Bochum. Noch drehen sich viele Kräne in Bochum. Aber der Trend zum Neubau ist stark rückläufig. Die jüngsten Zahlen verheißen nichts Gutes.

Deutschlands größes Wohnungsunternehmen Vonovia stellt vorläufig den Bau neuer Wohnungen ein – so lange, bis sich Bauen wieder lohnt, so Vorstandsvorsitzender Rolf Buch. Am Stammsitz in Bochum ist der Rückgang im Wohnungsbau längst zu spüren.

Nur 478 Baugenehmigungen in Bochum bis zur Jahreshälfte

Das jedenfalls unterstützen Zahlen, die die Stadt Bochum in diesen Tagen veröffentlicht hat. Demnach ist die Zahl der Baugenehmigungen bereits in den vergangenen Jahren rückläufig (Grafik), 2022 waren es nur noch 1103. Und im laufenden Jahr scheint sich dieser Negativtrend fortzusetzen. 478 Genehmigungen wurden bis Ende Juni erst erteilt. Wären es im zweiten Halbjahr ebenso wenige, würden für 2023 insgesamt nicht einmal 1000 Baugenehmigungen erteilt.

Das ist eigentlich zu wenig für eine Stadt, die wachsen möchte und die großen Bedarf an weiteren Wohnungen in nahezu allen Segmenten hat: Das gilt für Singlewohnungen ebenso wie für große, familiengerechte Wohnungen wie auch für barrierefreien Wohnungen und für Einfamilienhäuser. Benötigt werden frei finanzierter Wohnraum ebenso wie öffentlich geförderte Wohnungen.

Auch Bauanfragen und -anträge sind stark rückläufig

Der Haken: „Die Bedingungen haben sich deutlich verschlechtert“, wie diese Redaktion von mehreren Investoren gehört hat.

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Und das schlägt sich nicht nur in dem Rückgang von Baugenehmigungen nieder, sondern wird auch durch andere Zahlen deutlich. Rückläufig sind auch die Bauvoranfragen und Bauantragzahlen, gerade dramatisch ist die Negativentwicklung im ersten Halbjahr 2023.

Nicht alle Neubauten müssen noch genehmigt werden

Besonders ausgeprägt war dieser Trend bereits von 2019 zu 2018 (Grafik). Das allerdings hat, so die Stadt, weniger etwas mit der Marktsituation zu tun; zumal die zu diesem Zeitpunkt für die Baubranche noch sehr günstig war.

„Der Unterschied in den Zahlen 2018/2019 liegt im Wesentlichen an der neuen Landesbauordnung“, heißt es in einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Fraktion Bündnis Deutschland im Rat. So sei der Katalog der genehmigungsfreien Vorhaben erheblich erweitert worden.

Stadt will bis Ende des Jahres neues Handlungskonzept vorlegen

Tatsächlich müssen Bauherren für Häuser und ähnlich große Projekte weiter Anträge stellen und sie von der Bauaufsicht genehmigen lassen. Aber Carports und Garagen bis zu einer Höhe von drei Metern und Wintergärten, für die bis dato ebenfalls Bauanträge gestellt werden mussten, können seit dem 1. Januar 2019 ohne das Okay der Bauordnung errichtet werden.“

Derweil überprüft die Stadt ihre im „Handlungskonzept Wohnen“ 2017 festgelegten Ziele. Ende des Jahres soll das neue Konzept auf dem Tisch liegen.