Bochum. Für Studierende der Ruhr-Universität Bochum gibt es bald wohl kein Semesterticket mehr. Der Studierendenausschuss will kündigen. Die Gründe.
Dem Semesterticket in Bochum droht das Aus. Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Ruhr-Universität Bochum bereitet die Kündigung beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) vor. „Als Folge hiervon wird es auch bei uns zum Wintersemester 2024/25 kein Semesterticket geben“, heißt es von Paul Hoffstiepel aus dem Referat für Service und Öffentlichkeitsarbeit beim Asta.
Die Kündigung erfolge im Interesse der Studierenden und solle bis Ende September eingereicht werden. So läuft es auch an der Technischen Universität Dortmund. Bereits in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass das Studierendenparlament das Ende des Semestertickets beschlossen hat.
Studierende aus Bochum fordern günstigeres Deutschlandticket
Für das kommende Semester (2023/24) zahlen Studierende 220 Euro für das Semesterticket. Studierende können damit in ganz Nordrhein-Westfalen Bus und Bahn fahren, in bestimmten Bereichen und zeitweise ein Fahrrad oder eine zusätzliche Person mitnehmen. „Das Semesterticket beruht auf dem Solidarprinzip: (...) Nur weil alle Studierenden den Beitrag unabhängig von ihrer Nutzung zahlen, ist das Semesterticket im Vergleich zu anderen VRR-Angeboten vergleichsweise günstig“, heißt es von der Ruhr-Universität. Den Preis handelt der Asta mit den Verkehrsbetrieben aus.
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Seit das Deutschlandticket eingeführt wurde, womit Fahrgäste für 49 Euro den öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland nutzen dürfen, sind die Preisvorteile deutlich geringer geworden. Für 294 Euro kann man mit dem Deutschlandticket bundesweit fahren, Studierende zahlen 220 Euro für NRW.
„Der Asta setzt sich weiterhin für eine Vergünstigung und ein bundesweites Deutschlandticket für Studierende ein. Dieses bundesweite Semesterticket mit finanzieller Unterstützung vom Bund soll zeitnah eingeführt werden, langfristig bestehen und 129 Euro pro Semester kosten“, sagt Hoffstiepel. Der Preis für das gesamte Semesterticket müsse um mindestens 100 Euro sinken.
„Wir befinden uns weiterhin im engen Austausch mit den allgemeinen Studierendenausschüssen aller Universitäten, die im Moment einen Vertrag mit dem VRR haben“, erklärt der Sprecher des Astas weiter.
VRR führt Gespräche mit verschiedenen Universitäten und Hochschulen
Der VRR teilt auf Anfrage mit, dass es bisher eine verbindliche Kündigung des Semestertickets gibt, um wen es sich handelt, könne man aber nicht nennen. Derzeit würden zudem Gespräche mit den jeweiligen Vertragspartnern laufen. „Alle Beteiligten versuchen eine gute Lösung im Sinne der Studierenden zu finden“, so Sprecherin Sabine Tkatzik. Der VRR habe beim Deutschlandticket allerdings nicht die Möglichkeit, es zu einem reduzierten Preis für Studierende anzubieten. Bund und Länder würden an einer Lösung arbeiten.
Die fordert auch der Asta der Ruhr-Universität Bochum, der den VRR und die Politik auf Landes- und Bundesebene in die Pflicht nehmen will, ein Angebot zu machen. „Nur wenn sich die Konditionen des Semestertickets diesbezüglich ändern, ist es für uns möglich, von einer Kündigung abzusehen“, so Hoffstiepel.
So ist die Lage an der Hochschule Bochum
Auch an der Hochschule Bochum laufen derzeit Gespräche, eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen worden. „Einen Kündigungszeitraum kann ich Ihnen noch nicht nennen. Sofern in unseren Gremien der Ausstieg beschlossen wird, werden wir den nächstmöglichen Zeitpunkt vorsehen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Christopher Stottrop.
Der Asta der Hochschule Bochum fordert ebenfalls eine starke Preissenkung des Tickets: „Der soziale Gedanke hinter dem Semesterticket ist gleich geblieben und nach den aktuellen Preissteigerungen steigt die Relevanz für Studierende mit finanziellen Schwierigkeiten. Allerdings bietet das Semesterticket nicht mehr den Mehrwert, der durch das Sozialmodell ursprünglich erreicht werden konnte.“
Kein Semesterticket mehr: Das sagen Studierende der Ruhr-Universität Bochum
Doch was sagen die Studierenden selbst? Eine kleine Umfrage auf dem Campus zeigt: Die Kündigung kommt nicht zwangsläufig gut an. Schließlich bedeute es künftig, mehr Geld für Bus und Bahn zu bezahlen. Eine 27-jährige Chemie-Studentin, nutzt regelmäßig das Semesterticket – und würde dabei gerne auch künftig bleiben. Nun mehr zu zahlen und das Deutschlandticket abonnieren, das würde sie nur ungern. Schließlich bliebe als baldige Master-Studentin ohnehin kaum die Zeit, durch die Bundesrepublik zu reisen oder die Familie zu besuchen. Sie sagt: „Die Option zu haben wäre cool.“
Ähnlich sieht dass auch Psychologie-Student Tony Oh (22). Das Deutschland- statt Semesterticket findet er „unnötig und teuer“.
Etwas anderes sehen das die Studierende der Ruhr-Universität, die ihr Ticket ohnehin kaum nutzen – und durch Wegfall der Solidar-Finanzierung mehrere hundert Euro im Jahr sparen würden.
„Ich find’s generell blöd, dass das Semesterticket verpflichtend ist, eine optionale Buchung wäre super“, sagt Jura-Studentin Bengi Erdogan (21). Sie fahre sehr selten mit dem Semesterticket und kenne auch kaum jemanden, der es nutzt. Kommilitonin Sevgi Akoy stimmt ihr zu. Generell: Nicht mehr für das Semesterticket zahlen zu müssen, wenn man es nicht braucht, das finden alle befragten Studierenden gut.