Bochum-Weitmar. Der neue Kreisverkehr in Weitmar-Mark ist Bochums teuerster Kreisel. Für Radfahrer jedoch fehlt ein Streifen in dem Rund. Das ist der Grund.
„Zeit, dass sich was dreht“ – in Anlehnung an den WM-2006-Song von Herbert Grönemeyer wird in Bochum-Weitmar-Mark am Freitag und Samstag, 4. und 5. August, das Ende einer Leidenszeit gefeiert. Nach eineinhalb Jahren ist der Kreisverkehr endlich fertig. Mit 3,2 Millionen Euro Baukosten ist er Bochums teuerster Kreisel. Eines fehlt jedoch: ein Radweg.
3,2 Millionen Euro für neuen Kreisel – aber ein Radweg fehlt
Diesen sucht man im Kreisverkehr vergeblich. Vergessen wurden die Markierungen nicht, heißt es aus dem Rathaus auf WAZ-Anfrage. Es sei eine ganz bewusste Entscheidung, auf eine eigene Spur für Radfahrer zu verzichten. Und das nicht nur in Weitmar-Mark. „Das halten wir im ganzen Stadtgebiet so bei Kreisverkehren“, sagt Christoph Matten vom Tiefbauamt.
Aus Sicht der Stadt sei es für Radfahrer am sichersten, wenn sie sich in den fließenden Verkehr einfädeln und mit ihm durch den Kreisverkehr fahren würden. So sei die Gefahr am geringsten, von Autofahrern übersehen zu werden. Ziel sei es, dafür zu sorgen, dass Radfahrer im Kreisel nach Möglichkeit nicht überholt werden können.
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„Deshalb werden wir auf der Linie zum inneren Kreis rundum Silberknöpfe befestigen“, kündigt Matten an. Diese würden einen normalen Pkw beim Überfahren „ordentlich durchrütteln“ und sollen dafür sorgen, dass man auf der vorgegebenen Fahrbahn bleibt. „Und diese ist so schmal, dass man einen Radfahrer nicht überholen kann.“ Mit diesem „Trick“ habe man bei anderen Kreisverkehren im Stadtgebiet gute Erfahrungen gemacht.
Der innere Kreis zur Insel hin sei zum Ausweichen für große Fahrzeuge wie Lkw und (Gelenk-)Busse gedacht, die einen größeren Radius bräuchten, um durch den Kreisverkehr zu kommen, erklärt Matten. Der Platz für normale Autos sei bewusst so knapp bemessen. „Die Leute sollen im Kreisverkehr ja vom Gas gehen.“
Zu dieser Form der Verkehrsführungen seien schon in den 90er Jahren „coole Untersuchungen“ gemacht worden, berichtet Christoph Matten, an denen er als wissenschaftliche Hilfskraft habe teilnehmen dürfen. In Kreisverkehren mit separater Radspur seien die Radfahrer überholt und dann beim Abbiegen oft übersehen worden. „Auch wenn wir den Radverkehr hinter den Grünflächen verlaufen ließen, wäre die Gefahr zu groß, nicht gesehen zu werden.“
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Über all die Jahre sei man in Bochum mit dieser Methode, Radfahrer sicher durch einen Kreisverkehr zu bringen, gut gefahren, sagt Matten. „Daher machen wir das stadtweit auch bei allen Kreiseln so.“ Vor und hinter dem Kreisverkehr gehe es mit dem Radweg ganz normal weiter.
Kein Radweg im Kreisverkehr: Das sagt der ADFC Bochum dazu
Der ADFC Bochum hält das Vorgehen der Stadt Bochum für richtig. Am wichtigsten sei, dass die Radfahrer von den Autofahrern gesehen würden, sagt Bernhard Raeder vom Vorstand des ADFC. Und es sei sinnvoll, es einheitlich zu handhaben. „Jetzt in Weitmar-Mark plötzlich Radspuren in den Kreisverkehr zu integrieren, würde die Autofahrer eher verwirren.“
Den neuen Kreisel auf der Kreuzung Markstraße/Karl-Friedrich-Straße/Heinrich-König-Straße/Kemnader Straße findet Raeder gelungen. „Er ist sehr übersichtlich. Ich habe dort mal über eine längere Zeit gestanden und das Geschehen beobachtet. Und es ist eingetreten, was erhofft wird: Die Radfahrer fahren im Verkehr mit. Das klappt.“
Einen Verbesserungsvorschlag hat Raeder jedoch: „Man könnte die Radspuren auf den letzten 20 Metern vor dem Kreisverkehr mit roter Farbe markieren. Das wäre ein zusätzliches Sicherheitssignal und würde die Autofahrer noch mehr auf die Radfahrer aufmerksam machen.“
Grundsätzlich sei der ADFC jedoch nicht gegen Radspuren in Kreiseln. Bei den meisten fehle einfach der nötige Platz für einen 1,80 Meter breiten Streifen, so Raeder. „Aber bei größeren Kreisverkehren mit zwei Fahrspuren wäre das schon sinnvoll.“