Bochum-Hofstede. Lärm vom Schrotthandel nervt Anwohner in Bochum-Hofstede. Sie erheben schwere Vorwürfe gegen den Eigentümer des GMU-Geländes.
In einem offenen Brief wenden sich Anwohner des wieder in Betrieb gegangenen Schrotthandels In der Provitze an den Eigentümer des ehemaligen GMU-Geländes, Werner Bauer. Dieser Brief hängt mittlerweile an vielen Häusern, Mauern und Zäunen im Stadtteil.
„Bitte stoppen Sie den Schrotthandel“, so ihre Forderung. Und sie erheben schwere Vorwürfe: „Es scheint uns offensichtlich, dass Sie den Schrotthändler veranlassen, bei den Anwohnenden möglichst viel Unbehagen auszulösen, damit sie auf die Barrikaden gehen.“
Druck auf die Stadt Bochum ausüben
Die Nachbarschaft fühle sich tyrannisiert und vermute, dass der Grundstückseigentümer mit den Beschwerden einen Druck auf die Stadt ausüben wolle, um sein Anliegen durchzusetzen. Unterzeichnet haben den Brief „die gequälten Anwohnerinnen und Anwohner der Konsumstraße, der Riemker Straße, der Gemeindestraße und In der Provitze“.
Berthold Witteler, Anwalt des Grundstückseigentümers Walter Bauer, sagt: „Es gibt keine Veranlassung, Krieg zu spielen. Natürlich ist der Schrotthandel zu hören, wenn man im Garten sitzt. Ob es bewusster oder betriebsbedingter Lärm ist, kann ich nicht sagen.“
Lärm vom Schrotthandel: SPD kann Frust nachvollziehen
Die Politik unterstützt den Protest der Nachbarn. Lennart Schnell (SPD): „Wir können den Frust und die Belästigung der Nachbarn (auch aus eigener Perspektive) nachvollziehen. Wir begrüßen die Initiative ihres offenen Briefes und unterstützen sie dabei.“
Der Schrottplatz, der pünktlich jeden Morgen um 7 Uhr beginne und erst um 18 Uhr seine Tore schließe, sei reine Erpressung und Schikane, so Schnell: „Der Eigentümer will das Gelände entwickelt haben. Obwohl er Begünstigter ist, weigert er sich, sich an den Erschließungsbeiträgen zu beteiligen. Er hat Forderungen an die Stadt erhoben. Doch das Erpressungsspiel kann nicht angehen. Die Anwohner geraten zwischen die Fronten.“
Die Hofsteder Ratsfrau Martina Schnell hat beobachtet: „Das ist kein normaler Schrotthandelsbetrieb. Es werden dort lediglich große Metallstücke klein gehackt. Das macht nicht nur Lärm, das sorgt auch für Erschütterungen.“ Die Stadt Bochum habe Interesse daran, dass das 13 Hektar große Gelände entwickelt wird. Doch es herrsche Stillstand bei den Verhandlungen.
Anwalt des Eigentümers weist alle Vorwürfe zurück
Diese Vorwürfe tut Anwalt Berthold Witteler als „kalter Kaffee“ ab. „Walter Bauer steht in zielführenden Verhandlungen mit der Stadt Bochum. Ich bin zwar nicht direkt daran beteiligt, wüsste aber, wenn die Gespräche abgebrochen worden wären.“ Die Stadt bestätigt auf Anfrage: „Ja, es finden Gespräche statt“, so Pressesprecher Peter van Dyk.
Es sei, so Witteler, eine Zeit lang darüber debattiert worden, einen Bebauungsplan aufzustellen. „Die Stadt hatte Bedenken, dass die Verkehrssituation eine Nutzung der Fläche etwa für nichtstörendes Kleingewerbe nicht zulässt.“ Bauer sei bereit, sich an den Kosten zu beteiligen, wenn er die Fläche nutzen könne.
Bochumer CDU hinterfragt Lärmmessungen
Inzwischen haben auch Lärmmessungen stattgefunden. Sascha Dewender, CDU-Ratsmitglied, hinterfragt die Ergebnisse. Er sagt: „Wir sind irritiert, dass die durchgeführten Kontrolllärmmessungen wegen des Schrottplatzes In der Provitze keinen Anlass zu Beanstandungen ergeben, aber die Anwohner über unsägliche Lärmbelästigungen klagen.“
Er hat deshalb für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Mitte eine Anfrage gestellt: Er will wissen, wie oft seit der Wiederinbetriebnahme des Schrottplatzes kontrolliert wurde und zu welchen Zeiten, ob die Kontrollen angekündigt oder unangemeldet stattfanden. Dewender fragt, welche Möglichkeiten die Verwaltung sehe, die Lärmbelästigung zumindest an Samstagen stärker einzuschränken und ob es ordnungsrechtliche Verfahren gebe.