Bochum. Partys und Lärm: Anwohner eines Bochumer Wohnviertels fühlen sich von den Besuchern eines Szene-Treffs belästigt. Der Verein ist anderer Meinung.
„Unzumutbar“, so nennen die Bewohnerinnen und Bewohner der Alsen- und Düppelstraße die Zustände in ihrer Nachbarschaft. Sie klagen über Lärm, oft bis spät in die Nacht, und ein desaströses Straßenbild: Mehr und mehr Hauswände sind mit Graffiti beschmiert.
Seit Jahren wenden sich die Nachbarinnen und Nachbarn an die Stadt Bochum mit der Bitte, einzuschreiten. „Es ändert sich einfach nichts. Wir sind die Leidtragenden“, sagt Michael Altenscheidt (57), Sprecher der Nachbarschaft.
Bochumer Anwohner fühlen sich belästigt
Als „Verursacher“ hat er das Alsenwohnzimmer ausgemacht. „Der Verein bietet Veranstaltungen an, organisiert Partys, die später auch auf die Straße verlagert werden. An Nachtruhe ist da nicht zu denken. Die haben dort eine irische Tanzgruppe, die steppen laut. Um Energie zu tanken, tanzen sie dann im Kreis auf dem Bürgersteig.“
Eine aufgestellte Sitzbank vor dem Alsenwohnzimmer lade auch nachts Menschen zum Verweilen und Plauschen ein. Die Anwohner müssten ihre Fenster schließen, „da diverse Aufforderungen, leiser zu sein, lauthals ignoriert werden“, so Altenscheidt.
Hinzu kämen: „Diverse Kindergeburtstage, die sonntags im Alsenwohnzimmer stattfinden, mit entsprechenden Lautstärkepegeln. Außenbereichsveranstaltungen mit lauten Musikeinlagen verschiedenster Musikrichtungen. Nichteinhaltung der 22-Uhr-Nachtruhe durch Boulespiel, Tischtennis etc. mit lauten Kommentareinlagen und alkoholisiert, bis 1 Uhr Nachts, sodass nicht nur unsere Ruhe gestört wird, sondern auch massiv die Lebensqualität leidet.“
Ordnungsamt der Stadt Bochum reagiert
Das Ordnungsamt der Stadt hat jetzt auf die Beschwerden reagiert: „Aktuell befinden wir in dem Verfahren der Überprüfung des Sachverhaltes. Ein abschließendes Ergebnis liegt bisher nicht vor. Der kommunale Ordnungsdienst wird die Örtlichkeit verstärkt bestreifen und bei etwaigen Verstößen eingreifen.
Sollte der kommunale Ordnungsdienst aufgrund anderweitiger Dienstgeschäfte bei Verstößen nicht vor Ort sein, haben Sie die Möglichkeit, in der Zeit von 6 bis 21.30 Uhr die Leitstelle des kommunalen Ordnungsdienstes zu kontaktieren. Dort wird man sich Ihren Anliegen annehmen. Außerhalb der Dienstzeiten des kommunalen Ordnungsdienstes, bitte ich, direkt die Polizei zu kontaktieren.“
Peter van Dyk, Pressesprecher der Stadt Bochum: „Die Beschwerdelage eruieren wir zur Zeit. Dies bedeutet, dass unser kommunaler Ordnungsdienst (KOD) die Örtlichkeit verstärkt bestreift. Wenn es der Dienstbetrieb zulässt, ist eine täglich Kontrolle zu den betroffenen Zeiten (in den Abendstunden) vorgesehen. Bei festgestellten Verstößen wird der kommunale Ordnungsdienst selbstredend auch tätig. Bereits im März dieses Jahres hat es eine ausführliche Beschwerde gegeben. Bei den daraufhin verstärkten Kontrollen durch den KOD konnten allerdings keine Verstöße festgestellt werden.“
Sowohl das Umwelt- und Grünflächenamt, als auch das Ordnungsamt seien mit der Thematik der Alsenstraße befasst und versuchten, die Lage aufzuklären und gegebenenfalls Abhilfe zu schaffen. Dies sei jedoch nur möglich, wenn auch Verstöße festgestellt würden.
Alsenwohnzimmer: „Nur noch selten nach 22 Uhr genutzt“
Das Alsenwohnzimmer weist die Vorwürfe zurück. Seit Corona würde es nur noch selten abends benutzt. „Meines Wissens halten sich dort nur sehr selten einzelne Menschen nach 22 Uhr auf“, sagt ein Anwohner, Mitglied des Alsenewohnzimmers.
Im Gemeinschaftsgarten habe es in der Tat eine Zeit lang Probleme mit abendlichen Lärm gegeben. Seit vergangenem Jahr hätten Gruppen von Jugendlichen den Ort für sich entdeckt. Diese hätte sich trotz der Schilder und häufiger Hinweise nicht an das Ruhebedürfnis der Nachbarn gehalten. Daher gab es im Sommer ein größeres Nachbarschaftstreffen, an dem auch verantwortungsbewusste Jugendliche teilgenommen haben. Es habe hierzu auch ein Treffen mit der Bezirksbürgermeisterin Gabi Spork gegeben. In der Folge werde nun das Tor zum Garten jeweils um 22 Uhr geschlossen.
Direkte Nachbarn des Gartens, die an dem Treffen teilgenommen hatten, hätten in der letzten Woche am Rande des Straßenfestes noch mal bestätigt, dass sich seither praktisch niemand mehr Abends im Garten aufhalte.
Anwohner schlagen einen Pocket-Park vor
Altenscheidt, Lehrer an einer Berufsschule in Recklinghausen, wohnt seit 32 Jahren an der Alsenstraße. Er hält wie seine Nachbarn das Experiment „Alsenwohnzimmer“ mitten im Wohnbereich für gescheitert, da viele der Teilnehmer der Veranstaltungen des Alsenwohnzimmers keine tatsächlichen Anwohner sind und sich somit mit dem Viertel nicht identifizieren könnten.
„Aktuell können wir uns vorstellen, auf dem Gelände Bolzplatz und Außenbereich vom Alsenwohnzimmer einen Pocket-Park zu gestalten, welcher einen größeren Anwohnerkreis erreichen würde.“