udo Appelhoff Alarm geschlagen, weil Schutt und Müll aus der Eingangstür quollen und er beobachtet hatte, dass Kinder auf dem vermüllten Grundstück spielten. Stadtbaurat Markus Bradtke ordnete daraufhin an, dass Fenster und Türen im Erdgeschoss verschlossen wurden.
Dass es seinerzeit bereits mehrere Eigentümer gab und die Haupteigentümerin nicht greifbar war, erschwerte ein Eingreifen der Stadt. So ging die Stadt bei der Sicherung von Gebäude und Grundstück 2020 auch in Vorleistung, um Gefahren für Dritte abzuwenden.