Bochum/Seoul. Tausende Jugendliche werden beim Weltpfadfindertreffen in Südkorea vor einem Taifun in Sicherheit gebracht. Auch 15 Bochumer sind auf der Flucht.

Das große Treffen der Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus der ganzen Welt in Südkorea steht unter keinem guten Stern: Hitze, zu wenig Toiletten, schlechte Organisation – und nun musste das riesige Zeltlager abgebaut werden, weil ein Tropensturm naht. 43.000 junge Menschen zwischen 14 und 18 Jahren werden vor dem Taifun in Sicherheit gebracht – darunter auch 15 Bochumer.

Bochumer Jugendliche fliehen in Südkorea vor Tropensturm

Am Mittwochabend, 9. August, soll der Taifun „Khanun“ das 2000 Hektar große Areal erreichen. Was das für die Zeltlandschaft bedeutet hätte, haben die Pfadfinderinnen und Pfadfinder gleich zu Beginn ihres Abenteuers in Saemangeum erlebt. „Da hat es zwei Stunden gestürmt und geregnet“, berichtet Christian Schnaubelt, der die zwölf Bochumer Jugendlichen als einer von drei Erwachsenen begleitet. „Danach war hier alles schlammig. Vielleicht so ähnlich wie in Wacken.“

Von daher hält er die Entscheidung für vollkommen richtig, das Zeltlager abzubrechen und die Teilnehmenden rund um Seoul verteilt unterzubringen. „Der Wind hatte zuletzt schon stark zugelegt. Wer weiß, ob die Zelte einem Taifun standgehalten hätten. Der Boden aber ist so hart, dass er die Wassermassen in jeden Fall nicht hätte aufnehmen können.“

Svea, Helen, Frida, Julia und Ida aus Bochum befinden sich derzeit beim Weltpfadfindertreffen in Südkorea. Wegen eines nahenden Tropensturms mussten sie das Zeltlager verlassen.
Svea, Helen, Frida, Julia und Ida aus Bochum befinden sich derzeit beim Weltpfadfindertreffen in Südkorea. Wegen eines nahenden Tropensturms mussten sie das Zeltlager verlassen. © Christian Schnaubelt

Schnaubelt berichtet, dass das Militär die Evakuierung des Geländes übernommen habe. „Die haben 1000 Busse besorgt, um uns alle in Sicherheit zu bringen.“ Zunächst seien die Jugendlichen gefahren worden, zuletzt dann die Erwachsenen.

Aus Deutschland waren Anfang August 2200 Pfadfinderinnen und Pfadfinder nach Südkorea geflogen, davon allein 400 aus NRW. Aus Bochum sind u.a. Svea aus Altenbochum, Helen, Frida und Julia aus Wiemelhausen sowie Ida aus Weitmar dabei. Die 16-Jährigen gehören zu den Pfadfinderstämmen Altenbochum und Bärendorf, Christian Schnaubelt zu Harpen.

Auf diesem riesigen Gelände in Südkorea war die Zeltstadt für das Weltpfadfindertreffen errichtet worden. Unter den Teilnehmenden sind auch 15 Bochumer.
Auf diesem riesigen Gelände in Südkorea war die Zeltstadt für das Weltpfadfindertreffen errichtet worden. Unter den Teilnehmenden sind auch 15 Bochumer. © Sebastian Humbek | Sebastian Humbek

Niklas König, Sprecher der deutschen Delegation, zählt zu den letzten, die am Dienstag den Zeltplatz verlassen. Auch er hält die Evakuierung für richtig. „Der Sturm hätte verheerende Auswirkungen gehabt“, glaubt er. Der Ablauf sei prima geregelt. „Montagmittag wurde bekanntgegeben, dass das Zeltlager wegen des Taifuns aufgelöst wird. Danach blieb genug Zeit zu packen und die Zelte abzubauen.“

Untergebracht würden die deutschen Teilnehmenden in der Stadt Suwon, südlich von Seoul. „Dort gibt es zwei Universitäten, wo wir in Studentenheimen wohnen werden“, berichtet König. Die Fahrt dorthin dauere vier bis fünf Stunden. Das Positive an dem Umzug: „Die Busse sind klimatisiert, ebenso unsere neuen Unterkünfte.“

Pfadfinder aus Bochum traurig: Kein internationaler Austausch mehr möglich

Von daher ist die räumliche Veränderung für die Teilnehmenden sogar ein „Upgrade“. „Dennoch sind am Dienstag bei der Abreise so manche Tränen geflossen“, wissen König und Schnaubelt. Das große Treffen habe nach einigen Startschwierigkeiten gerade so richtig Fahrt aufgenommen, berichten sie. Die Bochumer Pfadfinderinnen und Pfadfinder hätten Gleichgesinnte aus Italien, den Niederlanden, Taiwan, Ruanda, Argentinien und Kolumbien kennengelernt, so Schnaubelt. Ein weiteres Wiedersehen sei nun erst bei der Abschlussveranstaltung am Freitag, 11. August, in einem Stadion in Seoul möglich. Denn alle Nationen seien nun um die Landeshauptstadt herum verteilt untergebracht. Immerhin: Mit den Deutschen sind auch Vertreter aus Papua-Neuguinea und Namibia untergebracht.

Auch interessant

Mit den Eltern der Jugendlichen befinde man sich im Austausch, sagt Niklas König. Viele seien natürlich besorgt ob der aktuellen Entwicklung. „Daher haben wir alle frühzeitig per E-Mail informiert und bieten auch auf unserer Internetseite www.worldscoutjamboree.de einen Liveticker mit aktuellen Informationen.“

Zu Beginn des Welttreffens waren vor allem auch organisatorische Probleme und die Hitze (auch nachts über 30 Grad) Thema unter den Pfadfinderinnen und Pfadfindern. „Es gab zu wenig Toiletten und Schattenplätze“, berichtet Niklas König. Es sei aber schnell nachgebessert worden: „Die Veranstalter haben Kühlbusse vorgefahren, Schattenzelte aufgebaut und Kühltunnel mit Pflanzen errichtet. Auch die Anzahl der Toiletten inklusive Personal wurde aufgestockt.“ Schnaubelt hebt die Gastfreundschaft der Südkoreaner hervor: „Viele Anwohner haben uns mit Getränken und Obst versorgt, weil sie von den anfänglichen Problemen gehört hatten. Das war schon toll.“