Bochum. Nach Beschwerden über Lärm in einem Bochumer Wohnviertel äußern sich nun Besucher und Anwohner. „Wir haben hier eine lebendige Nachbarschaft.“
Die Reaktionen auf die Kritik eines Anwohners der Alsenstraße an den Vereinen Alsengarten und Alsenwohnzimmer hätten kaum leidenschaftlicher ausfallen können. Besucher der Einrichtungen, aber auch Nachbarn, setzen sich mit Herzblut ein und weisen die Vorwürfe zurück.
Bochumer Alsengarten ist auch aus der Nachbarschaft heraus entstanden
Dazu schreibt Britta Meier, Alsengärtnerin: „Wir haben es hier auf der Alsenstraße und im Viertel mit vielfältigen und lebendigen Nachbarschaftsaktivitäten zu tun, bei denen sich ein Großteil der Bewohner einbringt. Es braucht daher keinen selbst ernannten Sprecher.“
Beim Alsenstraßenfest trügen jedes Jahr sehr viele Nachbarinnen und Nachbarn der Alsenstraße dazu bei, dass es ein großartiges Fest für alle werde. Das Alsenwohnzimmer, von 90 Haushalten aus der Nachbarschaft finanziell getragen, biete Kindergruppen für die Nachbarschaft an, Lesungen, Theateraufführungen, Ausstellungen und Workshops.
„Der Alsengarten ist auch aus der Nachbarschaft heraus entstanden und wird von Kindern, Eltern, Nachbarn allen Altersgruppen aus dem Viertel, aber auch von Menschen, die das Haus der Begegnung besuchen, genutzt und sehr geschätzt.“
Darüber hinaus gelte die nachbarschaftliche Struktur im Alsenviertel weit über den Tellerrand hinaus als vorbildlich, weshalb immer wieder Unis (z.B. aus Österreich, England, Japan) das Viertel vor Ort kennen lernen wollten, „um z.B. Fragen der Stadtplanung und der Sozialarbeit mit uns zu diskutieren“.
Eltern können Wohnzimmer und Garten kostenlos nutzen
Laura Thome schreibt für die Eltern der Baby- und Kleinkindgruppen im Alsenwohnzimmer: „Wir melden uns als Eltern aus der Alsenstraße und der umliegenden Nachbarschaft, die das Alsenwohnzimmer, oder bei schönem Wetter den Alsengarten, für unsere wöchentlich donnerstags stattfindenden Baby- und Kleinkindtreffs nutzen dürfen.“
Nicht nur die Coronapandemie habe gezeigt, dass Elternschaft gerade im ersten Babyjahr sehr einsam sein könne. Plätze für Eltern-Kind-Angebote in Bochum seien begrenzt und häufig kostenpflichtig und somit auch nicht für alle zugänglich. „Wir als Eltern sind sehr froh und dankbar für die Möglichkeit, dass wir das Alsenwohnzimmer und den Alsengarten mit unseren Kindern kostenlos nutzen dürfen, um einen Raum für Austausch, Spiel und gegenseitige Unterstützung zu schaffen. Glücklicherweise empfinden wir die Nachbarschaft in der Alsenstraße als ein sehr tolerantes und freundliches Miteinander.“
„Ein Projekt mit großer sozialer Teilhabe“
Ein weiterer Anwohner der Alsenstraße, Matthias Leidorf, betont ebenfalls die funktionierende Nachbarschaft rund um Wohnzimmer und Garten: „Wir haben hier in der Straße unterschiedliche Formate, in denen das Miteinander ausdiskutiert und erarbeitet wird. Erst kürzlich hatten wir wieder ein Treffen zur Nutzung des Gartens, in dem alle Menschen ihre Interessen und Vorstellungen einbringen konnten. Entstanden sind Lösungen und Regeln, die wir in mühevoller Arbeit leben. Nie war Herr Altenscheidt dabei.“
Die Alsenstraße sei ein Projekt, das soziale Teilhabe aller Nachbarn an erster Stelle stehen habe. Aller Menschen. Im Garten hielten sich tagsüber Menschen aus dem Haus der Begegnung auf, das Wohnzimmer werde von unterschiedlichsten Gruppen genutzt.
„Es müsste viel mehr Alsenstraßen in Bochum geben!“
Matthias Schamp versichert: „Mit meinen Studierenden der Evangelischen Hochschule im Fachbereich Soziale Arbeit suche ich die Alsenstraße regelmäßig auf, um sie ihnen als ein leuchtendes Beispiel für Selbstorganisation und basisorientierte Wohnumfeldgestaltung zu vermitteln. Es müsste viel mehr Alsenstraßen in Bochum geben!“