Bochum-Altenbochum. Ein Wohngebiet in Altenbochum soll weiter wachsen. Für Neubauten wird ein Altenkrankenheim abgerissen. Anwohner sprechen von „Salamitaktik“.
Das Altenkrankenheim am Glockengarten/Dornbusch in Altenbochum, das jetzt abgerissen werden soll, wurde 1983 eröffnet und diente der postoperativen Rehabilitation von Senioren. Gerhard Niedmann hatte als Ingenieur das Konzept für die Einrichtung entwickelt. „Noch im selben Jahr wurde es an das evangelische Krankenhaus Linden für zehn Jahre verpachtet.“ Dann kehrte es zur Stadt Bochum zurück, „defizitär“, sagt Niemann.
Und dennoch begann die Blütezeit: Renommierte Künstler traten im nun öffentlichen Reha-Bereich auf, „es war ein Treffpunkt für ganz Altenbochum“, erinnert sich Detlef Eichardt. Seit zehn Jahren steht das Gebäude leer.
Bebauungsplan wurde nicht weitergeführt
Nach Plänen der VBW sollte ab 2016 das Quartier am Glockengarten neu geordnet werden. Der Bebauungsplan 998 war Grundlage einer gut besuchten Bürgerversammlung, wurde dann aber nicht weitergeführt.
Die weiteren Bebauungen werden nun nach Paragraf 34 Baugesetzbuch entschieden, das heißt, Neubauten orientieren sich nach Art und Größe der vorhandenen Bebauung. Die VBW, die das Gelände von der SBO kaufen will, hat einen Satzungsbeschluss vorgeschlagen. Anwohner befürchten nun, dass die Zahl der künftigen Wohnungen wieder steigt.
Anno Mühlhoff kritisiert: „Die Bebauung hier im Viertel dehnt sich weiter aus. Der Glockengarten war einst ein grünes Kleinod.“
VBW „in intensiven Verhandlungen mit der SBO“
Der Ankündigung der VBW, die Zahl der Wohnungen von 200 auf 94 reduzieren zu wollen, setzt Mühlhoff entgegen: „Der Wirtschaftsplan der VBW spricht von 129 zusätzlichen Wohnungen ab 2025. Das wären inklusive der bereits gebauten 18 Wohnungen 147 zusätzliche. Im Ratsbeschluss ist von 94 Wohnungen die Rede. Das ist Salamitaktik.“
Dazu erklärt Dominik Neugebauer, Sprecher der VBW: „Grundlage ist und bleibt das angefügte städtebauliche Konzept, in dem wir von insgesamt 94 Wohneinheiten ausgehen. 18 dieser Wohneinheiten sind hierbei bereits realisiert. Da dieses Konzept aber in einem sehr frühen Stadium entstand, wir weiterhin mit der Stadt Bochum planen und mit einem Architekturbüro verfeinern sowie qualifizieren, kann es je nach Gebäudeorganisation und Wohnungsmix noch einmal zu einer deutlichen Veränderung kommen.“
Nach wie vor sei die VBW nicht der Eigentümer des Grundstücks der SBO, auf dem sich aktuell noch das Altenkrankenheim befindet. Das Unternehmen sei zwar in intensiven Verhandlungen mit der SBO, aber es gebe noch keinen Kaufvertrag.
Auch die Stadt Bochum schließt sich den Plänen an. Pressesprecher Peter van Dyk: „Die Häuser Glockengarten 32 und 34 einschließlich des benachbarten Garagenhofes befinden sich in städtischem Eigentum und sollen in die Gesamtentwicklung des Bereiches einbezogen werden. Hierzu ist die Stadt im engen Austausch mit den Nachbarn VBW und SBO.“