Bochum-Wiemelhausen. Anwohner der Königsallee in Bochum sind von den Bauarbeiten in Millionenhöhe enttäuscht: Parkplätze seien kleiner, doch das ist nicht alles.

An der Königsallee im Abschnitt zwischen Wasserstraße und Wohlfahrtstraße ist die Stimmung getrübt. Denn seit kurzer Zeit könne ein Tag dort schnell mal so aussehen: Gerade erst die Haustür verlassen, braust schon der erste Fahrradfahrer im Affenzahn auf dem Gehweg vorbei. Beim eigenen Auto angekommen geht dann das millimetergenaue Rangieren los – nur mit Mühe und Not passen zwei Autos in die Parkboxen.

Die Krux dabei: Das Ganze ist das Ergebnis von Umbauarbeiten, die insgesamt über 3,3 Millionen Euro gekostet und über ein Jahr gedauert haben. „Einen Mehrwert spüren wir nicht“, sagen die Anwohner, die während der Bauarbeiten ihre Hauseingänge nur über Umwege erreichen konnten.

Anwohner der Königsallee in Bochum verärgert: Radweg nur auf einer Seite

Susanne Döpp ärgert sich zum Beispiel: „Die Parkbuchten sind nun kleiner als vor den Baumaßnahmen. Früher haben problemlos zwei Autos hereingepasst – jetzt nur noch eins oder zwei gequetschte Fahrzeuge“, sagt sie und deutet auf den Parkstreifen auf dem Abschnitt der Königsallee. Zwei Autos stehen dort mit den Vorderrädern bereits über den angeschrägten Parkbuchten, schon im Bereich der Baumscheiben.

Damit nicht genug: „Einen Fahrradstreifen gibt es nur auf einer Seite, nämlich stadteinwärts“, kritisiert Anwohner Jens Berg. Das Ergebnis davon beobachtet Anwohnerin Margret Meier nur zu häufig: „Die Radfahrer fahren auf dem Gehweg, teilweise ziemlich schnell“, sagt die Bochumerin. Verboten ist das nicht – der Gehweg wird durch ein Schild für den Radverkehr freigegeben. „Es gibt gefährliche Situationen“, sind sich die Anwohner trotzdem sicher.

Fahrradständer nicht genutzt

Unzufrieden sind die Anwohner auch mit den neu geschaffenen Fahrradabstellanlagen – für die ebenfalls ein Parkplatz weichen musste. Es handelt sich um runde Anlehnbügel. „Sie sind für manche Fahrradtypen ungeeignet. Ein Nachbar kann sein Rennrad dort nicht abschließen“, meint Berg. Und ohnehin: „Für Fahrradständer war hier wirklich kein Bedarf, dort steht fast nie ein Rad“, sagt Döpp.

Einige Anwohner der Königsallee sind unzufrieden mit den Ergebnissen der Bauarbeiten. Die Fahrradständer zum Beispiel könnten nicht für jeden Fahrradtyp genutzt werden.
Einige Anwohner der Königsallee sind unzufrieden mit den Ergebnissen der Bauarbeiten. Die Fahrradständer zum Beispiel könnten nicht für jeden Fahrradtyp genutzt werden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Gerne wären die Anwohner vorab in den Planungsprozess miteinbezogen worden, sie haben nämlich Ideen: „E-Ladesäulen könnte man hier gut gebrauchen“, meint Berg und Meier schlägt vor: „Die Fahrspuren sind durch einen Grünstreifen getrennt. Vielleicht hätte man dort einen Übergang schaffen oder ihn schöner bepflanzen können.“ Ziemlich viel Frust für eine so teure Maßnahme: Insgesamt wurden in Versorgungsleitungen, bergbauliche Sicherung und den Straßenbau etwa 3,3 Mio. Euro investiert.

Stadt nimmt Stellung

Was sagt die Stadt zu den Kritikpunkten? Weitere Rückmeldungen aus der Bevölkerung lägen der Stadt Bochum nicht vor, teilt Stadtsprecher Peter van Dyk mit. „Stadtauswärts war kein Platz für einen Radweg, wegen der Straßengeometrie insgesamt und der Bäume“, erklärt er.

Die Fläche von den Parkplätzen habe man für den Erhalt der Baumstandorte benötigt. „Diese sind deshalb jetzt teilweise kleiner“, gibt er zu. Der überbreite Gehweg sei bewusst für unsicherere Radfahrende freigegeben worden. „Radfahrende haben aber die Wahl, ob sie auf dem Gehweg oder der Straße fahren wollen“, betont van Dyk.

E-Ladesäule in Planung

Die Fahrradständer seien aufgebaut worden, weil der Parkstreifen aufgrund der dortigen Baumwurzeln nicht durchgezogen werden konnte. „Die Alternative wären Poller gewesen, die keinen weiteren Nutzen haben“, zeigt der Stadtsprecher auf. Stattdessen habe man Fahrradabstellanlagen geplant, da die Stadt gemäß Ratsbeschluss den Auftrag habe, überall im Stadtgebiet 5000 Abstellanlagen zu schaffen. „Diese Stelle hat sich dafür angeboten“, so van Dyk.

Ladesäulen im Stadtgebiet

Für Errichtung und Betrieb einer E-Ladesäule ist eine Sondernutzungserlaubnis nötig. Investoren können Standorte in einem offenen Wettbewerb beantragen.

Bei der Stadt gibt es eine Richtlinie mit erforderlichen Schritten sowie technischen und rechtlichen Details. Außerdem wurde das Stadtgebiet in statistische Viertel eingeteilt, die den Bedarf anzeigen. Weitere Infos: www.bochum.de/tiefbauamt

In puncto E-Ladesäulen gilt Folgendes: Die Stadt errichtet und betreibt E-Ladesäulen nicht selbst. Stattdessen steuert sie nur den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur, indem sie privaten Investoren straßenrechtliche Sondernutzungserlaubnisse erteilt. Van Dyk hat für die Anwohner der Königsallee gute Nachrichten: „Im vorliegenden Fall ist dort eine E-Ladesäule mit zwei Ladepunkten mit einem Investor in Abstimmung“, verrät er.