Bochum. Der VfL Bochum wird 175. Eine Ausstellung dokumentiert die Vereinsgeschichte. Diese fünf Original-Exponate sollte jeder Fan gesehen haben.

Fehlt nur der Geruch von Bratwurst und Bier: Wer die Treppen zum zweiten Obergeschoss emporsteigt, landet im Vonovia Ruhrstadion. Nun ja, zumindest grüßt eine großflächige Fotowand mit Aussicht aufs mal wieder prächtig gefüllte Schmuckkästchen. Vonne Castroper anne Wittener: Das Stadtarchiv an der Wittener Straße wird zur blau-weißen Pilgerstätte.

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„Trikots, Tore, Fußballwunder“, heißt die Jubiläumsausstellung, die der Fußball-Bundesligist und die Stadt zum 175. Geburtstag des Bochumer Vorzeige-Clubs zusammengestellt haben. Sie gilt als einzigartig. Nie zuvor wurde die Historie des VfL derart akribisch, authentisch und attraktiv dokumentiert.

175 Jahre VfL Bochum: Im Stadtarchiv an der Wittener Straße ist jetzt die Ausstellung „Trikots, Tore, Fußballwunder“ zu sehen.
175 Jahre VfL Bochum: Im Stadtarchiv an der Wittener Straße ist jetzt die Ausstellung „Trikots, Tore, Fußballwunder“ zu sehen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Fans halfen bei der Ausstellung mit Leihgaben kräftig mit

Vor eineinhalb Jahren begannen die Vorbereitungen, berichtet Kurator Christoph Schurian. Mit dem Team des Stadtarchivs unter der Leitung von Kai Rawe und dem VfL gelang es, mehr als 400 Exponate zu gewinnen: vielfach bereitgestellt von Ur-Blau-Weißen wie Ralf „Lobo“ Wolf von den „Bochumer Jungen“ oder Bernd Kreienbaum, der über die wohl größte VfL-Trikotsammlung verfügt.

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Bei der Eröffnung am Donnerstagabend mit 150 geladenen Gästen, den Stadionsprechern Michael „Wen lieben wi-hir“ Wurst und Ansgar Borgmann sowie unabsteigbaren VfL-Helden wie Katze Zumdick, Uwe Leifeld und Ata Lameck war die Begeisterung ebenso groß wie die Gewissheit: Diese VfL-Schau wird ein Publikumsmagnet.

Hakenkreuz-Flaggen im Stadion: NS-Zeit wird nicht ausgeklammert

Wichtig war es nicht nur Christoph Schurian, bei aller Fußball-Seligkeit die dunkle Vergangenheit nicht auszuklammern. So zeigt ein Foto einen NS-Aufmarsch 1939 im Stadion mit gehissten Hakenkreuz-Flaggen. Braun statt Blau: eine immer währende Warnung.

Es fällt schwer, bei einer derart großen Auswahl die interessantesten und wichtigsten Ausstellungsstücke auszuwählen. Wir versuchen es trotzdem. Hier sind die fünf Exponate, die jeder VfL-Fans gesehen haben sollte:

Gründungsbanner im Original: „Turn-Gemeinde“ ist die Keimzelle des VfL

Die „Turn-Gemeinde Bochum“ ist die Keimzelle des VfL Bochum. Das Gründungsbanner aus dem Jahr 1848 ist als Original erhalten..
Die „Turn-Gemeinde Bochum“ ist die Keimzelle des VfL Bochum. Das Gründungsbanner aus dem Jahr 1848 ist als Original erhalten.. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Wie alles begann: Aus dem Jahr 1848 stammt das Gründungsbanner der „Turn-Gemeinde Bochum“. Es ist im Besitz des Stadtarchivs und wurde für die Ausstellung restauriert: als einzig verbliebenes Dokument, das zu den wahren Wurzeln des VfL Bochum zurückreicht. Der nämlich entstand erst 1938: als Zusammenschluss des Turnvereins 1848, des Turn- und Sportvereins 08 und des Sportvereins Germania 06. „Die anwesenden Vertreter sind sich darüber einig, dem Großverein den Namen ,Verein für Leibesübungen 1848 Bochum’ zu geben“, heißt es in der Niederschrift der Gründungsversammlung, die gleichfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Gezeichnet mit „Heil Hitler“.

Ältestes Trikot stammt aus der Oberliga-Saison 1959/60

Aus der Saison 1959/60 in der Oberliga West stammt das älteste Trikot (rechts), das in der VfL-Ausstellung gezeigt wird.
Aus der Saison 1959/60 in der Oberliga West stammt das älteste Trikot (rechts), das in der VfL-Ausstellung gezeigt wird. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Opulent bestückt sind die Trikot-Wände mit sämtlichen Leibchen der vergangenen mehr als 60 Jahre. Das älteste Trikot (noch ohne Werbung) stammt aus der Saison 1959/60, berichtet Christian Schuries. Mit Trainer Herbert Widmayer kickte der VfL damals in der Oberliga West. 1965 stiegen die Bochumer in die zwei Jahre zuvor gegründete zweitklassige Regionalliga West auf. 1971 gelang der Sprung in die Bundesliga.

Wimpel erinnern an das DFB-Pokalfinale 1988 in Berlin

81. Minute, Freistoß, 1:0 für Frankfurt durch Lajos Détári, aus der Traum: Die Original-Wimpel wecken trotz der bitteren Niederlage großartige Erinnerungen an das DFB-Pokalfinale im Mai 1988 in Berlin.
81. Minute, Freistoß, 1:0 für Frankfurt durch Lajos Détári, aus der Traum: Die Original-Wimpel wecken trotz der bitteren Niederlage großartige Erinnerungen an das DFB-Pokalfinale im Mai 1988 in Berlin. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

28. Mai 1988: ein Tag, den Zehntausende VfL-Fans niemals vergessen werden. Die Bochumer standen im DFB-Pokalfinale. Zwei Wimpel und weitere Andenken erinnern an das Endspiel im Berliner Olympiastadion gegen Eintracht Frankfurt, das zwar mit 0:1 verloren ging, aber dennoch ein Meilenstein in der VfL-Geschichte ist. Dazu passend im Stadtarchiv am Start: das Banner des Berliner VfL-Fanclubs „Bochumer Botschaft“.

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Plakat von 1976 zeugt vom Jahrhundertspiel gegen die Bayern

Als extrem selten gilt dieses Originalplakat samt Eintrittskarte aus dem Jahr 1976. Die 5:6-Niederlage gegen die Münchner Bayern wird von vielen Fans als Jahrhundertspiel bezeichnet.
Als extrem selten gilt dieses Originalplakat samt Eintrittskarte aus dem Jahr 1976. Die 5:6-Niederlage gegen die Münchner Bayern wird von vielen Fans als Jahrhundertspiel bezeichnet. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Auf der Hitliste der Legenden-Spiele ganz oben: der 18. September 1976. Der kleine VfL tritt im Ruhrstadion gegen den übermächtig erscheinenden FC Bayern München an. Nach 53 Minuten steht’s sensationell 4:0 für die Bochumer. Die Bayern schlagen zurück, führen 5:4, fangen sich den Ausgleich durch Jupp Kaczor, gewinnen dennoch 6:5. Wer live oder am Radio dabei war, wird beim Anblick des (extrem seltenen) Originalplakates samt Eintrittskarte glänzende Augen bekommen. Wie sagte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch bei der Ausstellungseröffnung? Der VfL sei der wohl einzige Verein, der eine Niederlage als Jahrhundertspiel feiert...

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FIFA-Karte für Maxim Leitsch ist das aktuelleste Ausstellungsstück

„Maxi muss doch wissen, dass wir ihm nicht böse sind“, sagte 2022 der elfjährige Marlon und bastelte diese überdimensionale FIFA-Karte für Maxim Leitsch. Die anschließende Trikot-Versteigerung bewegte ganz Fußball-Deutschland.
„Maxi muss doch wissen, dass wir ihm nicht böse sind“, sagte 2022 der elfjährige Marlon und bastelte diese überdimensionale FIFA-Karte für Maxim Leitsch. Die anschließende Trikot-Versteigerung bewegte ganz Fußball-Deutschland. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Ein Rühr-Stück aus der jüngsten Vergangenheit beginnt mit einer Bastelarbeit. VfL-Verteidiger Maxim Leitsch führt im März 2022 im DFB-Viertelfinale gegen den FC Freiburg mit einem Fehler in der 120. Minute die 1:2-Niederlage herbei. Marlon Lipka, damals elf, bastelt als Trost für das folgende Liga-Heimspiel eine überdimensionale FIFA-Karte. Leitsch bedankt sich am Zaun mit seinem Trikot. Für den kleinen VfL-Fan ist es ein großartiges Geschenk. Dennoch entscheidet Marlon: Das Trikot wird zugunsten der Ukraine-Flüchtlingshilfe versteigert. Mit einem unglaublichen Ergebnis. 20.050 Euro lautete das Höchstgebot. Marlon FIFA-Karte ist nun museumsreif – und Teil der VfL-Ausstellung.

Die VfL-Schau ist für sechs Monate im Stadtarchiv, Wittener Straße 47, zu sehen: dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.